Immortals After Dark 12 - Lothaire
Fäusten erteilte er seine Befehle. »Lasst mich allein, damit ich mich ankleiden kann.«
Lasst mich allein, damit ich mich an der Vorstellung meiner Braut ergötzen kann, die in einem Höllenschlund voller bösartiger Walküren festsitzt.
Die Erzfurie Carafina würde sie terrorisieren. Die kriegslüsterne Regin würde ihr an die Gurgel gehen. Würde Nïx Elizabeth retten oder aber der Natur ihren Lauf lassen?
Ich hoffe, Letzteres.
Vielleicht sollte er seiner Frau ein
Abschiedsgeschenk
zukommen lassen, wie sie einst gesagt hatte.
Ja, um sie darüber zu informieren, dass ich jetzt ein König bin und sie verlassen habe.
Die Prinzen translozierten sich einer nach dem anderen davon. Stelian murmelte noch etwas vor sich hin: »Ein rotäugiger König, der seine Braut verschmäht. Die Götter mögen uns beistehen …«
53
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Blutsauger: töten oder getötet werden«, verkündete Regin die Strahlende, eine Jahrtausende alte Schwertkämpferin mit leuchtender Haut, in unheilvollem Tonfall. »Also erhebe deine Waffe und bereite dich auf dein Ende vor, denn gleich werde ich dich einen Kopf kürzer machen.«
Ellie gähnte. Zehn Tage lang immer nur dasselbe. Das wurde langsam echt öde. »Ich will keine Videospiele mehr spielen.«
Regins Gefährte, der Berserker Declan, hatte dauernd irgendwelche Treffen mit anderen Berserkern, bei denen es um die Akzession ging, und darum hockte Regin hin und wieder den ganzen Tag hier auf der Couch und spielte mit Ellie.
Zuerst war Regin ziemlich aufgeregt gewesen, Ellie zu begegnen, da diese getan hatte, wovon Regin schon seit Jahrhunderten träumte. »Gebt dieser blutsaugenden Blutsaugermörderin ein Glas vom Besten, was dieser Laden zu bieten hat! Du hast Lothaire umgehauen? Echt jetzt? Das musst du mir unbedingt erzählen, jede einzelne Sekunde bitte, und wenn möglich mit rauchiger Stimme.«
Das Einzige, was die Walküren mehr hassten als Vampire im Allgemeinen, war Lothaire im Besonderen.
Selbstverständlich wäre es Regin gelungen, sich »Lothaires Kopf und Fänge« mitzunehmen.
Doch nach ein paar Tagen war Regin klar geworden, dass Ellie immer noch Gefühle für den Erzfeind der Walküren hegte. »Nicht cool, kleine Hinterwäldlerin, das ist gar nicht cool.«
Warum war er noch nicht hier, um Ellie zu holen? Von Zeit zu Zeit war Nïx vorbeigekommen und hatte sie auf dem Laufenden gehalten – auch wenn das, was sie sagte, nicht immer verständlich war. Von Nïx wusste Ellie jedenfalls, dass Lothaire sich erholte und nach Dakien eingeladen worden war, um dort zu herrschen.
Sergei lebte nicht mehr. Lothaire war König geworden, so wie er es sich immer gewünscht hatte.
Ellie durchlebte eine Vielzahl von Gefühlen, wenn sie an ihn dachte: Schuld, Wut, Sehnsucht.
War alles vergeben und vergessen? Nein, ganz und gar nicht! Sie war immer noch stinksauer auf ihn. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie sich nicht furchtbar nach ihm sehnte und es nicht erwarten konnte, von ihm gerettet zu werden. Ellie wusste, dass er das konnte. Sie war davon überzeugt, dass er so ziemlich alles konnte. Aber nach beinahe zwei Wochen musste sie sich doch fragen, ob König Lothaire sich seine Königin jemals zurückholen würde.
»Wenn er doch wieder gesund ist, warum kommt er dann nicht?«, hatte sie Nïx gefragt.
»Wer?«
Ȁh,
Lothaire
.«
»Der Name sagt mir im Moment gar nichts …«
»Kann ich vielleicht eine Nachricht nach Dakien schicken, um zu erklären, was passiert ist?«
»Wem schicken wir eine Nachricht?«, hatte Nïx mit vor Vorfreude leuchtenden Augen gerufen.
»Wir spielen morgen wieder«, sagte Ellie jetzt zu Regin. »Außerdem, ist es nicht schon Zeit für mein Tässchen Abendblut?«
Regins bernsteinfarbene Augen leuchteten vor Zorn silbern auf. »Ich bin doch nicht dein Mädchen fürs Blutholen.« Sie stieß ein Kreischen aus, das Ellies empfindlichen Ohren wehtat. »Lutsch meinen Schwanz, Vampirellie, lutsch ihn!«
Wütend bohrte Ellie Regin ihre Knöchel mit all ihrer neu gewonnenen Vampirkraft in den Arm.
Nïx hatte ihr ganz zu Beginn geraten: »Wenn eine meiner Halbschwestern frech wird, dann lass dir nichts gefallen.«
Ellie hatte gelernt, dass es keine andere Möglichkeit gab, mit Walküren fertigzuwerden. Wenn sie Frauen mochten, die sich nicht auf der Nase herumtanzen ließen, dann war es nur noch eine Frage der Zeit, ehe sie die mit Abstand Beliebteste hier sein würde.
»Miststück!«, schrie Regin. »Du kannst dich nicht
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