Immortals After Dark 12 - Lothaire
translozierte er sich in seine Suite, wo er in seinem Schlafzimmer auf und ab wanderte.
Er wünschte sich doch nur eins: Er wollte nicht mehr verraten werden. Elizabeths Liebe war nicht einmal sein ausdrücklicher Wunsch gewesen. Aber er hatte geglaubt, dass ihre Loyalität der Liebe folgen würde.
Warum war er nicht imstande gewesen, sie zu gewinnen?
Früher war ihm jede Frau, die er einmal in sein Bett geholt hatte, jahrelang gefolgt. Aber nicht seine Braut, die eine, die er allen anderen vorzog.
Sie wollte mich nicht zurückhaben, und ich begreife einfach nicht, warum nicht.
Während er sich abmühte, das Rätsel zu lösen, das Elizabeth für ihn darstellte, rekapitulierte er in Gedanken noch einmal ihre gemeinsame Zeit.
Ich habe
ihr
niemals gesagt, was ich fühlte. Aber scheiß drauf, immerhin habe ich versucht, für sie zu sterben. Sie kennt mich besser als jeder andere und ist schlau genug, um zu wissen, was ich fühle.
Vielleicht hätte ich ihr mal sagen sollen, dass sie schlau ist …?
Er erinnerte sich noch gut an Saroyas Arroganz. Die Göttin wäre niemals auf die Idee gekommen, jemand könnte sie nicht begehren. Er erinnerte sich auch, dass es ihm vorgekommen war, als ob darin eine Lektion für ihn verborgen wäre.
Ich war so arrogant, dass ich niemals damit gerechnet habe, Elizabeth könnte mich nicht genauso begehren wie ich sie.
In den meisten Nächten sorgte er dafür, dass er beschäftigt war, aber wenn er zur Ruhe kam, konnte er sie fühlen und ihre Gegenwart über die Blutverbindung wahrnehmen. Obwohl er versucht hatte, ihre Gefühle zu erforschen, war die Entfernung zu groß. Außerdem konnte er noch nicht einmal seine eigenen benennen, von denen anderer ganz zu schweigen.
Er wusste nur, dass sie keine Angst spürte. Dann musste sie also in Sicherheit sein.
Was soll ich nur ohne sie tun?
Wenn es ihm schließlich gelang, zu schlafen, streckte er immer wieder die Hände nach ihr aus, sehnte sich mit Körper und Seele nach ihr.
Und er hasste sie dafür.
Sein Herz schmerzte, wie nichts zuvor je geschmerzt hatte. Am liebsten hätte er vor Kummer laut geheult. Ein scharfer, stechender Schmerz plagte ihn bei jedem einzelnen Schlag.
»Elizavetta!«, brüllte er mit zur Decke gewandtem Gesicht, während er sich mit den Klauen die Brust zerfleischte. Er hasste es, dass sein Herz für sie allein schlug, dass sie es ins Leben zurückgebracht hatte …
Sie hat
mich
ins Leben zurückgebracht.
Wie ein Tier, das sich eine verfaulende Gliedmaße abnagt, weil es in einer Falle festsitzt, zerfetzte er sich die Brust.
55
»Ein Paket!«, rief jemand von unten.
Ellie hörte in ihrem vorübergehenden Zimmer, wie ungefähr ein Dutzend Walküren daraufhin die Treppe hinunterstürzte.
»Für wen ist es?«
»Muss für mich sein!«
»Halt die Klappe!«
»Halt du doch die Klappe!«
Ellie seufzte. Sie staunte immer noch, wie habgierig ihre Walküren-Kerkermeisterinnen waren. Sie hatte gesehen, wie sie einander in ausgefuchsten Raubzügen die Klamotten stahlen, Schwertkämpfe wegen eines Schmuckstücks führten oder wie sie sich um die neuesten Waffen prügelten.
Da sie nun gelernt hatte, sich zu translozieren, dachte Ellie kurz daran, sich nach unten zu teleportieren und ihnen allen zuvorzukommen, aber sie hatte nicht die nötige Energie. Ihr Appetit hatte sie verlassen.
Kein Verlangen – weder nach Essen noch nach Blut.
Im Vergleich zum köstlichen Geschmack von Lothaires dunklem Blut war das Zeug aus dem Beutel einfach nur eklig.
Sie war jetzt schon seit über drei Wochen in Val Hall und wartete immer noch darauf, dass er kommen und sie retten würde.
Inzwischen hatte Ellie Lothaire vergeben, dass er sie in einen Vampir verwandelt hatte. Auch wenn sie sich gelegentlich immer noch wie ein Monster aus dem Kuriositätenkabinett fühlte – wenn ihre Augen sich schwarz färbten und ihre Fänge sich aus keinem ersichtlichen Grund schärften –, war es gar nicht mal übel, ein Vampir zu sein.
Gelegentlich gefiel es ihr sogar, dass sie so stark war, zum Beispiel, wenn sie sich mit großmäuligen Walküren prügelte.
Ellie hatte Lothaire eine Menge Dinge vergeben, die er getan hatte, nachdem ihr klar geworden war, dass das, was Lothaire sagte, nicht immer zu dem passte, was er tat.
Obwohl er sich über sie lustig gemacht hatte, weil sie so ein jämmerlicher kleiner Mensch war, hatte er später den Flammentod sterben wollen, um ihr das Leben zu retten – und zu der Zeit war sie noch menschlich
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