Imperator 02 - König der Sklaven
reichte sie ihm und sah zu, wie er sie leerte.
»Es war Mithridates«, sagte der Mann mit heiserer, krächzender Stimme. »Nachdem Sulla gestorben war, rief er sie …« Er hustete wieder, und Julius stand erschüttert auf. Er trat hinaus an Deck, weg von dem aufdringlichen Gestank der Krankheit, der den Raum erfüllte. Sulla war tot? Er umklammerte die Reling von Celsus’ Schiff, bis er Krämpfe in den Händen bekam. Er hoffte, der Mann, der ihm Marius genommen hatte, mochte einen langsamen, qualvollen Tod gestorben sein.
Immer wieder hatte er die Vorstellung gehegt, wie er mit seinen neuen Männern nach Rom zurückkehrte, reich und mit gewachsener Macht, um gegen Sulla zu kämpfen und Marius zu rächen. In ruhigeren Momenten hatte er dies als eine kindliche Phantasie erkannt, die ihm aber lange Zeit Kraft gegeben hatte, ein Traum, der ihn die Monate in der Zelle, die Anfälle, all das hatte ertragen lassen.
Während der Tag weiter voranschritt, stürzte sich Julius auf die tausend Aufgaben, die erledigt werden mussten, um das Hafengebiet zu sichern. Die Befehle, die er gab, und die Männer, mit denen er sprach, schienen weit entfernt, während er über die Neuigkeiten nachdachte, die ihm der Sterbende mitgeteilt hatte. Den Nachschub und die Unterkünfte zu organisieren, bot ihm wenigstens die Möglichkeit, sich zu beschäftigen. Sullas Tod hinterließ eine Lücke in seiner Zukunft, eine Leere, die all seine Anstrengungen zunichte machte.
Als ihn der Händler Durus fand, war er gerade dabei, mit drei Legionären einen vergifteten Brunnen zu säubern. Es gehörte zum üblichen Vorgehen eines Eroberers, die Wasserversorgung eines Ortes mit verwesenden Tierkadavern zu verunreinigen. Julius arbeitete wie betäubt zusammen mit den anderen, zog tote Hühner heraus und versuchte, sich bei dem Geruch nicht zu übergeben, während er sie beiseite warf.
»Ich muss mit dir reden, Herr«, verkündete Durus.
Da Julius ihn zuerst nicht zu hören schien, wiederholte er die Worte noch einmal lauter. Julius seufzte, ging zu ihm hinüber und ließ die Legionäre die mit Haken versehenen Seile allein zu einem weiteren Versuch hinunterwerfen. Julius wischte sich beim Gehen die stinkenden Hände an der Tunika ab, und Durus konnte sehen, wie erschöpft er war. Plötzlich wurde ihm klar, wie jung dieser Mann war. Jetzt, nachdem die Müdigkeit das Feuer in ihm fast zum Erlöschen gebracht hatte, sah er beinahe verloren aus. Der Händler räusperte sich.
»Ich würde gerne mit meinen beiden Triremen in See stechen. Ich habe meinen Namen unter einen Brief gesetzt, in dem steht, dass du die Ventulus gemietet hast, um Jagd auf die Piraten zu machen. Es wird Zeit für mich, zu meiner Familie und meinem Leben zurückzukehren.«
Julius sah ihn unverwandt an, ohne zu antworten. Nach einer Weile setzte Durus von neuem an. »Unserer Vereinbarung nach sollte ich mein Schiff und die andere Trireme als Ersatz für die verlorene Ladung bekommen, sobald du Celsus gefunden hast. Ich habe keine weiteren Beschwerden vorzubringen, aber du musst deinen Männern den Befehl geben, meine Schiffe zu verlassen, damit ich nach Hause segeln kann. Von mir nehmen sie keine Befehle entgegen, Herr.«
Julius fühlte sich innerlich zerrissen und wütend. Ihm war nie klar gewesen, wie schwer es sein konnte, wenigstens den Anschein von Ehre aufrechtzuerhalten. Er hatte Durus die beiden Schiffe versprochen, aber das war gewesen, bevor er den griechischen Hafen vom Krieg verwüstet vorgefunden hatte. Was erwartete der Mann denn? Jeder kriegerische Instinkt, den man Julius eingebläut hatte, sagte ihm, er solle die Forderungen kurzerhand zurückweisen. Wie konnte er auch nur daran denken, zwei seiner wertvollsten Trümpfe aus der Hand zu geben, während Mithridates alles Römische aus dem Fleisch Griechenlands herausschnitt?
»Geh ein paar Schritte mit mir«, sagte er zu Durus und strebte eilig an ihm vorbei, wodurch der Kapitän gezwungen wurde, in Laufschritt zu fallen, um mit ihm mithalten zu können. Julius ging schnell zum Hafen zurück, wo sich die drei Schiffe sanft auf dem Wasser auf und ab wiegten. Als er näher kam, salutierten die Wachen. Julius erwiderte den Gruß und blieb plötzlich an der Kaimauer stehen, wo die Galeeren über ihnen aufragten.
»Ich will nicht, dass du nach Hause segelst«, sagte er knapp.
Durus wurde rot vor Überraschung. »Du hast mir dein Wort gegeben, ich könne verschwinden, wenn du Celsus’ Schiff erobert hast«, stieß er
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