Imperator 02 - König der Sklaven
für eine Weile verlassen.«
»Aber du warst der Kapitän, Gadi. Du hättest auf deinem Befehlsrecht bestehen können.«
Gaditicus lächelte ein wenig traurig.
»Ein Mann, der das tun muss, merkt ziemlich schnell, dass er keinen sehr guten Stand hat.«
»Du bist ein guter Mann. Und ein großartiger Kapitän«, sagte Julius und wünschte sich, er hätte bessere Worte für seinen Freund gefunden. Er wusste, was für eine seltene Stärke es Gaditicus abverlangt hatte, seinen Stolz hinunterzuschlucken, doch ohne dies wäre es ihnen niemals gelungen, ihr Leben und ihre Ehre zurückzuerobern.
»Na, dann komm«, sagte er. »Wenn du es so willst, setzen wir nach Griechenland über und begeben uns wieder in die Zivilisation.«
Gaditicus lächelte mit ihm. »Was wirst du mit deinem Anteil am Gold machen?«, fragte er vorsichtig.
Nur Suetonius hatte sich beschwert, als Julius die Hälfte für sich beansprucht hatte, während der Rest zu gleichen Teilen aufgeteilt werden sollte. Auch wenn sie das römische Silber und die Lösegelder für die Offiziere der Accipiter abzogen, würde ihr Anteil immer noch größer sein, als sie jemals zu hoffen gewagt hatten. Suetonius hatte kein Wort mehr mit Julius gesprochen, nachdem er die für ihn bestimmte Summe erhalten hatte. Außer ihm gab es jedoch kein unzufriedenes Gesicht auf den drei Schiffen. Die anderen betrachteten Julius beinahe mit Ehrfurcht.
»Ich weiß noch nicht, was ich damit anfange«, sagte Julius, und sein Lächeln erstarb. »Ich kann nicht nach Rom zurückkehren, wie du weißt.«
»Sulla?«, fragte Gaditicus und erinnerte sich an den jungen Mann, der kurz vor dem Auslaufen in Ostia an Bord seiner Galeere gekommen war, das Gesicht noch verschmiert vom Ruß der brennenden Stadt hinter ihm.
Julius nickte finster.
»Ich kann nicht zurückkehren, solange er am Leben ist«, murmelte er, und seine Laune verfinsterte sich ebenso schnell, wie sie sich gehoben hatte.
»Du bist zu jung, um dir deswegen Gedanken zu machen. Manche Feinde kann man schlagen, andere muss man einfach überleben. Das ist sicherer.«
Julius dachte an diese Unterhaltung, als sie durch den tiefen Kanal segelten, hinter dem Thessaloniki vor den Stürmen des Ägäischen Meeres geschützt lag. Die drei Schiffe segelten Bug an Bug vor dem böigen Wind. Die Segel knatterten, und alle Männer, die sonst nichts zu tun hatten, waren an Deck mit Putzen und Polieren beschäftigt. Er hatte drei Flaggen der Republik für die Masten herstellen lassen, und wenn sie um die letzte Bucht herum auf den Hafen zusteuerten, würden sie einen Anblick bieten, der römische Herzen höher schlagen lassen würde. Er seufzte leise vor sich hin. Rom war alles, was er kannte. Tubruk, Cornelia und Marcus … wann würden sie sich wiedersehen? Seine Mutter. Zum ersten Mal, solange er sich erinnern konnte, wollte er sie sehen, nur um ihr sagen zu können, dass er ihre Krankheit verstand und dass es ihm Leid tat. Ein Leben im Exil war nicht zu ertragen. Er schauderte leicht, als der Wind in seine Haut schnitt.
Gaditicus trat neben ihm an die Reling. »Irgendetwas stimmt hier nicht, mein Junge. Wo sind die Handelsschiffe? Die Galeeren? Vor uns müsste eigentlich ein geschäftiger Hafen liegen.«
Während sie sich näherten, strengte Julius seine Augen an, um etwas an Land erkennen zu können. Dünne Rauchfahnen stiegen in den Himmel, zu viele, um von Kochstellen zu stammen. Als sie nahe genug herangekommen waren, um anlegen zu können, erkannte er, dass die einzigen anderen Schiffe im Hafen schwere Schlagseite hatten und Brandspuren aufwiesen. Von einem war kaum mehr als der ausgebrannte Rumpf übrig. Auf dem Wasser im Hafenbecken schaukelte eine Schicht aus nasser Asche und Holzsplittern.
Die restlichen Männer kamen an die Reling und betrachteten betreten schweigend das Bild der Verwüstung, das sich ihnen bot. Im schwachen Sonnenlicht wurden verwesende Leichen sichtbar. Kleine Hunde zerrten an ihnen und ließen die ausgestreckten Gliedmaßen in einer vulgären Parodie des Lebens hüpfen und zucken.
Die drei Schiffe machten fest, und die Soldaten gingen an Land, ohne die unnatürliche Stille zu stören, die Hände ohne Befehl an den Griffen der Schwerter. Julius ging mit ihnen, nachdem er Gaditicus angewiesen hatte, alles für einen schnellen Rückzug bereitzuhalten. Der römische Kapitän nahm den Befehl mit einem Nicken entgegen und stellte rasch eine kleine Truppe zusammen, die bei ihm bleiben und die Ruderer bewachen
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