Imperator 02 - König der Sklaven
und die anderen grinsten. Was auch passierte, es hatte sich eine Freundschaft gebildet, die niemals entstanden wäre, wenn sie noch auf der Accipiter gewesen wären.
»Geh schnell zurück zu den Männern, Peli. Falls du verfolgt wirst, erwarte ich, dass du die Verfolger abhängst, ehe du in die Nähe unserer Leute kommst. Wenn du sie nicht loswerden kannst, sollen die Männer die Beobachter fangen und fesseln, bis die Nacht vorüber ist. Wenn sie morgen vermisst werden, kann uns das egal sein. Dann sind wir schon längst weg.«
Pelitas stand auf, leerte seinen Becher und rülpste leise. Ohne ein weiteres Wort stiefelte er hinaus, und Julius blickte die drei Männer an, die zurückgeblieben waren.
»Und jetzt, meine Herren«, äffte er den Tonfall des Quästors nach, »begeben wir uns an Bord eines Handelsschiffes.«
Kapitän Durus von der Ventulus war ein höchst zufriedener Mann. Sein Frachtraum war zum Bersten mit Fellen und exotischen Hölzern gefüllt, die ihm in Italien ein kleines Vermögen einbringen würden. Der Stolz der Ladung waren zehn Stoßzähne aus Elfenbein, jeder so lang wie ein Mann. Die Tiere, die dafür gestorben waren, hatte er nie zu Gesicht bekommen, sondern die Ware von einem Händler im Hafen erworben, der sie wiederum bei Jägern weiter im Landesinnern eingetauscht hatte. Er wusste, dass er das Dreifache des Preises dafür bekommen würde, und beglückwünschte sich zu seinem Verhandlungsgeschick. Es hatte fast zwei Stunden gedauert, und er war gezwungen gewesen, ein paar wertlose Ballen Stoff als Teil des Geschäftes zu akzeptieren. Aber sogar diese würden ein paar Bronzemünzen für Sklavenkleidung einbringen, dachte er, also konnte er sich nicht beklagen. Es war eine äußerst erfolgreiche Fahrt gewesen, und auch wenn er die Ausgaben für Hafengebühren und den Proviant für die Mannschaft und die Sklaven abziehen musste, blieb ihm immer noch genug übrig, um seiner Frau die Perlen zu kaufen, die sie haben wollte, und sich selbst vielleicht ein neues Pferd. Einen guten Hengst, der die Stute seiner Frau decken konnte, falls er einen zu einem vernünftigen Preis bekam.
Seine Gedanken wurden von vier Soldaten unterbrochen, die den Kai entlangkamen, an dem die Ventulus festgemacht hatte. Vermutlich schickte sie dieser Quästor, der seine Nase überall hineinsteckte und den Hafen kontrollierte. Er seufzte leise, setzte aber gleichzeitig ein Lächeln auf, als sie auf ihn zutraten.
»Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen«, sagte einer von ihnen.
»Natürlich«, erwiderte Durus, der sich fragte, ob sie noch eine weitere Steuer oder Bestechungsgeld von ihm erpressen wollten. Langsam war es wirklich genug.
»Was kann ich für euch tun?«, fragte er, als sie an Deck standen. Stirnrunzelnd bemerkte er, dass zwei von ihnen ihn überhaupt nicht beachteten und stattdessen sämtliche Einzelheiten des kleinen Handelsschiffs begutachteten. Der größte Teil seiner Besatzung hatte natürlich Landurlaub, deshalb lag es bis auf zwei Männer, die nicht weit entfernt an Deck standen, praktisch verlassen da.
»Wir müssen dir ein paar Fragen stellen, unter vier Augen«, sagte einer der Soldaten.
Durus bemühte sich ruhig zu bleiben. Hielten sie ihn für einen Schmuggler? Für einen Piraten? Er versuchte unschuldig auszusehen, doch man konnte immer etwas finden. Heutzutage gab es so viele Vorschriften, dass man unmöglich an alle denken konnte.
»In meiner Kajüte habe ich einen ausgezeichneten Wein. Dort können wir uns unterhalten«, sagte er und rang sich abermals ein Lächeln ab.
Sie folgten ihm, ohne ein Wort zu sagen.
14
»Warte! Irgendetwas stimmt hier nicht«, zischte Suetonius und hielt Prax zurück, der gerade aus der Dunkelheit der Hafengebäude treten wollte.
Der Optio schüttelte verärgert die Hand ab, die ihn festhalten wollte.
»Ich höre nichts. Wir müssen zu Julius. Komm schon.«
Suetonius schüttelte den Kopf und ließ den Blick über den leeren Hafen gleiten. Wo blieb nur der Quästor? Der Mann würde doch wohl nicht etwa die Warnung ignorieren, die er ihm hatte zukommen lassen? Es war so einfach gewesen, einem Legionär die Botschaft ins Ohr zu flüstern, als dieser auf dem dunklen Abort des Gasthauses seine Blase entleerte. Ehe der Soldat fertig war und sich umdrehen konnte, war Suetonius schon wieder mit vor Aufregung hämmerndem Herzen in den Lichtern und dem Gedränge der Menge im Schankraum untergetaucht. War der Mann zu betrunken gewesen, um die
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