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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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die Hand und legte sie mit liebevollem Druck auf die seine, die sie festhielt.
    »Der Senat besteht eben nur aus Männern, und Männer tun nur selten das, was richtig ist. Meistens tun sie nur dann etwas, wenn man sie dazu überredet, es ihnen befiehlt oder wenn man sie einschüchtert. Großzügige Bestechungssummen wandern von einer Hand zur anderen, aber Roms eigentliche Währung besteht aus Einfluss und Gefälligkeiten. Ersteren besitze ich, und man schuldet mir viele Gefallen. Die Hälfte der Posten dürfte bereits bei geheimen Vortreffen vergeben worden sein. Über den Rest kann man verhandeln oder ihn einfach einfordern.«
    Sie hatte mit einem Lächeln als Reaktion auf ihre Worte gerechnet, aber Brutus sah gequält aus. Sie nahm ihre Hand von seiner.
    »Ich dachte, es wäre … anders«, sagte er leise.
    Servilia nahm sich zusammen. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, seine Illusionen nicht zu zerstören und der dringenden Notwendigkeit, den jungen Soldaten mit der Realität vertraut zu machen, ehe er darin umkam.
    »Siehst du diese Einfriedung? Weißt du noch, dass ich dir erzählt habe, dass das Volk Roms dorthin kommt, um über die Ernennung des Senats, der Tribunen, der Quästoren und sogar der Prätoren abzustimmen? Es ist eine geheime Abstimmung, und sie nehmen sie sehr ernst. Trotzdem werden immer wieder die gleichen Männer gewählt, die gleichen Familien, mit nur wenigen Abweichungen. Es scheint gerecht zuzugehen, aber die Wähler kennen keine Außenseiter. Nur die Senatoren besitzen genug Ruhm und Reichtum, damit auch die niedrigsten freien Männer der Stadt ihren Namen kennen. Es ist alles nur eine Illusion, aber eine elegante. Das Erstaunliche daran ist, dass einige im Senat wirklich versuchen, das Richtige zu tun und die Stadt und die Lage ihrer Bürger zu verbessern.« Servilia deutete auf das Senatsgebäude. »Es gibt große Männer in diesem Haus, Männer, deren Tätigkeit die Stadt erstrahlen lässt. Den meisten anderen hingegen fehlt jedwede Stärke. Sie bedienen sich der Macht des Senats, um ihren eigenen Reichtum und Einfluss zu mehren. Darüber muss man sich einfach im Klaren sein. Der Senat ist weder böse noch heilig, sondern eine Mischung aus beidem – wie alles andere, dem wir in unserem Leben begegnen.«
    Brutus sah sie an und hörte ihr aufmerksam zu. Servilia war weder so distanziert noch so weltverdrossen, wie sie gerne tat. Ihre sonst so zynische Grundhaltung war wie weggeblasen, als sie von den korrupten Senatoren sprach, denen sie offenkundige Verachtung entgegenbrachte. Sie war keine einfache Frau, dachte er nicht zum ersten Mal.
    »Ich verstehe dich. Es ist nur so … als ich Marius kennen gelernt habe, hielt ich ihn für einen Gott. Kleinigkeiten haben ihn nicht interessiert. Ich bin so vielen Menschen begegnet, deren Blick nicht über ihre Arbeit oder ihren Rang hinausreichte. Wenn ich heute zurückdenke, war er von einer Vision für diese Stadt erfüllt, und alles, was er anpackte, tat er, um diese Vision in die Realität umzusetzen, ganz egal, was es ihn kosten würde. Er hat alles riskiert, was er besaß, um Sulla zu stürzen, und er hatte Recht damit! Sobald Marius tot war, hat sich Sulla aufgeführt wie der König von Rom.«
    Servilia schaute sich besorgt um, ob jemand in Hörweite war, und sagte mit gesenkter Stimme: »Sprich diesen Namen in der Öffentlichkeit nicht so laut aus, Brutus. Die Männer sind vielleicht tot, aber die Wunden sind noch frisch, und Sullas Mörder sind immer noch nicht gefunden worden. Ich bin froh, dass du Marius kennen gelernt hast. Er kam nie in mein Haus, aber selbst seine Gegner hatten Respekt vor ihm. Ich weiß das. Ich wünschte, es gäbe mehr Männer wie ihn.« Ihr Ton wurde wieder fröhlicher, als sie zu einem weniger ernsthaften Thema überging. »Komm, wir gehen weiter, ehe sich die Klatschmäuler fragen, worüber wir uns unterhalten. Ich möchte den Hügel zum Tempel des Jupiter hinaufsteigen. Sulla hat ihn nach dem letzten Bürgerkrieg wieder herrichten lassen und eigens die Säulen von den Ruinen des Zeustempels in Griechenland herbringen lassen. Dort wollen wir ein Opfer darbringen.«
    »In seinem Tempel?«, fragte Brutus, nachdem sie sich bereits in Bewegung gesetzt hatten.
    »Die Toten haben keine Tempel. Er gehört Rom, oder dem Gott selbst, wenn du so willst. Männer versuchen immer verzweifelt, etwas zu hinterlassen. Ich glaube, aus diesem Grunde liebe ich sie.«
    Brutus blickte sie an, wieder einmal

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