Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
den Weg. Ich verlasse mich darauf, dass die Not so groß ist, wie man mir sagt, Julius. Meine eigene Legion wird die Stadt vor einem Aufstand schützen. Trotzdem wird über diese Männer, die du als Verschwörer bezeichnest, erst dann gerichtet, wenn du zurückgekehrt bist und ich von der Angelegenheit überzeugt bin. Ich werde sie persönlich befragen.«
Nach diesem angespannten Wortwechsel brach in den Reihen aufgeregtes Gemurmel aus, und die drei Männer versuchten schweigend, die Möglichkeiten einzuschätzen, die den anderen offen standen. Keiner von ihnen war bereit, nachzugeben.
Crassus handelte als Erster und rief nach einem Schreiber, der den Befehl schriftlich festhalten sollte. Dann drückte er ihn Julius in die Hand, als dieser vom Rednerpult heruntertrat.
»Tu deine Pflicht, dann wird dir nichts passieren«, flüsterte er. Julius sah ihn einen Augenblick stumm an und eilte dann hinaus aufs Forum.
12
Brutus und seine Extraordinarii an der Spitze der Zehnten legten ein Vielfaches der Strecke zurück, die die Reihen der Fußsoldaten absolvierten, während sie das Gebiet vor und neben der Marschkolonne auskundschafteten. Sie befanden sich gezwungenermaßen im Nordwesten der Stadt, da die Hauptstreitmacht der Legion aus dem Lager in der Nähe der Küste herbeigerufen werden musste und quer durchs Land marschierte, um sich mit der einen Zenturie zu vereinen, die Brutus aus der alten Kaserne der Primigenia mitgebracht hatte.
Nachdem sie sich zusammengeschlossen hatten, legte sich die Nervosität, die Brutus befallen hatte, ein wenig und wich der Aufregung, zum ersten Mal eine Legion gegen einen Feind zu führen. Obwohl er einerseits hoffte, Julius hinter ihnen auftauchen zu sehen, wollte er sie andererseits alleine befehligen. Auf seinen Befehl hin schwenkten die Extraordinarii herum, als hätten sie schon seit Jahren zusammen gekämpft. Brutus genoss den Anblick und spürte, wie sich bei dem Gedanken, das Kommando über sie jemand anderem übertragen zu müssen, alles in ihm sträubte.
Renius war mit fünf Zenturien an der Küste zurückgeblieben, um die Ausrüstung und das Gold aus Spanien zu bewachen. Das war nötig, aber Brutus vermisste jeden Mann, der ihm deshalb fehlte, während die Stärke des Feindes nicht bekannt war. Als er seinen Blick über die Marschkolonne schweifen ließ, erfüllte ihn Stolz auf die Männer, die für ihn marschierten. Anfangs hatten sie nichts besessen außer einem goldenen Adler und der Erinnerung an Marius, jetzt jedoch waren sie wieder eine Legion, und sie waren sein.
Er blickte zum Himmel, um zu sehen, wo die Sonne stand, und erinnerte sich an die Karten, die ihm seine Späher gezeichnet hatten. Catilinas Streitmacht war mehr als einen Tagesmarsch von der Stadt entfernt, und er würde sich entscheiden müssen, ob er ein Marschlager aufschlagen oder seine Männer die Nacht hindurch marschieren ließ. Die Zehnte war zweifellos so ausgeruht, wie sie nur sein konnte, längst erholt von der Seereise, die sie in die Heimat zurückgebracht hatte. Außerdem schoss ihm der aufrührerische Gedanke durch den Kopf, dass Julius sie einholen würde, wenn sie Halt machten, und der Oberbefehl dann wieder auf ihn übergehen würde. Der unebene Boden würde im Dunkeln heimtückisch sein, aber Brutus beschloss, seine Männer weiterzutreiben, bis sie auf den Feind stießen.
Die Region Etruria, deren südlichste Spitze Rom bildete, war ein Land der Hügel und Schluchten, nicht leicht zu durchqueren. Die Zehnte war gezwungen, ihre Reihen zu verbreitern, um sich den Weg an alten Felsen und Tälern vorbei zu bahnen, und Brutus sah mit Genugtuung, wie sich die Formationen schnell und diszipliniert veränderten.
Octavian galoppierte durch sein Blickfeld und warf seinen Wallach mit demonstrativem Geschick herum, als er auf seine Höhe kam.
»Wie weit noch?«, brüllte er über das Scheppern und Trampeln der Reihen hinweg.
»Noch dreißig Meilen bis zu dem Dorf, das wir ausgekundschaftet haben«, erwiderte Brutus lächelnd. Er konnte sehen, wie sich seine eigene Erregung in Octavians Gesicht spiegelte. Der Junge hatte noch nie eine Schlacht miterlebt. Für ihn wurde der Marsch nicht durch Gedanken an Tod und Schmerz getrübt. Brutus hätte ungerührt bleiben sollen, aber die Zehnte strahlte in der Sonne, und der Junge, der er einmal gewesen war, freute sich an der Befehlsgewalt.
»Nimm dir eine Zenturie und erkunde den Weg hinter uns«, befahl Brutus und ignorierte den enttäuschten
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