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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Banna, Tullios Nachfolger, war mit einigen seiner Adjutanten zugegen, ebenso wie Primigenius, der schattendünne Freigelassene. Sabinus trug als Einziger eine Toga. Er sah aus, als erscheine er heutzutage niemals ohne dieses Kleidungsstück in der Öffentlichkeit.
    Lepidina nahm ebenfalls teil, offenbar genauso widerstrebend wie Brigonius. Sie trug ihre römische »Uniform«, wie er es bei sich nannte – edle Kleider, Kosmetika und eine skulpturartige Frisur. Die kräftige Brigantin, die er bei jenem morgendlichen Ausritt am Wall gesehen hatte, schien nur ein Traumbild gewesen zu sein. Sie war natürlich an Sabinus’ Seite; dort gehörte sie hin. Aber sie lächelte Brigonius an.
    Während sie auf die Angeklagte warteten, hörte Brigonius den Soldaten zu, die sich über Würfelspiele unterhielten. Die Hauptpersonen in dem Fall, er selbst und Sabinus, Primigenius und Lepidina, waren nicht gesprächiger als die vielen Antinous-Statuen.
    Brigonius war klar, welches Spiel heute auf dem Programm stand. Er wusste von seinen eigenen Kontakten mit dem römischen Gesetz, dass alle Kaiser Misstrauen gegen rivalisierende Machtzentren hegten. Dazu gehörten auch private Unternehmen wie seines, deren Geschäfte durch das Vertragsrecht streng kontrolliert und vom Prokurator der Provinz überwacht wurden. Und insbesondere dieser Kaiser war besessen von Weissagungen. In der Härte seiner Regentschaft in jüngster Zeit war es zu einem Zeichen für ungesunden Ehrgeiz geworden, wenn man Prophezeiungen zurate
zog; angeblich hatte Hadrian einen seiner jungen Verwandten wegen eines solchen Vergehens töten lassen.
    Man konnte all dies als Symptom für den Niedergang des Kaisers sehen, dachte er. Genauso wie alle die Antinous-Statuen.
    Nach zwei Dekaden würde Hadrian viel Bewundernswertes hinterlassen. Er hatte sein Reich wieder aufgebaut. Brigonius kannte Bauern, die voller Bewunderung von einem anderen Projekt Hadrians sprachen, das weniger bekannt war als der Wall, wenn auch nicht weniger grandios in seinen Dimensionen: Nach seinem Besuch in Britannien hatte er einen großen Teil des Sumpflands im Osten der Insel, der alten Heimat der Icener, trockenlegen lassen und dadurch die Bebauung vieler hundert Quadratmeilen ganz neuen Landes ermöglicht.
    Doch mit zunehmendem Alter waren Hadrians widersprüchliche Charakterzüge immer deutlicher zutage getreten. Er hatte sich stets stärker zum Osten als zum Westen hingezogen gefühlt, obwohl seine eigene Familie aus Iberien kam. In Ländern, in denen er schon jetzt als Gott verehrt wurde, sah er sich selbst vielleicht als einen Monarchen, der ebenso hoch über den Dingen stand wie einstmals die Pharaonen. Gute Römer murrten, dies widerspreche dem Geist ihrer unternehmungslustigen Stadt und deren Verwurzelung in den lärmenden Demokratien Griechenlands. Aber es gab auch praktischere Gesichtspunkte: Wenn sich das Zentrum des Imperiums nach Osten verschob,
sann Brigonius, was würde dann aus Britannien, seinem westlichsten Ende, werden?
    Viele hielten den Tod eines der Lieblinge des Kaisers, des hübschen Jungen namens Antinous, für den Wendepunkt seiner Regentschaft. Antinous war während einer von Hadrians Reisen nach Ägypten im Nil ertrunken. Sein Tod schien Hadrian völlig aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. Auf einmal wimmelte es überall von Widmungen an seinen verlorenen Antinous, in Gestalt von Fresken, Mosaiken und Statuen, auf Vasen und Münzen, in Miniaturen und auf den Bühnen. Nicht einmal hier, in dieser Soldatenecke Britanniens, konnte man seinem schönen Gesicht entkommen.
    Wie es hieß, versuchte Hadrian, der sich pausenlos mit seinem eigenen Tod und der anschließenden Unsterblichkeit beschäftigte, einen Gott in der Person von Antinous zu erschaffen. Es entbehrte nicht der Ironie, dass Hadrian, wie Lepidina vor langer Zeit gesagt hatte, der theologische Trost zuteil geworden wäre, den er suchte, wenn er sich nur jenem einen geheimnisvollen Kult zugewandt hätte, den er immer abgelehnt hatte, dem Christentum; angesichts eines Mensch gewordenen Gottes in Jesus hätte er seinen Schmerz vielleicht nicht lindern müssen, indem er einen Menschen zu einem Gott erhob.
    Aber nichts davon rechtfertigte die Brutalität von Hadrians späten Jahren. Im Osten hatten sich erneut die Juden erhoben und einmal mehr die Identität des Reiches herausgefordert, und dieser angeblich tolerante,
integrative Kaiser hatte sie genauso brutal niedergeworfen wie der Eroberer Trajan. Diese Härte

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