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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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von Ermüdung und Langeweile. Gut, es waren die zweiten. Oder dritten. Er sah generell nicht so gut aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen und klang, wenn er sprach, etwas heiser. Aber konnte ich was dafür? Er hatte ja unbedingt die Nacht zum Tag machen und sich noch mal besaufen müssen – da konnte er nicht erwarten, dass wir uns nun auch noch auf seine Hang-Over-beeinflussten Bedürfnisse einstellten. Obwohl ich zugeben musste, dass das ganze Warten auch meine Geduld auf die Probe stellte.
    Das Einlassprozedere des London Dungeon war geschickt gestaltet. Zumindest wir hatten draußen nur ein paar Minuten stehen müssen, doch selbst im Inneren gab es noch mal zwei weitere Einlässe und nach jeder geschafften Etappe gab es zur Belohnung weitere Zeit zum Verweilen. Bis jetzt hatte ich nur einmal drei Stunden in einer Schlange gewartet. Vor einem Club, in den Colin ‚unbedingt rein wollte‘ und der ‚das beste und tollste war, was das Nachtleben zu bieten hatte‘ und ‚ohne den gesehen zu haben man auch gleich sterben konnte‘.
    Es war Colins 18. Geburtstag gewesen, nachts um halb zwölf (weil ja ‚niemand, der auch nur halbwegs cool ist, vor elf in einem Club auftaucht‘), als wir uns angestellt hatten, bitterkalt und öde. Um halb drei hatte man uns gesagt, es sei wegen Überfüllung geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir fünfundzwanzig Plätze von 89 möglichen vorgerückt. Ich wusste das so genau, weil ich es gezählt und danach dieses Desaster Colin eine Woche lang krächzend vorgehalten hatte. Krächzend, weil ich mir eine fette Erkältung zugezogen hatte.
    Nach weiteren fünf Minuten in der zweiten Schlange fing Colin an, Vorschläge zu machen, woanders hin zu gehen, wo man auch sitzen könne, doch ich wollte so gerne hierbleiben und die Tour mitmachen. Schließlich überzeugte er Anna, mit ihm mitzukommen. Ich ließ mir meine Enttäuschung darüber nicht anmerken, wenn ich Colin auch in gespielter Beleidigung ignorierte. Mein Plan, mich im ‚Notfall‘ ängstlich an ihn zu drücken, war damit wohl vom Tisch, genauso wie der, die beiden heute den ganzen Tag nicht allein zu lassen.
    Doch wenn ich ehrlich war, war ich nicht nur von Colin enttäuscht, sondern auch von Anna – und zwar nicht nur, weil ich Angst hatte, sie könne mir Colin wegnehmen. Ich hatte sie im Netz eigentlich immer als eine Person wahrgenommen, die für jeden kindischen Spaß zu haben war. Im direkten Kontakt machte sie einen weitaus ruhigeren und erwachseneren Eindruck – und mir ging es einfach auf den Keks, dass sie sich ständig mit Colin abkapselte (auch wenn ich nach unserem letzten Chat wieder damit gerechnet hatte)! So machte sie es mir, neben dem Fakt, dass sie Colin für sich beanspruchte, unmöglich, mehr Zeit mit ihr zu verbringen und mich ihr zu nähern, um ihr dann irgendwann doch endlich die Wahrheit zu stecken. Wenn ich für sie eine Fremde blieb und wir nie so richtig ins Gespräch kamen, war das ein Ding der Unmöglichkeit und das frustrierte mich wirklich.
    Der einzige, den ich auf dieser Reise tatsächlich kennenlernte und mit dem ich ein freundschaftliches Band knüpfte (Ja, nur freundschaftlich! Alles andere hatte in unserer Beziehung nichts zu suchen, denn ich wollte immer noch meine Taube haben!) war ihr Bruder und ich wusste nicht, wie mir das weiterhelfen sollte. Immerhin konnte ich ja auch nicht ausschließen, dass er nur Zeit mit mir verbrachte, um seiner Schwester und Colin mehr Raum zu geben, sich noch besser kennenzulernen. Welch unangenehmer Gedanke. Vielleicht blieb er momentan auch nur hier mit mir in der Schlange, weil er einfach zu nett war, um mich auch noch im Stich zu lassen. Oder er tat es aus… Mitleid. Na super. Emma, die mit der man Mitleid hatte und die der perfekte Kumpel für jeden war. Großartig.
    Ich beschloss, mir von dieser trübsinnigen Einsicht nicht die Laune verderben zu lassen und verabschiedete mich freundlich von den beiden Verrätern. Mein erster Impuls war dennoch, ihnen nachzulaufen, aber sie hatten allen Ernstes vor, sich beim London Eye anzustellen. Die Schlange dort war noch länger als die, in der wir uns befanden, und Ben hatte den Verdacht geäußert, dass sich das nicht so schnell legen würde. Wir machten aus, uns in etwa zwei Stunden wieder oben auf der Brücke zu treffen.
    „Mutti, haben der Onkel und die Tante Angst?“ fragte ein kleiner Junge seine Mutter irgendwo hinter uns, als Colin und Anna begannen, sich mit ihren unzähligen Tüten durch die

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