Imperium
Herr verbeugte sich tief, um darauf aufmerksam zu machen, daß er bereits auf den Kunden gewartet habe. Er fragte Armstrong jedoch nicht, ob er das Ei für ihn tragen solle.
»Hätten Sie die Güte, mir zu folgen, Sir?« sagte er auf 446
englisch und führte Armstrong quer über den marmorgefliesten Fußboden zu einem wartenden Fahrstuhl. Woher weiß der Bursche, wer ich bin, fragte Armstrong sich im stillen. Sie stiegen in den Fahrstuhl, und die Tür schloß sich. Keiner sprach, als sie langsam zur obersten Etage fuhren. Die Tür glitt auf, und der Herr im Cut schritt Dick voraus über einen mit dicken Läufern ausgelegten Korridor, bis sie die letzte Tür erreichten. Dort klopfte er diskret an und meldete: »Mr.
Armstrong.«
Ein Herr in Nadelstreifenanzug, steifem Kragen und
silbergrauem Binder kam auf Dick zu und stellte sich als Pierre de Montiaque vor, Geschäftsführer der Bank. Er drehte sich um und wandte sich einem anderen Herrn an der gegenüberliegenden Seite eines Konferenztischs zu. Dann bedeutete er seinem Besucher, in dem freien Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen. Armstrong stellte das Faberge-Ei auf die Mitte des Tisches, und Alexander Sherwood erhob sich, beugte sich über den Tisch und schüttelte Dick herzlich die Hand.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er.
»Ganz meinerseits«, erwiderte Armstrong lächelnd. Er
setzte sich und blickte zu dem Mann hinüber, mit dem er in Paris das Geschäft abgeschlossen hatte.
Sherwood griff nach dem Faberge-Jubiläumsei und
betrachtete es eingehend. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Es wird das Prunkstück meiner Sammlung sein! Und für meinen Bruder und meine Schwägerin dürfte es nie einen Grund geben, mißtrauisch zu werden.« Wieder lächelte er und nickte dem Bankier zu, der daraufhin eine Schublade öffnete und ein Dokument hervorholte, das er Armstrong überreichte.
Dick studierte eingehend Stephen Hallets umfangreiches Vertragswerk. Als er sich vergewissert hatte, daß keine Änderungen vorgenommen worden waren, unterzeichnete er auf Seite fünf und schob das Dokument über den Tisch.
Sherwood zeigte kein Interesse, den Vertrag zu überprüfen; 447
statt dessen schlug er die letzte Seite auf und setzte seine Unterschrift neben die von Richard Armstrong.
»Darf ich damit annehmen, daß beide Seiten sich einig sind?« fragte der Bankier. »In unserer Bank sind zwanzig Millionen Dollar hinterlegt, die nur auf Mr. Armstrongs Anweisung warten, Mr. Sherwoods Konto gutgeschrieben zu werden.«
Armstrong nickte. Zwanzig Millionen Dollar war die
Summe, auf die Alexander und Margaret Sherwood sich
geeinigt hatten: Alexander sollte die zwanzig Millionen für seinen Drittelanteil am Globe bekommen; dann würde auch Margaret sich für genau den gleichen Betrag von ihrem Drittel trennen. Was Margaret Sherwood allerdings nicht wußte: Alexander hatte eine kleine Belohnung dafür verlangt, daß er das Geschäft ermöglicht hatte: ein Faberge-Ei, das nicht im Vertrag erwähnt werden durfte.
Armstrong hatte zwar eine Million Franken mehr ausge-
geben, als im Vertrag stand, dafür besaß er jetzt 33,3 Prozent einer überregionalen Zeitung, die einst die höchste Auflage der Welt gehabt hatte.
»Damit ist unser Geschäft abgeschlossen.« De Montiaque erhob sich von seinem Platz am Kopf des Tisches.
»Nicht ganz«, sagte Sherwood, der sitzen blieb. Ein wenig zögernd nahm der Geschäftsführer seinen Platz wieder ein.
Armstrong verspürte ein plötzliches Gefühl der Unruhe; der Schweiß brach ihm aus.
»Da Mr. Armstrong so kooperativ war«, erklärte Sherwood,
»halte ich es für recht und billig, daß ich mich revanchiere.«
Den Mienen der anderen war zu entnehmen, daß weder
Armstrong noch de Montiaque auf die Worte vorbereitet waren, die nun folgten. Alexander Sherwood teilte ihnen eine Einzelheit aus dem Testament seines Vaters mit – Informationen, die ein Lächeln auf Richard Armstrongs Gesicht zauberten.
Als er wenige Minuten später die Bank verließ, um zum Le 448
Richemond zurückzukehren, war er überzeugt, seine Million Franken gut angelegt zu haben.
Townsend schluckte jedes zornige Wort hinunter, als er zum zweitenmal in dieser Nacht aus tiefem Schlaf gerissen wurde.
Statt dessen hörte er aufmerksam zu und flüsterte seine Antworten in die Sprechmuschel, um Kate nicht zu wecken.
Als er den Hörer schließlich auflegte, konnte er nicht mehr einschlafen. Warum hatte Armstrong eine Million Franken für ein
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