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Implantiert

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Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gesicht, als sei ihm gerade die Lösung für alle Probleme der Welt eingefallen. Er sah aus wie ein behindertes Kind, dem es nach Stunden des Misserfolgs endlich gelungen war, einen Käfer zu fangen. »Manitoba! Hör zu, wir bringen die C-5 nach Manitoba. Ich sorge dafür, dass die entsprechenden Gehege gebaut werden, in denen man ein Tier von der Größe eines Tigers unterbringen kann.«
    Magnus nickte. Klar. Warum nicht. »Okay, Bruder, wie willst du das schaffen?«
    »Denken wir mal nach. Heute Nacht zieht ein größerer Blizzard über dem Lake Superior auf. Seine Ausläufer sind auf Black Manitou wahrscheinlich schon zu spüren. Der Wetterbericht sagt, dass der Sturm fast zwei Tage lang anhalten wird, und dass gleich danach schon der nächste kommt. Ich nehme an, dass du mit Farm Girl gesprochen hast.«
    »Ich habe eine E-Mail von ihr bekommen«, sagte Magnus. »Sie meint, dass wir noch fünf Tage haben.«
    »Perfekt«, sagte Danté. »Ich muss zuerst ein bisschen an
meiner Reiseroute arbeiten, damit ich Fischers Leute abhängen kann. Ich komme dann in vier Tagen nach Black Manitou, sobald der zweite Sturm ein wenig nachlässt. Ich bringe unseren Fluchtplan und die weitere Strategie mit. Okay?«
    »Wie schlimm sind diese Stürme?«
    Danté griff nach der Tastatur. Gleich darauf zeigte der Bildschirm eine Wetterkarte von Michigan. Das Land war braun, das Wasser war blau, und der gewaltige Sturm war eine wütende grüne Masse, die wie ein dickes Leichentuch über der Nordküste des Lake Superior hing.
    »Gut, gut, gut«, sagte Magnus. »Das ist wirklich ein großer Sturm.«
    Die Karte verschwand, und wieder erschien Dantés Gesicht. »Winde, die fast Hurrikan-Stärke haben. Bei diesem Wetter fliegt niemand, und jedes Boot wird zur Todesfalle. Gib mir nur vier Tage, Magnus. Ich komme am vierten Dezember. Wir werden eine Möglichkeit finden, die C-5 von dort weg und nach Manitoba zu schaffen, ohne dass uns jemand entdeckt. Wir müssen eine Möglichkeit finden.«
    Magnus nickte. »Vier Tage? Ich denke, damit kann ich leben.«
    »Wunderbar«, sagte Danté. »Du wirst sehen, kleiner Bruder, wir ziehen diese Sache durch. Gemeinsam.«
    Magnus lächelte und beendete die Verbindung. Eine Familie war schon etwas Seltsames. Man konnte sich aussuchen, wen man vögelte oder wen man umbrachte, aber seinen eigenen Bruder konnte man sich nicht aussuchen.
    Zum Hauptsitz von Genada fliegen? In einem riesigen Flugzeug, das von Fischer gesucht wurde? Danté hatte den Verstand verloren.
    Magnus rief das Passwort-Programm des Computers auf und sperrte alle Zugänge außer seinem eigenen. Als er fertig
war, verließ er den Überwachungsraum und ging zum Hangar.

30. November: Colding nimmt Abschied
    Colding wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Statt den Schweiß dabei abzuwischen, verteilte er nur den Schmutz auf der Haut. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie?
    Er beugte sich vor, um die letzte Schaufel voll Erde aufzunehmen, verteilte sie und klopfte sie fest. Trotz ihres Genies und trotz ihres Intellekts, der in der ganzen Welt gefeiert und in den Geschichtsbüchern für alle Zeiten hätte überliefert werden sollen, endete Liu Jian Dan verscharrt in einem eisigen Grab ohne Namenszug.
    Jetzt war sie kaum mehr als Kohlenstoff.
    Tief konnte das Grab nicht werden. Es war verflucht schwer gewesen, sich durch die Erde zu graben. Mit einer Spitzhacke und einer Schaufel hatte er sich etwa einen halben Meter durch den gefrorenen Boden gestochert. Darunter musste die Temperatur über null liegen, denn er sah keine Eiskristalle mehr. Bei etwa einem Meter zwanzig Tiefe verließ ihn die Kraft in den Armen, er hörte auf zu stochern und legte Jian in die Grube. Lange würde sie hier nicht bleiben, dafür würde er sorgen. Schon bald würde Schnee die aufgewühlte Erde bedecken, und das Grab würde verschwinden. Doch er konnte sie wiederfinden. Er hatte sie auf einer kleinen Lichtung in der Nähe einer einzelnen jungen Birke begraben, die noch nicht ganz drei Meter hoch war.

    Er hob die Spitzhacke, betrachtete sie und fragte sich, wie es wohl wäre, wenn er eine der Spitzen in Magnus Pagliones Kopf rammen würde. Schon bald. Er legte das Werkzeug ab und zog seinen Parka an. Dann nahm er eine Dose Dr Pepper aus seiner Tasche.
    »Es tut mir leid, Jian. Ich habe dich im Stich gelassen.«
    Das war alles, was er als Grabrede zustande brachte.
    Vorsichtig platzierte Colding die Dose Dr. Pepper auf dem kleinen Hügel loser Erde,

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