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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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jeder Kuh. Die Tiere wirkten überrraschend ruhig. Ihre Mienen waren so ausdruckslos, dass sie sich keiner Gefahr bewusst zu sein schienen, obwohl heftige Windböen das Flugzeug wie einen Martini-Mixer schüttelten.
    Sara schob sich die Kapuze ihres Parkas vom Kopf. Ihr kurzes blondes Haar stand in alle Richtungen ab – fast wie nach einer langen Liebesnacht. »Wir müssen warten.« Sie sah beide Männer an, doch Colding wusste, dass die Worte ihm galten. Sie bemühte sich, ihn auf ihre Seite zu ziehen. »Ich kann nur sagen, es ist Wahnsinn, bei so einem Wetter zu fliegen. Wir könnten das ganze Projekt verlieren – mal
ganz abgesehen von den Ärschen meiner Crew und meinem eigenen.«
    Warum kapierte sie es nicht? Das war ihre Chance, die Insel zu verlassen und von Magnus wegzukommen. »Fischer könnte bereits auf dem Weg hierher sein«, sagte Colding. »Wir müssen dich sofort wegschaffen.«
    »Ich bitte euch, Jungs«, sagte Sara. »Bei diesem Wetter landet hier überhaupt niemand. Wir sollten abwarten, bis der schlimmste Teil des Sturms vorbei ist. Wir werden losfliegen, wenn das Wetter noch immer ziemlich beschissen ist, aber wir wenigstens damit zurechtkommen können.«
    »Es reicht«, sagte Magnus. Seine Stimme war plötzlich so laut, dass sogar die Kühe sich umdrehten und nach ihm sahen. »Sie fliegen los. Sofort.«
    Colding flehte sie stumm an, sich nicht weiter zu beschweren, sondern einfach nachzugeben.
    »Ich weigere mich«, sagte Sara. »Für die Flüge bin ich verantwortlich, und ich sage, wir warten. Das gefällt mir einfach nicht.«
    »Halt endlich die Klappe«, sagte Colding in scharfem Ton. »Verdammt nochmal, niemand hat behauptet, dass dir das gefallen muss. Mach einfach deinen verdammten Job und flieg dieses Flugzeug!«
    Sara starrte ihn an, ihr Blick verriet, dass sie sich hintergangen fühlte. Colding hasste sich sofort dafür, aber er musste sie von dieser Insel schaffen, bevor ihre Beschwerden Magnus dazu brachten, seine Meinung zu ändern.
    Magnus lächelte. Sein Blick wanderte von Sara zu Colding und wieder zu Sara zurück. »Und denken Sie dran, Prinzessin – totale Funkstille. Wenn Fischer da draußen ist, dürfen wir nichts riskieren. Aufnahme des Funkverkehrs erst fünfzig Kilometer vor Manitoba, verstanden?«

    Sara nickte.
    »Gut«, sagte Magnus. »Sie fliegen in Richtung Südwesten, um so schnell wie möglich aus dem Sturm rauszukommen. Dann ziehen Sie einen weiten Bogen um das Unwetter und fliegen schließlich in Richtung Nordosten, um dem Radar des Thunder Bay International auszuweichen. Danach halten Sie direkt auf unseren Hauptsitz zu. Jian, Gunther, Colding, Andy und ich bleiben vorläufig hier. Gehen wir, Colding.«
    Sara schien sich unbehaglich zu fühlen, als Jians Name fiel, doch sie sagte nichts.
    Colding folgte Magnus aus dem Frachtbereich nach draußen und die Laderampe hinunter. Jetzt hing Saras Sicherheit und die Sicherheit aller anderen einzig und allein von ihrem Geschick als Pilotin ab.

30. November, 20:46 Uhr
    Brutale Fallwinde prallten gegen die fast eine halbe Million Pfund schwere C-5 Galaxy und drückten das Flugzeug innerhalb eines einzigen Augenblicks sechzig Meter in die Tiefe. Zum siebten Mal in den letzten fünfzehn Minuten – sie hatte mitgezählt – fragte sich Sara, ob das das Ende war. Sie zog das Steuerruder zurück, kämpfte gegen die Winde an, die inzwischen Hurrikanstärke hatten. Die Bö riss so schnell ab, wie sie aufgetaucht war, und Sara brachte die C-5 wieder auf fünfzehnhundert Meter Flughöhe.
    Alonzo war weiß wie ein Blatt Papier – ein unübersehbarer Gradmesser seiner Nervosität, wenn man bedachte, dass seine Haut eigentlich dunkel war. Sein Kopf drehte sich mit
scharfen, vogelartigen Bewegungen hin und her, während seine Blicke von einem Instrument zum anderen huschten.
    »Das ist verrückt«, sagte er. »Wir müssen sie runterbringen.«
    »Welche Stelle wäre dir am liebsten? Wir sind mitten über dem Lake Superior.«
    Seitenwinde schlugen gegen die C-5 und schüttelten das Metall so heftig durch, dass Saras Zähne klapperten. Sie war schon ein paarmal bei üblem Wetter geflogen, doch so etwas Heftiges hatte sie noch nie erlebt. »Wir sind nun mal hier, ’Zo, und es gibt nichts, was wir dagegen tun können. Jetzt hör auf zu jammern und hilf mir, diese Sache durchzustehen.«
    Wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie vielleicht ihre Beretta ziehen und es auf eine Schießerei ankommen lassen, anstatt in diesen Sturm

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