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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestimmten Molekülen in Berührung und reagierte auf sie. Die äußere Membran der Morula, die Zona pellucida, war dieselbe Eizellenmembran, die der Kuh entnommen worden war. Dies bedeutete, dass sie zu 100 Prozent natürlich war, sie war ein eigener Körperteil dieser bestimmten Kuh und wurde somit von den Makrophagen fast nie angriffen. Was sich jedoch innerhalb dieser Hülle befand, war etwas, das Jian geschaffen hatte … Jian und ihre Gottesmaschine.
    34/150.
    »Schafft auch die weg«, befahl Rhumkorrf.
    Tim gab die Befehle ein. Wieder verschwanden die schwarzen Rechtecke. Die übrig gebliebenen hellgrauen Rechtecke wurden noch größer.
    Unverzüglich wurden auch einige dieser größeren Rechtecke nach einem kurzen Aufblinken schwarz.
    24/150.
    »Fuck«, fluchte Erika in entschieden unkultiviertem Ton.

    Innerhalb der Morula begann eine Zelle zu zittern. Sie knickte in sich zusammen, so dass die ursprüngliche Kugel jetzt die Form eines Stundenglases hatte. Mitose. Der rankenförmige Teil eines Makrophagen erreichte die Morula und berührte sie. Fast war es, als streichle er sie zärtlich.
    14/150.
    Der gesamte amorphe Körper des Makrophagen glitt ins Bild – eine graue, formlose Masse.
    9/150.
    Die Rechtecke wurden eins nach dem anderen dunkel. Ihre Schwärze verspottete Jian und erinnerte sie an ihren Mangel an Fähigkeiten, an ihre Dummheit, an ihr Versagen.
    4/150.
    Der Makrophage glitt näher an die Morula heran. Noch einmal zitterte die sich teilende Zelle, und dann waren aus dieser einen Zelle zwei Zellen geworden. Wachstum, Erfolg – aber es war zu spät.
    1/150.
    Die rankenförmigen Ausbuchtungen des Makrophagen umkreisten die Kugel, berührten deren Rückseite und umschlossen sie. Die Ranken vereinten sich und hüllten die Beute vollständig ein.
    Das Rechteck wurde schwarz. Auf dem Monitor blieben nichts als ein Gittermuster aus weißen Linien und eine grüne Zahl zurück.
    0/150.
    »Nun, das war ja wirklich spektakulär«, sagte Rhumkorrf. »Absolut spektakulär.«
    »Oh bitte«, sagte Erika, »ich will wirklich nichts mehr davon hören.«
    Rhumkorrf drehte sich zu ihr. »Du wirst dir das sehr wohl anhören. Wir müssen Ergebnisse liefern. Verdammt nochmal,
Erika, du hast deine ganze Karriere auf diesem Verfahren aufgebaut.«
    »Das war etwas anderes. Quagga und Zebra sind genetisch fast identisch. Das, was wir hier schaffen, ist künstlich, Claus. Wenn Jian kein geeignetes Genom produzieren kann, dann hat das Experiment von Anfang an einen Fehler.«
    Jian hätte sich am liebsten irgendwo versteckt. Rhumkorrf und Erika hatten früher einmal ein Verhältnis gehabt, aber das war vorbei. Jetzt stritten sie sich wie ein geschiedenes Ehepaar.
    Erika deutete ruckartig mit dem Daumen auf Jian. »Es ist ihre Schuld. Sie schafft es einfach nicht, mir mehr zu bieten als ein Embryo mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von fünfundsechzig Prozent. Ich brauche aber mindestens neunzig Prozent, um überhaupt eine Chance zu haben.«
    »Ihr beide seid dafür verantwortlich«, sagte Rhumkorrf. »Irgendetwas fehlt – oder wir übersehen etwas. Spezifische Proteine produzieren Signale, die die Immunreaktion auslösen. Ihr müsst herausfinden, welche Gene für diese Proteine verantwortlich sind, die uns immer in die Quere kommen.«
    »Wir haben uns das angesehen«, sagte Erika. »Wir sind es immer und immer wieder durchgegangen. Der Computer führt die Analyse durch und wir entwickeln ständig neue Änderungen, aber das Ergebnis ist immer dasselbe.«
    Rhumkorrf strich sich langsam mit der Hand über den Kopf, wobei er die verrrutschten Haare größtenteils wieder zurückstrich. »Wir sind viel zu nahe dran. Wir müssen unser Denken ändern. Der entscheidende Fehler liegt direkt vor unseren Augen, aber wir sehen ihn einfach nicht.«
    Tim stand auf und streckte sich. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die kurzen, dichten blonden Locken, wobei er Rhumkorrf direkt ins Gesicht sah. Jian fragte sich, ob Tim
das bewusst tat, um sich über Rhumkorrfs dünner werdendes Haar lustig zu machen.
    »Wir sind das schon hundertmal durchgegangen«, sagte Tim. »Ganz abgesehen von meiner eigenen Arbeit sehe ich mir inzwischen auch noch jeden einzelnen Schritt von Jian und Erika an.«
    Erika schnaubte wütend: »Als ob du meine Arbeit auch nur verstehen könntest, du Idiot.«
    »Halt die Klappe!«, sagte Jian. »Sprich nicht so mit Tim.«
    Höhnisch grinsend sah Erika von Jian zu Tim. »Ich dachte immer, du bist schon erwachsen,

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