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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auch hell erleuchtet war, nur einige Meter entfernt. Zwei Gesichter, bleich vom Schock.
    Jemand anders hatte er dort nicht gesehen, jemand, der ihr Freund sein könnte. Niemand anders neben den Eltern, die kaum ein paar Jahre älter waren als er selber. Manche Leute bekamen mit zweiundzwanzig Kinder. Angelika war so ein Kind. Eine schwangere Tochter. Wussten sie es?
    »Wie bitte?« Das Gesicht des Mannes war weiß geworden. Lars-Olof Hansson, der Vater des Mädchens. Neben ihm stand seine Frau, Angelikas Mutter, Ann. Die Augen ganz klein vor Trauer und Verzweiflung. »Was sagen Sie da?«
    Winter wiederholte es.
    »Sie hat seit zwei Jahren keinen Freund gehabt«, sagte der Vater. Er sah seine Frau an. »Hat sie dir etwas von einem Freund erzählt, Ann?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das kann nicht stimmen.« Der Vater wandte sich wieder an Winter. »Es ist unmöglich.«
    »Sie hat nie... mit mir darüber geredet«, sagte die Mutter. Sie sah Winter mit geweiteten Augen an. »Sie hätte doch etwas gesagt.« Jetzt sah sie ihren Mann an. »Wir haben immer über alles geredet, das haben wir doch, Lasse, du weißt das.«
    »Ja.«
    »Über alles«, wiederholte sie.
    Sie wusste es nicht, dachte Winter. Ich glaube, sie wusste es wirklich nicht. Er hatte noch nicht alle Details von Pia bekommen. Es gab irgendwo da draußen noch einen anderen, der es vielleicht nicht wusste. Das brauchte kein Freund zu sein, nicht in dem Sinn. Möglicherweise ein zufälliger Partner. Wie viele davon hatte sie gehabt? Er schaute die Eltern an. All diese Fragen, die er stellen musste, im allerungünstigsten Moment. Und doch der allerbeste, solange alles noch... frisch war. Er dachte an den Körper des Mädchens drinnen auf dem Metalltisch im Nebenraum.
    »Wir müssen alles über ihre Freunde wissen«, sagte er. »Alles, was Ihnen einfällt, über alle.«
    »Hängt ihre Schwangerschaft mit dem Mord zusammen?«, fragte der Vater und sah Winter scharf an.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er.
    »Warum stellen Sie uns dann so verdammt viele Fragen?«
    »Lasse«, sagte seine Frau.
    »Ja?« Der Mann wandte sich zu ihr um.
    »Er macht seinen Job«, sagte sie. »Er muss es doch wissen.«
    Ja, ich mach nur meinen Job, dachte Winter.
    Sie saßen in Halders' Zimmer. Wie selten ich hier bin, dachte Winter. Warum eigentlich?
    An Halders' Wänden war nichts, nicht mal ein Waschbecken an der einen Schmalseite. Neben der Tür gab es einen Haken, aber dort hingen weder Mantel noch Jacke. Das Fenster schaute aufs Ullevi-Stadion. Die Arena lag im Schatten.
    Auf der Straße waren keine Autos. Niemand war unterwegs. Halders hatte das Fenster geöffnet. Abgesehen von dem Geräusch der Klimaanlage, die die Luft im Zimmer herumwirbelte, war nichts zu hören.
    »Schillergymnasium«, sagte Halders.
    »Mhm.«
    »Sie waren dreißig in der Klasse.« »Ja.«
    »Wart ihr auch so viele, als du noch zur Schule gegangen bist?«, fragte Halders und sah Winter über den Schreibtisch an, auf dem zwei Briefkörbe mit hohen Papierhaufen standen.
    »Auf dem Gymnasium? Ich erinnere mich nicht, wie viele wir waren. Vielleicht zwanzig.«
    »Du bist auf eine Privatschule gegangen, nicht?«
    »Leider.«
    »Es ist zu spät, du brauchst dich jetzt nicht mehr zu entschuldigen«, sagte Halders.
    Winter lächelte.
    »Schillergymnasium«, wiederholte Halders. »Humanistischer Zweig.« Er sah Winter an und dann auf das Blatt, das vor ihm lag. »Von Humanismus hat sie nicht viel bekommen.« Wieder sah er Winter an. »Es gibt Wissen, auf das man verzichten könnte.«
    »Wir müssen alle Klassenkameraden verhören«, sagte Winter. »Viele sind im Ausland.«
    »Wir fangen mit denen an, die zu Hause geblieben sind.«
    »Die anderen kommen ja bald wieder«, sagte Halders. »Wenn das lockere Leben erst mal vorbei ist.«
    Winter nahm einen Geruch durchs Fenster wahr. Er sah, wie sich die Fahnen an den Flaggenmasten vorm Stadion bewegten. Der schwache Wind hatte gedreht.
    »Auf welche Schule ist das Mädchen aus Langedrag gegangen?«, fragte Halders. »Jeanette Bielke.«
    »Rudebecks, Sigrid-Rudebecks-Gymnasium.«
    »Privatschule?«
    »Ja.«
    »Bist du nicht auch auf die gegangen?« Winter nickte.
    »Dann übernimmst du sie wohl?«
    Wieder nickte Winter.
    »Wie viele waren es in ihrer Klasse?«
    »Zwanzig«, antwortete Winter und erhob sich. Er ging zurück in sein Zimmer. Er würde ein Glas Wasser trinken und seine alte Schule anrufen. Vielleicht würde sich sein alter Klassenlehrer melden. Der war

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