In alle Ewigkeit
nicht.«
»Da besteht ein gewisser Unterschied, oder?«
Sara Heiander und Halders saßen in seinem Wagen, der zwischen anderen Autos versteckt geparkt war. Es waren gut 75 Meter zu der Villa, die Samic und die Frau betreten hatten.
Eine verdammt große Villa, dachte Halders, vier oder fünf Stockwerke hoch, vermutlich mit einem riesigen Keller, der sich unter dem Ganzen hinzieht.
Es war ein Haus von vier gleichen, die in einer Reihe standen. Es verdeckte die Sonne, aber nur teilweise. Ihnen fielen Strahlen ins Gesicht, Sara Heiander blinzelte und legte sich die Hand über die Augen. Halders trug eine schwarze Sonnenbrille.
»Vielleicht hätten wir uns auf die andere Seite stellen sollen«, sagte sie.
»Nein.«
»Nein, natürlich nicht. Von hier aus kann man den Verkehr besser beobachten.«
Ab und zu fuhr ein Fahrzeug vorbei, aber nicht viele Autos fuhren regelmäßig zur Fähranlage und zu den neuen Eigentumswohnungen, die nur wenige Meter vom Wasser entfernt gebaut worden waren.
Vor der Villa stand ein Auto auf der Garagenauffahrt. Die Garage passte nicht zum Haus, schien in einem anderen Jahrhundert gebaut worden zu sein. Vielleicht lagen auch zwei Jahrhunderte dazwischen. Halders behielt das Haus im Auge, die vielen Fenster, die im Gegenlicht fast unsichtbar waren.
Es war dunkler geworden. Sara Heiander hatte etwas zu essen und zu trinken hervorgeholt. Jetzt schien ihnen die Sonne nicht mehr in die Augen. Niemand war gekommen oder gegangen. Halders kaute an einem Butterbrot, das nach Ei und Mayonnaise oder Schinken und Gurke schmecken mochte, er aber schmeckte nichts. Er sah auf die Uhr. Bald Mitternacht.
Zwei Autos fuhren langsam an ihnen und weiter am Haus vorbei. Sie wendeten und fuhren aus der anderen Richtung zurück, was bedeutete, dass sie gegen die Einbahnstraße fuhren.
»Duck dich«, sagte Halders, und Sara duckte sich zusammen mit ihm. Die Scheinwerfer des vorderen Autos waren auf sie gerichtet. Sie hörten Stimmen, aber keine Wörter. Autotüren wurden geöffnet und vorsichtig wieder geschlossen. Die Motoren waren nicht abgestellt worden. Die Autos setzten sich wieder in Bewegung, die Lichter glitten nur wenige Zentimeter über ihre Köpfe hinweg.
»Spannend, was?«, murmelte Halders.
»Jemand ist ins Haus gegangen«, sagte Sara Heiander.
Sie warteten und richteten sich vorsichtig auf. Alles war wie vorher, aber jetzt war ein Fenster im Erdgeschoss erleuchtet.
»War in vielen Zimmern Licht, als du gestern Nacht hier warst?«, fragte Halders.
»Nein.«
»Mehr als in diesem?«
»Ja.« »Mhm.«
»Glaubst du, es war Samic, der gerade gekommen ist?«
»Kommt er nicht im Boot oder zu Fuß?«
Sie antwortete nicht. Eine Weile saßen sie schweigend da.
Die Nächte wurden jetzt wieder dunkler, mit jedem Tag dunkler. Heute war es schon wieder etwas dunkler als gestern Abend zur selben Zeit. Genauso warm, aber dunkler. Die Dunkelheit einer neuen Saison übernahm die Herrschaft. Don't go gently into that good night, rage rage, against the dying of the light, dachte Halders.
»Da kommt wieder ein Auto«, sagte Sara Heiander.
Es kam von hinten.
»Wir bleiben sitzen«, sagte Halders und rutschte ein Stück runter.
Das Auto hielt vor der Villa. Die Tür wurde geöffnet. Eine Frau stieg aus.
»Ist sie das?«, fragte Halders, aber mehr sich selbst.
»Nein«, murmelte Sara Heiander.
Die Frau wirkte jung. Sie betrat das Haus. Es wurden keine neuen Lichter angemacht. Das Auto fuhr weg.
Sie warteten. Halders trank Kaffee, der noch leicht dampfte, als er ihn aus der Thermoskanne goss.
»Da kommt noch jemand«, sagte Sara Heiander. »Zu Fuß diesmal.«
Eine Figur tauchte aus dem Schatten unterhalb von ihnen auf, vom Fluss. Er stieg die Treppe zur Straße hinauf. Die Treppe war fast genau gegenüber von der Villa. Es war ein Mann, und er sah sich um, ehe er die leere Straße überquerte, die nun vom Mond, den Sternen und den Straßenlaternen erleuchtet wurde. Er stand vor der Villa und schien zur Straßenlaterne hinaufzuschauen, oder zum Himmel. Er trug einen hellen Anzug, seine Haare hatten dieselbe Farbe wie die Straßenlaterne. Es war kein junger Mann. Er wandte sich nach rechts und sah geradewegs in ihre Richtung. Aber sie waren in der Dunkelheit des Autos verborgen.
»Er kann uns nicht sehen«, sagte Halders. »Sitz still.« Er hatte ein Blatt Papier über die dampfende Tasse gelegt.
Der Mann drehte sich zum Haus um und ging hinein.
»Kurt Bielke«, sagte Halders leise.
31
Auf der
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