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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Sheriff das vielleicht nicht tut«, sagte Kate. »Und offen gesagt, glaube ich lieber an einen Mord, als Leo eine fahrlässige Tötung anzuhängen.« »Das Gewehr befand sich immer im Haus, bis auf die Zeiten, zu denen diese beiden Schwachköpfe ihre Zielübungen absolvierten, ist das richtig?« fragte Cunningham.
    »Ja.« »Haben sie am Samstagmorgen ihre Zielübungen gemacht?« »Ja.« »Gut. Dann hat also im Laufe des Samstags oder in den sehr frühen Morgenstunden des Sonntags jemand die Kugel in den Lauf geschoben. Es kommt also am ehesten jemand in Frage, der im Haus wohnt.« »Keineswegs«, sagte Reed. »Am Samstagnachmittag waren wir alle aus. Jedermann könnte hereingekommen sein. Diese Landhäuser werden niemals abgeschlossen.« »Das ist wirklich großartig«, sagte Cunningham und nahm sich noch eine Portion Erdbeeren. »Keiner kann ein Alibi haben, weil wir nicht wissen, wann die Kugel in den Lauf geschoben wurde, beziehungsweise für welchen Zeitpunkt überhaupt ein Alibi gebraucht wird. Als das Gewehr zur Mordwaffe wurde, konnte der Täter Meilen entfernt sein. Wenn ich deine ziemlich unzusammenhängende Erklärung der herrschenden Umstände richtig verstanden habe, dann kann praktisch jeder, von den Angehörigen der Jungen in dem Araby Boys’ Camp angefangen bis hin zu Miss Fansler selbst, reichlich Gelegenheit gehabt haben, die Kugel in den Lauf zu schieben. Diese Erdbeeren sind köstlich, nebenbei bemerkt; wohl hier aus der Gegend, nicht? Ich freue mich festzustellen, daß die einheimische Bevölkerung auch noch andere Dinge tut, als schändliche Dinge auszuhecken.« »Ich gönne dir diesen kleinen Scherz gern«, sagte Reed, »und es gelingt mir auch, mit außergewöhnlicher Großzügigkeit neidlos dein Desinteresse zu akzeptieren, mit dem du hier sitzt und Erdbeeren mit Sahne in dich hineinstopfst. Aber entschieden muß ich dir widersprechen, wenn du meine Erklärungen unzusammenhängend nennst.
    Dem Haushalt mag es ein wenig an, sagen wir einmal, den gewöhnlichen Ingredienzien normaler Häuslichkeit mangeln, aber meine Schilderung dessen war exakt und von kristallener Klarheit, oder was sagst du, Kate?« »Ich glaube, diese ganze Geschichte ist deiner Stimmung nicht gerade zuträglich«, sagte John Cunningham, »oder bist du gar mit den Jahren empfindlich geworden und verwandelst dich in den verwöhnten Junggesellen? Empfindlichkeit können wir verheirateten Männer mit vier Kindern und Scharen lieber Verwandter uns nicht leisten, die sich untereinander nur darin einig sind, daß sie die Art mißbilligen, wie wir unseren Nachwuchs erziehen.« »Wenn das abwertend gemeint war, Reed ist der am wenigsten empfindliche Mensch, den ich kenne«, sagte Kate mit einem Nachdruck, der sie selbst überraschte. »Wahrscheinlich hat Ihr Umgang mit dem Verbrechen in Boston Sie an den täglichen Anblick der Leichen herumliegender Nachbarn gewöhnt. Ihnen ist es vielleicht noch nicht bewußt geworden, aber ich befinde mich in der erfreulichen Lage, entweder meinen Neffen oder dessen Hauslehrer wegen Mordes oder Totschlags festgenommen zu sehen, es sei denn, ich werde verhaftet oder einer meiner Gäste. Ich fange an zu glauben, die einzige Lösung ist, um mit Lord Peter Wimsey zu sprechen, ›Gift für drei in der Bibliothek‹. Jedenfalls sehe ich keinen Grund, den armen Reed herunterzuputzen. Mir erscheint er als der einzige durch und durch vernünftige Mensch in der ganzen furchtbaren Situation…« »… der zweifellos«, nahm Cunningham ihren Satz auf und vollendete ihn, »imstande ist zu beweisen, daß er weder der Mörder ist, noch daß ihm zuzutrauen ist, einen Meineid zu schwören, um den Mörder zu decken, falls sich herausstellen sollte, daß es sich dabei um eine Frau handelt, die er liebt, oder um sonst ein Mitglied des Haushalts. Alsdann, setzt euch alle beide hin, und hört auf zu glauben, ihr könntet mit dem Sheriff und dem Bezirksstaatsanwalt, die höchstwahrscheinlich schon auf dem Weg hierher sind, umgehen wie Gestalten aus einem Roman von Henry James. Ich bin, wie Sie durchaus richtig bemerkt haben, Strafverteidiger. Ich nehme an, daß genau das, verbunden mit einem Vorfall aus Reeds und meiner Vergangenheit, der Grund war, warum Sie mich zu diesem kritischen Zeitpunkt herbeigerufen haben. Lassen Sie uns deshalb die ganze Situation mit den Augen der Polizei betrachten und nicht, wie wir sie gern in einem hübsch gestrickten Roman von einem Schreiber voll ausgeprägter Sensibilität dargestellt

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