In Blut geschrieben
bereite das Dossier über Sie vor. Also helfen Sie mir, damit ich Sie retten kann.«
Er schwieg eine Weile, und die Neonlampe in seinem Rücken warf seinen gewaltigen Schatten auf die zierliche Janine.
»Lucas hatte fast keine Freunde«, sagte sie schließlich. »Nur die Jungs von seiner ›Gruppe‹, wie er sie nannte.«
Special Agent Keel schaltete das Aufnahmegerät wieder ein.
»Kennen Sie sie?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, aber Lucas hat oft gesagt, dass sie zu dritt alles fertig brächten, dass sie ein einzigartiges Trio wären, ja, das hat er immer wiederholt, das einzigartige Trio‹.«
Keel triumphierte innerlich. Endlich wusste er, wie viele es waren.
»Es waren also drei«, wiederholte er. »Haben Sie je einen von ihnen gesehen?«
»Nein, aber ich weiß, dass ein Neger dabei war. Lucas hat ihn im Gefängnis kennen gelernt, er sprach von ihm wie von seinem Schützling.«
Spencer Lynch. Nichts Neues. Keel biss die Zähne zusammen und zwang sich, Ruhe zu bewahren. Was er brauchte, war eine neue Spur, keine Bestätigung bereits bekannter Fakten.
»Dann gab es noch einen. Bob.«
»Bob?«, hakte er nach.
Keel hoffte, dass sie genauere Auskünfte über den Schreiber der Karte geben könnte, die die Polizei bei Lynch gefunden hatte. Er schien der Anführer der Sekte zu sein.
»Ja, so hat er ihn genannt. Lucas beschrieb ihn als einen starken Typen. Und Bob war im Besitz des Caliban-Wissens.«
»Und was ist Caliban?«
Janine zuckte zusammen.
»Eine neue Kraft.«
»Ein Gott?«
»Nein, Lucas sagte, besser als das. Caliban ist die höchste Erfüllung, die Macht. Ein Mittel, zum Übermenschen zu werden. Er wiederholte ständig einen Satz von Bob: Taliban ist die Stimme des Meisterst«
»Janine, ich möchte Ihnen eine etwas prekäre Frage stellen, bitte konzentrieren Sie sich. Wissen Sie, warum Bob Ihren Bruder ermordet hat? Haben sie sich gestritten?«
Janine schluckte mühsam.
»Nein, ich weiß es nicht, sie sahen sich sehr selten«, sagte sie mit bebender Stimme. »Lucas hielt mich von all dem fern, das habe ich Ihnen ja schon gesagt, ich habe weder Bob noch den Neger gesehen.«
»Sie haben keine Vermutung, warum Bob wütend auf Ihren Bruder gewesen sein könnte? Hat Lucas irgendetwas gesagt?«
»Nein, nichts.«
Nach kurzem Zögern hob sie schüchtern den Zeigefinger.
»Aber sie haben sich kurz vor seinem Tod getroffen. Ich glaube, wegen dem Neger. Der machte ihnen Sorgen.«
Die Verhaftung von Spencer Lynch. Keel ermutigte sie, fortzufahren.
»Ich erinnere mich sogar, dass Bob bei uns angerufen hat. Das hat auch Lucas gewundert, normalerweise hat er nie bei uns angerufen. Ich glaube, Bob hat ihn beruhigt, er würde aus einer Telefonzelle anrufen oder so. Sie haben ein paar Minuten miteinander gesprochen und sich verabredet.«
»Wo?«
»Ich weiß es nicht. Lucas hat die Adresse in seinem Notizbuch notiert, da bin ich sicher, weil ich es ihm aus dem Schlafzimmer geholt habe.«
Keel unterdrückte einen Siegesschrei.
»Janine, können Sie mir sagen, was Ihr Bruder und seine Freunde genau gemacht haben?«
Janine Shapiros Arme überzogen sich mit Gänsehaut, und ihre Lippen bebten.
Sie wusste nicht viel, Bruchstücke.
Als sie fertig erzählt hatte, war Special Agent Keel so bleich wie ein Phantom.
Er verließ den Raum und winkte einen seiner Beamten heran.
»Walsh, wo ist der Verbindungsbeamte?«
»Hier«, erklärte Brett Cahill und trat näher.
Keel wischte sich mit einem Papiertaschentuch über den kahlen Schädel.
»Cahill, tun Sie mir einen Gefallen: Gehen Sie zu der Asservatenkammer, in der die Sachen von Lucas Shapiro verwahrt werden, und holen Sie mir sein Notizbuch. Nach Aussage seiner Schwester handelt es sich um ein kleines Heft in einer Lederhülle. Da drin müsste die Adresse notiert sein, wo sich Lucas Shapiro mit dem mysteriösen Bob getroffen hat, und zwar am letzten Sonntag, dem zwanzigsten Januar.«
»Gerne, Sir.«
»Und wenn Sie dazu die Genehmigung des Bezirksstaatsanwalts brauchen, rufen Sie mich an, die bekommen wir innerhalb einer Stunde.«
»Okay. Ich mache mich gleich auf den Weg.«
Walsh wartete, bis Brett Cahill im Aufzug verschwunden war, dann deutete er auf die Tür.
»Und was machen wir mit ihr?«
Keel fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Ich will, dass der Staatsanwalt hieb- und stichfeste Beweise gegen sie hat. Sie darf den Himmel nur noch durch Gitterstäbe sehen.«
Neil Keel verzog das Gesicht. Seine Brust war so schwer, als
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