in China
denn mit Ihnen, Jenny?« erkundigte er sich.
»Warum wollen Sie nach China?«
Jenny sah ihn strahlend an. »Na ja, ich bin jetzt lange genug mit dem Rucksack auf dem Buckel durch Europa getrampt. Sony, Peter«, sagte sie und lächelte ihm zu. »Es mußte unbedingt China sein, obwohl ich mir die Hälfte des Geldes borgen mußte, um diese Reise machen zu können. Grundschullehrer schwimmen nicht gerade in Geld.« Sie gestikulierte wie wild. »Ich unterrichte das zweite Schuljahr. Da kann man keine Reichtümer gewinnen.
Es hat mich schon immer nach China gezogen. Ich glaube fast, daß ich in einem früheren Leben einmal Chinesin gewesen sein muß.«
»Natürlich die Kaiserin von China«, sagte Peter und grinste sie ganz plötzlich an. Dadurch hoben sich die strengen schwarzen Brauen, und er wirkte um Jahre jünger.
»Sehen Sie nur, er lächelt!« rief Malcom Mrs. Pollifax belustigt zu.
»Tatsächlich«, sagte sie und mußte selber lachen, »fantastisch.«
Kaum lächelte Peter, da erschien die junge Frau mit Schrubber und Putzeimer schon wieder, schrubbte den Gang und hinterließ dort einen glänzenden Wasserstreifen. Mrs. Pollifax sah an ihr vorbei zum Fenster hinaus. Ihr Blick fiel auf Reisfelder. Zarte grüne Sprossen ragten aus dem Wasser. Auf einem schmalen Weg ging ein Wasserbüffel hinter einer alten Frau her.
Ziegel aus Lehm und Stroh wurden aufgestapelt, Baumstämme zersägt. Ein auf Pfählen erbautes Haus glitt vorbei. Sie hörte Jenny sagen: »Mr. Styles...«
»Malcom bitte.«
»Also gut, Malcolm, Sie haben uns noch gar nicht verraten, was Sie tun, wenn Sie nicht gerade reisen.«
Mrs. Pollifax sah ihm verwundert nach. Wie geschickt er sich aus der Affäre gezogen hatte, als er Jennys Frage beantworten sollte. Aber eigentlich hätte er doch bloß zu sagen brauchen: Ich bin Geschäftsmann, in der Theater-oder in der Werbebranche.
Sie hätte gar nicht gedacht, daß er der Frage ausweichen würde. Seine Stimme hatte abweisend geklungen. Sein Rückzug war perfektes Timing. Sie fragte sich, was er wohl zu verbergen hatte und warum er nicht bereit war, auf Jennys Frage zu antworten. Vielleicht war er auf die Toilette gegangen, um dort zu überlegen, womit er sein Geld verdiente, wenn er nicht auf Reisen war. Aber vielleicht hielt sie allzu eifrig Ausschau nach dem Agenten, mit dem sie zusammenarbeiten sollte. Lächerlich, daß sie nicht wußte, wer er war.
Der Zug fuhr jetzt langsamer. Joe Forbes kam den Gang entlang und verkündete: »Mr. Li sagt, daß wir jetzt zur Grenze kommen. In einer halben Stunde gibt es Lunchpakete.«
Sofort wurden Kameras gezückt. Die begeisterten Touristen sprangen auf. Alle außer Mrs.
Pollifax und Iris, die weiter vorne saß. Sie starrte aus dem Fenster und dachte wieder: So viele Menschen! Sie standen Schlange und warteten, bis sie in die Wagen am Ende des Zuges einsteigen konnten, von denen George Westrum gesagt hatte, daß sie harte Sitze hatten. Die Menschenschlangen waren nicht gerade. Sie ringelten sich. Da standen Männer und Frauen in einfacher Baumwollgewandung und hielten Bündel umklammert. Dazwischen Soldaten in Khakiuniformen mit rotem Stern an der Mütze. Im Hintergrund schäbige Gebäude und die Umrisse grüner Hügel.
Da erhob sich Mrs. Pollifax und ging den Gang entlang nach vorn zu Iris. »Wie ich sehe, machen Sie gar keine Fotos.«
Iris sah erschrocken auf. »Ich mache später ein paar nur so für mich.« Sie lächelte. »Was ich auch anstelle, die Fotos mißlingen mir immer.« Sie wies zum Fenster hinaus und sagte: »Ich habe mir gerade überlegt, was meine Freundin Suzie wohl zu all den Hütten und Reisfeldern sagen würde. Suzie liebt den Glamour. Sie würde sicher sagen: ›Da gibst du soviel Geld aus, fliegst um die halbe Welt und was siehst du: das!‹ «
Mrs. Pollifax lächelte. »Wenn Sie eine Städtereise gebucht hätten und wären auch nach Shanghai gekommen, könnten Sie sich über einen Mangel an Glamour und Nachtleben sicher nicht beklagen. Waren Sie nicht in Versuchung, eine solche Reise zu buchen?«.
»Von Städten habe ich die Nase voll«, erklärte Iris erbost. »Jetzt will ich endlich mal was anderes sehen.«
Mrs. Pollifax nickte verständnisvoll. »Dann ist diese Reise ganz bestimmt das richtige für Sie.«
Iris grinste. »Das glaube ich auch.« Sie wandte sich zur Seite und sah Mrs. Pollifax an.
»Sagen Sie, Mrs. Pollifax, dieses Kleid ist doch nicht passend für hier, oder irre ich mich da?«
»Nein, Sie haben völlig
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