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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Medikamenten
    einschließlich Schlangenserum und zwei gummierte Segeltuchwasserbehälter.«
    »Dazu kommt noch die Schokolade, die Trockennahrung, das Dörrobst und die Vitamine.«
    »Ja. Was mir jetzt noch fehlt, sind die großen schweren Sachen. Decken und Schaffelle. Alles woraus man Jacken oder Mäntel machen kann. Wo wir morgen hinkommen, ziehen Nomaden umher. Da dürfte es nicht weiter schwierig sein, Schaffelle zu bekommen. Irgendwo auf einem Basar oder in den Souvenirläden. Und dann können Sie sich weigern, das was Sie erstanden haben, nach Hause zu schicken, bevor wir in Peking sind. Ihnen wird schon eine Begründung dafür einfallen. Schnallen Sie einfach alles außen an Ihrem Koffer fest, was nicht mehr hineingeht, und behalten Sie es bei sich.«
    »Ganz richtig«, warf sie ein und schrieb sich das auf.
    »Bis dahin«, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu, »muß ich eben in meiner Mao-Kluft herumlaufen. Die ist ungeheuer wichtig und mußte Vorrang haben; denn bald darf ich mich kaum noch von den Chinesen unterscheiden.«
    »Wie haben Sie es bloß geschafft, daß Sie in Ihrem Alter schon fließend chinesisch sprechen?« fragte Mrs. Pollifax. »Das will mir einfach nicht in den Kopf.«
    »Dazu bin ich völlig unerwartet gekommen«, erzählte er. »Als ich anfing, in Harvard zu studieren... ja, in Harvard, Sie haben ganz richtig gehört, bin ich in Boston öfter in Bars in Chinatown gegangen. Da habe ich immer wieder mal was aufgeschnappt, und die Sprache hat sich mir erstaunlich schnell eingeprägt. Das ging so schnell, daß ich es selbst kaum fassen konnte. Ein zufälliges Zusammentreffen? Ich weiß nicht recht. Bis ich wirklich Absolvent der Universität und Graduierter war, konnte ich Mandarin lesen und schreiben und mich auch in verschiedenen Dialekten ganz gut verständigen. Es stimmt auch nicht, daß ich Student im letzten Studienjahr bin beziehungsweise dieses letzte Jahr gerade hinter mir habe. Ich stehe kurz vor meinem Staatsexamen. Ich habe mich ganz auf Fernost verlegt, auf Sinologie, um ganz genau zu sein. Hier gedenke ich praktische Erfahrungen zu sammeln.«
    »Und Carstairs?«
    Er grinste. »Nein, es war Bishop. Den habe ich in einer Bostoner Bar in Chinatown kennengelernt. Aber wer weiß, vielleicht war das auch abgekartetes Spiel, und er hatte das so arrangiert, weil er schon von mir gehört hatte.«
    Sie lächelte. »Schon möglich. Und nun sind wir tatsächlich in China.«
    »Ja, kaum zu glauben, nicht? Und ich habe das hier.« Er zeigte auf den Atlas. »Den nehme ich mit in mein Zimmer, damit ich anhand der Karte, die ich mitgebracht habe, die Entfernungen berechnen kann.«
    »Hat Sie irgend jemand in mein Zimmer kommen sehen?« erkundigte sich Mrs. Pollifax. Ihr war wieder eingefallen, daß ihr Koffer durchsucht worden war. Der Gedanke irritierte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Es war niemand auf dem Gang.« Er überlegte. »Falls jemand auf dem Gang sein sollte, wenn ich wieder gehe, werde ich einfach behaupten, daß. ich mir ein Wasserglas von Ihnen leihen wollte. Aber ich bin furchtbar neugierig. Sagen Sie mir doch, was Guo Musu für ein Mensch ist.«
    Sie erzählte von Guo, beschrieb ihm seinen Laden und berichtete von dem Zusammentreffen.
    Ihr fiel auf, daß er sie immer wieder rasch und eindringlich von der Seite ansah, ganz so, als verstünde er, ohne daß sie gezwungen war, viele Worte zu machen. Dafür war sie
    ausgesprochen dankbar.
    Als sie geendet hatte, nickte er. »Ich wollte, ich hätte mit ihm reden können. Bisher war alles schrecklich frustrierend für mich. Zum Beispiel der Opernbesuch heute abend. Jennys ewige Erklärungen haben mich ganz nervös gemacht, wo ich doch selbst jedes Wort verstanden habe. Dafür daß sie alles so zerpflückt hat, habe ich sie fast gehaßt. Ich habe auch mitangehört und verstanden, worüber sich Mr. Li und Miß Bai unterhalten haben, und ich komme mir vor wie ein ganz erbärmlicher Kerl. Als hätte ich sie heimlich belauscht.« Er erhob sich. »Nun werde ich mal gehen und mich in meinem Zimmer in diese Karte
    vertiefen.«
    Sie erhob sich ebenfalls und sagte: »Es wäre gut, wenn wir von jetzt an in Gegenwart der anderen Mitglieder unserer Reisegruppe etwas sanfter miteinander umgingen. Falls man uns miteinander reden sieht. Das wird von Zeit zu Zeit wahrscheinlich nötig sein.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte er grinsend. »Von jetzt an werde ich gelegentlich bei den Mahlzeiten neben Ihnen sitzen und allmählich auftauen.

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