Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
Vom Netzwerk:
nicht aufhören, den Horizont nach Land abzusuchen. Immer wieder erhaschte sie einen Blick auf eine Sandbank in der Ferne, auf der sich Möwen ausruhten, ansonsten jedoch nichts, was Substanz hatte. Das Land hinter ihnen, Cedar Island, und Ocracoke vor ihnen schienen so weit weg zu sein, dass sie nicht real wirkten. Und wenn sie daran dachte, wie winzig Ocracoke auf der Landkarte war, nur ein winziger Fleck zwischen Pamlico Sound und dem Atlantik, schien niemals genug Land zu existieren, um einem Menschen das Gefühl zu geben, wirklich in Sicherheit zu sein.
    Was hatte Chester gesagt, als er gehört hatte, dass Cassandra nach Ocracoke fahren würde? »Je weiter du rausfährst,
umso wilder wird es.« Schon jetzt fühlte sie sich ein klein wenig wild. Dennis war Vergangenheit, und alles konnte nun passieren.
    Am letzten Wochenende hatten sie ihr letztes Rendezvous. Cassandra war sich nicht bewusst gewesen, dass es das letzte sein würde. Dennis war mit ihr nach Fort Macon zum Picknick gefahren, doch es hatte kein Lüftchen geweht, die Stechmücken hatten sich wie die fliegenden Affen aus dem Zauberer von Oz auf sie gestürzt, bis ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu ihm nach Hause zurückzufahren.
    Er kochte ihr Lieblingsessen - Brathähnchen, Kartoffelsalat, Gurkensandwiches und Fudge Brownies. Sie saßen auf seiner Veranda und aßen, während über ihnen der Ventilator blies, und er füllte unablässig ihren Teller, so als hätte er Angst, er könne leer werden. Sie schienen kein Gesprächsthema zu finden, also widmeten sie sich nur dem Essen, bis sie schließlich meinte, sie bekomme keinen Bissen mehr hinunter. Trotzdem legte er noch einen Hühnerschenkel auf ihren Teller. Plötzlich wurde sie wütend, sprang auf und schleuderte das Beinchen ins Gebüsch. »Dennis, ich habe gesagt, ich bin satt. Ich will nichts mehr. Okay?«
    Lange Zeit sah er sie nur an, ehe er den Atem entweichen ließ und die Schüssel mit dem Kartoffelsalat auf den Tisch stellte. »Okay.«
    Cassandra setzte sich wieder hin. Beide mieden jeden Blickkontakt. Inzwischen war es dunkel geworden, und die Straßenlaternen bildeten die einzige Lichtquelle. Um sie herum waren die Geräusche spielender Kinder, bellender Hunde und von Rasenmähern zu hören, und Cassandra spürte, wie sie ruhiger wurde. Es brachte nichts, wütend zu sein. Er versuchte doch nur, sie glücklich zu machen. »Dennis«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    »Ich schätze, genau das war’s.«
    »Wie meinst du das?«

    »Ich gehe nach Hause, und du kommst nicht mit. Stimmt das?«
    Sie brauchte eine Weile, bis sie antworten konnte. Sie wollte ihm nicht wehtun, doch ihr war klar, dass es an der Zeit war, ehrlich zu sein. »Nein«, sagte sie. »Ich komme nicht mit.«
    Er nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Dennis.«
    »Entschuldige dich nicht schon wieder. Es gibt nichts, wofür du dich zu entschuldigen brauchst. Es ist besser, dass wir es vor der Hochzeit herausgefunden haben, meinst du nicht auch? Meine Mutter würde umkommen, wenn es in unserer Familie eine Scheidung gäbe.«
    Ich bezweifle, dass sie umkommen würde, dachte Cassandra, viel eher würde sie einen Mord begehen. Ja, es war das Beste, dass sie es jetzt herausgefunden hatten. Niemand konnte behaupten, sie hätten es nicht versucht.
    Sie hatte noch nie eine solche Mischung aus Traurigkeit und Erleichterung verspürt, als er sie zu Hause ablieferte und sie ihn auf seiner Harley in der Dunkelheit verschwinden sah. Natürlich würde sie ihn wiedersehen. Sie würden in Kontakt bleiben. Vielleicht könnten sie irgendwann sogar Freunde werden, besonders wenn sie erst einmal wieder in Davis war.
    Aber Davis war weit weg, und sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Sie war noch nie bei den Outer Banks gewesen und wollte jede Sekunde davon genießen. Hector hatte gesagt, Emerald Isle sei Teil der Outer Banks, Ocracoke jedoch erst recht der äußerste Zipfel davon. Das Ende der Welt oder zumindest das Ende von North Carolina. Cassandra dachte an das andere Ende des Bundesstaats, das sie ebenfalls noch nie gesehen hatte. Wo war es genau? In Cherokee? Murphy? Jedenfalls irgendwo dort oben in den Bergen nahe der Grenze zu Georgia. Mit einem Mal verspürte sie Sehnsucht nach den Bergen, nach der Behaglichkeit und Sicherheit der Heimat. Sie musste sich einen Schwung geben, durfte nicht vergessen, dass
Sicherheit nicht alles war. Das hatte Dennis bewiesen. Manchmal ergab das Wilde mehr Sinn als das Sichere. Sie schloss

Weitere Kostenlose Bücher