In dein Herz geschrieben
war.
»Das ist schon das zweite Mal in kürzester Zeit, dass ich mir die Sterne ansehe.«
»Ach ja?« Er nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und wartete.
»Dennis ist mit mir zum Fort Macon gefahren.« Sie ließ ein aufgesetztes Lachen hören. »Du hättest dich schlapp gelacht, wenn du uns gesehen hättest. Die Stechmücken haben uns bei lebendigem Leib aufgefressen, und wir hatten das Insektenspray vergessen. Wir mussten zu ihm nach Hause zurückfahren. Aber es hat sich herausgestellt, dass das gut so war. Wir haben lange geredet.«
Hector spürte, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten. Jetzt kommt’s, dachte er.
»Um es kurz zu machen - wir haben uns getrennt.«
Sie schwieg, und Hector brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was sie gesagt hatte. Sie hatten Schluss gemacht. Dennis war von der Bildfläche verschwunden. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er Mitleid mit ihm. Er hatte so viel für diese Frau riskiert, und wofür? Für nichts. Doch schon in der nächsten Sekunde hätte er am liebsten vor Erleichterung aufgelacht.
»Er fährt bald nach Hause zurück, nach Davis.«
»Und was wirst du tun?«
»Ich glaube, ich bleibe noch eine Weile, wenn May und Walton nichts dagegen haben.«
»Oh, ich glaube nicht, dass sie das haben.« Er betrachtete den dunklen Schemen neben sich. Am liebsten hätte er den Stuhl gepackt und zu sich herangezogen, ganz dicht, um den Arm um sie legen und nur dasitzen zu können, während er den Anblick genoss. Doch etwas hielt ihn zurück. Es war nicht Annie Laurie oder seine Mutter. Nein, sie mochten Cassandra, das wusste er.
Er nahm einen weiteren Schluck und legte den Kopf in den Nacken. Nein, er wusste, was es war. Genau das ist es, Kumpel, dachte er. So zu tun, als existierte Lilah nicht, mochte für ihn funktionieren, doch Cassandra würde sich wohl kaum darauf einlassen. Vielleicht war es an der Zeit, endlich klar Schiff zu machen, Platz für jemand anderen zu schaffen. Oh Gott, er hasste es, er verabscheute die Vorstellung, mit dieser Frau reden zu müssen. Dabei ging es nicht einmal so sehr um ihn selbst. Er hatte es längst verkraftet, verlassen worden zu sein. Aber Annie Laurie nicht, vielleicht würde sie es auch nie tun. Er könnte Lilah dafür umbringen, dass sie seinem kleinen Mädchen wehgetan hatte.
Er sprang auf, trat an die Reling und blickte auf die Spiegelbilder der Sterne, die auf der sich kräuselnden Wasseroberfläche tanzten.
»Hector?« Cassandra stand auf und trat zu ihm. »Was ist los?«
Als ihm bewusst wurde, dass er zitterte, umfasste er die Reling so fest, dass er nur staunen konnte, dass er sich nicht die Hände brach.
»Hector?«
Reiß dich zusammen, Junge, sagte er sich. Er schloss die Augen, bis er Cassandras Hand auf seinem Rücken spürte, sanft zuerst, dann immer fester, als ihre Finger einen kleinen Kreis unterhalb seiner Schulterblätter beschrieben. Gott, es fühlte sich so gut an, der Trost ihrer Hand, die Wärme ihrer Haut, als sie neben ihm stand. Er begann sich zu entspannen, lockerte den Griff um die Reling. Es würde alles in Ordnung kommen. Er war ein Idiot gewesen, so lange zu warten, aber jetzt würde er das Richtige tun. Cassandra hatte ihm geholfen, es herauszufinden. Sollte er es ihr sagen? Er schüttelte den Kopf. Nein. Nicht jetzt. Er würde sich zuerst um alles kümmern, im Handumdrehen alles in Ordnung bringen und es ihr dann sagen.
Hector schlug die Augen auf, legte den Arm um Cassandra und zog sie an sich. Er presste sein Gesicht in ihr Haar und holte tief Luft, ehe er beide Arme um sie schlang, während das Boot leise schwankte. »Dennis ist ein Idiot«, flüsterte er, ehe er sie küsste.
43
Sie empfand es als so wohltuend, in den Schatten zu kommen, auch wenn sie dafür auf einen Friedhof gehen musste. »Süße, ich muss mich einen Moment hinsetzen. Du machst mich fertig.« Cassandra setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen einen Grabstein. Obwohl es hier unter den Bäumen kühler war, lief ihr der Schweiß noch immer übers Gesicht, den Rücken und die Brust. Sie würde sich noch einmal unter die Dusche stellen müssen, wenn sie nach Hause kamen. Bei der Vorstellung, wie das kühle Wasser an ihr hinunterlief, hätte sie sich am liebsten sofort auf den Weg gemacht.
Hector war mit seinen Brüdern angeln gegangen, ihre Frauen waren mit den Vorbereitungen für die Party am Abend beschäftigt, so dass Cassandra und Annie Laurie Zeit für einen kleinen Ausflug blieb. Der alte Teil
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