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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Cassandra, wie groß ihre Angst gewesen war. Eine Woge der Erleichterung überkam sie. »Danke«, sagte sie, ließ den Motor ein weiteres Mal aufheulen und dachte daran, wie Ruth Ann sie wegen ihrer Neigung zum Bleifuß geschimpft hatte. Tja, in dieser Situation kam er ihr allerdings zugute. Sie trat das Pedal durch, worauf der Laster vorwärtsschoss, auf die Barrikade zudonnerte und durch sie hindurchpreschte, als bestünde sie aus Zahnstochern. Ihr blieb keine Zeit, nach hinten zu sehen und herauszufinden, was Hazels Cousin tat, sondern sie ließ ihren Fuß einfach, wo er war. Der Wind erfasste den Truck seitlich, und sie spürte, wie sich die Räder auf ihrer Seite hoben, ehe sie Sekunden später wieder Bodenkontakt hatten. Der Truck wurde heftig hin und her geschleudert. Ihr Herz hämmerte, dass es an ein Wunder grenzte, dass sich nicht der Stoff ihres T-Shirts rhythmisch hob und senkte. Sie warf einen Blick auf Hazel, die das Armaturenbrett umklammert hielt.
    »Gas weg und weiter«, sagte sie, »aber nicht zu langsam. Was Sie auch tun, bleiben Sie nicht stehen.«
    Cassandra drosselte das Tempo auf knapp vierzig Stundenkilometer, und es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis sie zur Mitte der Brücke gelangten. Hier blies der Wind mit noch mehr Gewalt. Cassandra fuhr langsamer. Der Regen prasselte so heftig auf sie herunter, dass es sich anfühlte, als befänden sie sich mitten in einer Waschanlage, und obwohl sie die Scheibenwischer auf die höchste Stufe geschaltet hatte, konnte sie fast nichts sehen. Oh Gott, dachte sie, bitte mach, dass wir es schaffen. Und bitte mach, dass Annie Laurie bei diesem Wetter nicht draußen ist. Mach, dass sie in Sicherheit ist.

    Als sie endlich die andere Seite der Brücke erreichten und nach Atlantic Beach hineinfuhren, hielten die Häuser den Wind weit genug ab, dass Cassandra beschleunigen konnte. Sämtliche Häuser waren verbarrikadiert, die Stadt vollkommen verwaist, als wären sie die beiden letzten lebenden Menschen auf der ganzen Insel. Obwohl sich keine anderen Fahrzeuge auf der Straße befanden, blieb sie an der Ampel stehen, ehe sie nach rechts in Richtung Salter Path abbog. Sie blickte über die Schulter, in der Annahme, ein Blaulicht zu sehen. Hatte der Polizist noch nicht Alarm geschlagen? Oder hatten die Wichtigeres zu tun? Tja, sollten sie doch kommen, wenn sie unbedingt wollten. Sie würde erst stehen bleiben, wenn sie zu Hause war.
    Es gelang ihr, auf gut fünfzig Stundenkilometer zu beschleunigen, während sie größere Wasserlachen umfuhr und gegen den Wind ankämpfte. Gleich da, gleich da. Fortwährend hallten die Worte in ihrem Kopf wider, wie eine Schallplatte mit einem Kratzer. Von Zeit zu Zeit sah sie zu Hazel hinüber, und sie tauschten ein angespanntes Lächeln aus, ehe sie sich wieder abwandten und durch die Windschutzscheibe spähten.
    Die Fahrt schien sich ewig hinzuziehen, doch endlich tauchte das Hinweisschild zum Iron Steamer Pier links von ihr auf. Sie fragte sich, wie der Pier dieser heftigen Brandung standhielt. Als sie das Tempo drosselte, um nach rechts auf den Shore Drive abzubiegen, fiel ihr auf, dass ein Teil des Daches des Crab Shack weggerissen war. Sie fuhr um einen großen Ast herum, der von einer Virginia-Eiche über die Straße gestürzt war, und wich einigen umherrollenden Mülltonnen aus. Als sie in die Auffahrt bog und den Motor ausschaltete, saßen sie einen Moment lang schweigend da, beteten stumm einen Dank dafür, dass sie endlich angekommen waren, während sie sich zugleich davor fürchteten, den Weg zum Haus zurücklegen zu müssen.
    Evelyns großer roter Lincoln stand in der Einfahrt vor ihnen.
Cassandra konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, bei diesem Wetter nicht am Strand geblieben zu sein. Sie selbst würde sich unter keinen Umständen während eines Hurrikans dort aufhalten.
    »Also gut«, meinte Hazel und zog sich die Kapuze über den Kopf. »Auf drei. Eins. Zwei. Drei!«
    Wie Dorothy in Der Zauberer von Oz hämmerten sie gegen die Tür, doch im Gegensatz zu dem Mädchen hatten sie mehr Glück, denn Walton hörte sie. Sekunden später wurden die beiden Frauen ins Haus gezogen und die Tür hinter ihnen zugeschlagen.
    »May, hol ein paar Handtücher. Die beiden sind nass bis auf die Knochen.« Walton wandte sich an Cassandra: »Ziemlich verrückt, das muss ich schon sagen.«
    »Ich weiß«, sagte Cassandra. »Ich muss den Verstand verloren haben.«
    Walton schüttelte den Kopf, ehe er sie an sich zog. Cassandra

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