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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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als empfinde sie schlagartig so etwas wie Scham. Zu spät, Lady, dachte er, jetzt habe ich sowieso schon alles gesehen. Er fragte sich, was der Bräutigam im Wagen wohl vorhaben mochte.
    »Bitte«, sagte sie. »Könnten Sie mich mitnehmen? Zum Strand?«
    Hector ließ den Blick über die Bäume auf beiden Seiten der Straße schweifen und lauschte den Zikaden und Grillen. Besäße
er auch nur einen Funken Verstand, würde er sich heute Abend auf keinen Fall mit einer weiteren Frau herumschlagen. Eigentlich sollte er längst zu Hause sitzen, ein Bier trinken und Elvis hören. Wieder seufzte er. »Ich denke schon.«
    »Danke! Geben Sie mir nur eine Minute!«
    Sie verschwand. Wieder begann der Wagen für kurze Zeit zu schwanken, dann ertönte ein Summen. Vermutlich schloss sie das Schiebedach. Würde sie ihren Ehemann einfach hier draußen zurücklassen? Die Tür ging auf, und sie stieg aus dem Wagen - in Jeans, T-Shirt, mit einer Handtasche über der Schulter und einem Koffer in der Hand. Sie trat einen Schritt vor und betrachtete die Limousine einen langen Moment. Gerade als Hector etwas sagen wollte, schlug sie die Tür zu und ging zur Beifahrerseite des Lasters. Sie sahen einander über die Motorhaube hinweg an, und Hector fragte sich, ob sie den armen Kerl wohl umgebracht hatte.
    Eigentlich wirkte sie ganz normal, hatte sogar ein recht hübsches Gesicht, wenn auch vielleicht ein wenig zu viel Haarspray für seinen Geschmack. Die Wimperntuschespuren unter ihren Augen verrieten, dass sie geweint hatte. Was soll’s, dachte er. Zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Er schloss den Wagen auf und kam um den Wagen herum, wobei ihm auffiel, dass sie nach Alkohol roch. Er fragte sich, weshalb die beiden mit ihrer Party nicht gewartet hatten, bis sie im Hotel waren.
    »Ich tue nur Ihren Koffer nach hinten, ja?«
    Sie sah auf den Koffer hinunter, als sei ihr gerade wieder eingefallen, dass sie ihn bei sich hatte. »Das kann ich doch machen.« Sie hob den Koffer hoch und versuchte, das Ungetüm auf die Ladefläche zu wuchten.
    »Bitte, Ma’am, lassen Sie mich das machen.« Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass diese Frau auch noch den Lack zerschrammte. Als er den Koffer verstaut hatte, öffnete er ihr die Tür. Sie beugte sich vor und spähte ins Führerhaus,
ehe sie ihn ansah, so als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Er sah, wie ihre Hände zitterten. Wahrscheinlich sollte er sie lieber nach ihrem Mann fragen, bevor sie in diesen Laster stieg und er mit ihr eingesperrt war.
    »Ma’am«, sagte er.
    »Ich heiße Cassandra.«
    »Gut, Cassandra, ich will mich ja nicht einmischen, aber was ist mit Ihrem Ehemann?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Ich habe keinen Ehemann.« Sie folgte seinem Blick Richtung Limousine und schien zu begreifen. »Oh, ich verstehe«, sagte sie. »Er ist nicht mitgekommen.«
    Allmählich dämmerte ihm, dass eine kräftige Frau wie sie beim Versuch, ihr Hochzeitskleid auszuziehen und in ihre Jeans zu schlüpfen, eine Limousine ohne weiteres allein zum Schwanken bringen konnte. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um ein Lächeln zu verbergen. In den Sträuchern in der Nähe der Bäume blitzte etwas Weißes.
    »Oh«, sagte sie. »Mein Schleier.«
    Er sah hinüber und fragte sich, ob dies ihre Taktik sein könnte, um ihn vom Laster wegzulocken, damit sie ihn klauen konnte. Tja, er hatte die Schlüssel in der Tasche, das bedeutete, wenn sie nicht wusste, wie man einen Wagen kurzschloss, würde sie nicht von hier wegkommen. Und sie wirkte nicht wie der Typ Frau, der einen Wagen klaute. Er sprang über den Graben und zog an dem Schleier. Er ließ sich nicht lösen, so dass er einen Schritt zur Seite treten musste, um im Licht der Scheinwerfer besser sehen zu können.
    »Seien Sie vorsichtig«, rief sie. »Das Ding hat hundert Dollar gekostet.«
    Hector betrachtete den zarten Hauch aus Netz oder Tüll oder woraus dieses Ding auch immer bestehen mochte. Hundert Dollar für dieses Nichts? Dann fiel sein Blick auf das mit kleinen Perlen und sonstigem Krimskrams bestickte Stirnband.
Wahrscheinlich waren diese Dinger einiges wert, auch wenn die Perlen unmöglich echt sein konnten. Sein Daddy hatte seiner Mutter eine echte Perlenkette zum Hochzeitstag geschenkt, die sie jedes Jahr zu Ostern trug, wenn man sich für die Kirche in Schale warf. Den Rest des Jahres lag sie sicher verstaut in der Schmuckschatulle.
    Schließlich hatte er den Schleier befreit und sprang über den Graben. »Werfen Sie

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