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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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umgekippt ist, mitten in der Küche. Ich war sicher, sie ist tot! Aber der Herr ist gütig, hab ich recht? Willst du Tee? Annie Laurie, Schatz, hol Cassandra ein Glas.«

    »Danke«, sagte Cassandra, die sich eher wie ein Gast als ein Familienmitglied fühlte.
    Annie Laurie stellte ein Teeglas auf den Tisch und setzte sich ihr gegenüber. »Tante May, kann ich nicht ins Krankenhaus fahren und Oma besuchen?«
    »Schätzchen, dein Vater sagt, sie schläft. Sie haben sie mit irgendwelchen Schmerzmitteln lahmgelegt. Wir gehen morgen hin, ja? Wir bringen ihr ein paar hübsche Blumen aus dem Garten und ein paar Zeitschriften.« Sie sah wieder Cassandra an. »Ich würde ihr ja etwas zu essen bringen, aber sobald diese alte Geschichte wieder aufflackert, behält sie kaum etwas bei sich. Sie haben sie an den Tropf gehängt und ernähren sie intravenös, sagt Hector.«
    »Ich bin froh, dass sie nicht hier ist und das Hähnchen riechen und den Mais sehen muss. Es ist nicht fair, wenn sie nichts davon essen kann«, stellte Annie Laurie fest.
    »Tja, da müssen wir eben für sie mitessen, Schätzchen«, erklärte May und wandte sich zum Herd um. »Cassandra, Ruth Ann hat angerufen und gesagt, A. J. sei mit deinem Wagen schon unterwegs. Er kommt ins Motel, wahrscheinlich schon gegen sieben oder acht.«
    May hatte ein Stück Huhn aufgespießt und wandte sich zu ihnen um. »Sie hat mir erzählt, was gestern passiert ist. Mach dir keine Gedanken. Es kommt alles wieder in Ordnung. Du brauchst nur einen kleinen Urlaub, das ist alles. Ruth Ann sagte, du seist in dem Jahr, seit eure Mutter gestorben ist, kaum zum Luftholen gekommen.«
    Cassandra lauschte verblüfft. Ruth Ann hatte tatsächlich etwas an einem anderen Menschen wahrgenommen? Wieso hatte sie dann nichts gesagt? Es wäre nett gewesen, zu wissen, dass sie sie verstand, insbesondere wo sie ständig Dinge wie »Pass bloß auf, was du dir wünschst, Cassandra. Du hast ja keine Ahnung, wie gut du es hast. Niemand, um den du dich kümmern musst, nur um dich selbst« von sich gab.
Das behaupteten Frauen mit Familie immer, aber sie würde jede Wette eingehen, dass keine von ihnen mit ihr würde tauschen wollen.
    »Jedenfalls habe ich ihr gesagt, dass du eine Weile bei uns bleibst«, sagte May über die Schulter hinweg, während sie das Hühnchen auf einen mit Küchenrolle ausgelegten Teller gab. »Es wäre doch idiotisch, dein schönes Geld für ein Hotel auszugeben, wo wir ein Zimmer über der Garage haben.«
    »Moment«, warf Cassandra ein. »Ich kann aber nicht hierbleiben.«
    »Ich sehe keinen Grund, weshalb du das nicht könntest. Wenn man sich in schweren Zeiten nicht auf seine Familie verlassen kann, auf wen dann?«
    Blutdruck, Blutdruck, ermahnte sich Cassandra. Aber es war zu spät. Wie kamen diese Frauen eigentlich darauf, dass sie ein Kindermädchen brauchte? Ruth Ann sagte ihr pausenlos, was sie tun sollte, und jetzt tat May verdammt noch mal genau dasselbe. Lag es daran, dass sie fett war und wie ein Riesenbaby aussah? Oder vielleicht nur daran, dass sie sie kannten, seit sie ein kleines Mädchen war, und nicht anders konnten. Nein, das war nicht der Grund. Der Grund, weshalb sie alles besser zu wissen glaubten, war, dass eine Frau, die niemals geheiratet und Kinder bekommen hatte, in Wahrheit nicht richtig erwachsen war. In ihren Augen unterschied sie sich kaum von Annie Laurie, sondern befand sich im selben Zwischenstadium ihrer Entwicklung wie sie. Gott, all das machte sie so wütend.
    May stand immer noch mit dem Rücken zu ihnen am Herd. »Tante May«, sagte Cassandra mit einem leichten Beben in der Stimme, »ich weiß deine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen, aber ich bin im Moment nicht bereit, irgendwelche Entscheidungen zu treffen.«
    »Ich weiß, Schatz. Das ist ja der Grund, weshalb du hergekommen bist und eine Weile bei uns bleibst.«

    Unvermittelt schob Cassandra ihren Stuhl zurück und stand auf, als sich die Auswirkungen des Stress, der Übernächtigung, der Erschöpfung, Verwirrung, der Hormone und Gott weiß was sonst noch bemerkbar machten. Alles um sie herum begann sich zu drehen, so dass sie Mühe hatte, stehen zu bleiben. Es mochte ja sein, dass sie nicht wusste, was sie wollte, aber alle anderen wussten es ebenso wenig. Ruth Ann meinte, sie müsse sich dringend um den Ausgleich ihrer Hormone kümmern. Dennis meinte, sie brauche einen Ehemann, der sich um sie kümmerte. Ihre Nichte Ashley meinte, sie brauche Sex. Und nun auch noch Tante May,

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