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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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wandte sich dem Mann hinter dem Tresen zu und hob zwei Finger. »Machen Sie zwei draus. Und zwei Kaffee.«
    Sie nahmen ihr Essen mit nach draußen und setzten sich an einen der Picknicktische am Pier. Das Meer unter ihnen war ruhig. Eine Frau und ein Mann wanderten mit Metalldetektoren den Strand entlang und starrten gebannt in den Sand. Sie verpassen ja alles, dachte Cassandra. Das Wasser,
das Licht, die rosafarbenen Wolken am Horizont. Sie biss in ihren Toast und kam zu dem Schluss, dass sie noch nie im Leben etwas so Leckeres gegessen hatte. Es war gut, an einem Morgen wie diesem am Leben zu sein, selbst wenn sie eine verdammte Idiotin war.
    Als sie fertig waren, beschlossen sie, ans Ende des Piers zu gehen. Walton schien alle hier zu kennen, winkte und begrüßte die Leute, als sie an ihnen vorbeikamen. Offenbar hatte der Pier seine Stammgäste und erfüllte denselben Zweck wie die Bowlingbahn zu Hause in Davis. Auf halbem Weg erblickte sie einen alten, leicht verlottert aussehenden Mann in grünen Hosen. Es war schwer zu sagen, ob sie schon immer grün gewesen war oder ob die Farbe daher rührte, dass er seine mit Gras oder Fischschleim verschmierten Hände daran abgewischt hatte. Walton blieb stehen. »Ich möchte dir gern einen Freund von mir vorstellen, Kleines.«
    Der alte Mann wandte sich ihr zu. »Hey«, begrüßte er sie lächelnd. Im Vergleich zu seiner restlichen Erscheinung hatte er auffallend schöne Zähne. Sein dichtes weißes Haar hingegen sah aus, als wäre er rückwärts durch eine Hecke gezogen worden, und die Brusttasche an seiner zerschlissenen alten Angeljacke mit Tarnmuster war abgerissen und hing über seine Gürtelschnalle. Nur seine Augen - blau wie das Meer an einem Sommertag, zwinkernd und von derselben Wärme erfüllt - verrieten, dass er kein Herumtreiber war.
    »Kleine, das ist Harry Jack Triton. Wir haben zusammen in der Navy gedient.«
    Er machte keine Anstalten, ihr die Hand zu reichen, also unterließ sie es ebenfalls. Ihr war aufgefallen, dass Männer dieser Generation nur selten dazu neigten, Frauen die Hand zu schütteln. Stattdessen nickten sie meist nur und sagten »Hey«.
    »Gehst du heute angeln?«, erkundigte sich Harry Jack, und Cassandra fiel die im Wasser hängende Angelrute auf.

    »Später«, antwortete Walton, ehe er und Cassandra ihren Spaziergang fortsetzten. »Der könnte gleich eine Hütte hier aufstellen und auf dem Pier wohnen«, bemerkte Walton, als sie sich außer Hörweite befanden.
    »Er angelt offenbar sehr gern.«
    Walton grinste. »Oh, nicht nur das.«
    Cassandra sah ihn fragend an.
    »Er ist verliebt.«
    Cassandra musste lachen, auch wenn sie sich ein wenig gemein dabei vorkam. »Verliebt? In wen denn?«
    »In Doris. Aber sie will nichts von ihm wissen. Ebenso wenig wie von irgendeinem anderen Mann. Das sei endgültig für sie erledigt, sagt sie.«
    »Doris? Hectors Mutter?« Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss, als sie seinen Namen laut aussprach.
    »Genau. Sie hat den alten Harry Jack vom ersten Tag an umgehauen. Und wäre Doris ein Fisch, hätte er sie längst an der Angel. Dieser Mann ist ein wahres Angelgenie. Aber bei Frauen, tja …«
    Vielleicht brauchte er einfach ein paar anständige Köder am Haken, dachte Cassandra. »Wie geht es ihr?«
    »May hat gestern Abend mit ihr telefoniert. Sie behalten sie ein, zwei Wochen drin und ernähren sie künstlich. Wenn sie sie erst wieder auf Vordermann gebracht haben, geht es ihr gut.«
    »Habe ich das richtig verstanden, dass Doris deine Cousine ist?«
    »Genau.« Sie erreichten das Ende des Piers, lehnten sich übers Geländer und blickten aufs Meer hinaus. In einigen tausend Kilometern Entfernung lag Europa. Nein, Moment, diese Küste ging nach Süden. Sie war nicht ganz sicher, was sich am anderen Ende befand. Das Bermudadreieck?
    »Als ich noch klein war, habe ich die Sommer immer in Ocracoke verbracht«, sagte Walton. »Ich und Doris waren
wie Geschwister. Als sie sich also entschieden hat, die Insel zu verlassen, lag auf der Hand, dass sie hierherkommt. Sie und May verstehen sich nicht immer gut, aber wir schaffen es schon irgendwie. Und ohne die Kleine wäre unser Leben sowieso nur halb so schön.«
    Die Zärtlichkeit in seiner Stimme schnürte ihr die Kehle zu. Sie dachte an Catherine und das Baby, das unterwegs war. Im September hätte sie einen Großneffen. Dann wäre sie längst wieder zu Hause, und all das wäre vergessen.
    Sie machten kehrt und gingen zurück. Als sie zu dem

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