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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Stock befand, würde sie sie ständig offen lassen können, ohne Angst zu haben, dass jemand eindringen könnte. Was gut war, da es keine Klimaanlage gab, sondern nur einen Deckenventilator über dem Bett und eine Lüftung im Badezimmer. Sie trat ans Fenster über der Küchenspüle, von dem aus der Sund zu sehen war. Oh, wie herrlich, das blaue Wasser, die Schaumkronen auf den Wellen, das Grün der Bäume drüben auf dem Festland.
    »Oh, May«, sagte sie, »es ist so hübsch.«
    May tätschelte ihren Arm. »Und jetzt sieh nach unten.«
    Cassandra blickte auf die Spüle. Sie bestand aus weißer Keramik, wie sie früher oft verwendet wurde. Inzwischen jedoch waren die meisten auf rostfreien Stahl umgestiegen, da er sich leichter reinigen ließ. Sie sah May an.

    »Nicht hier unten.« Lächelnd stellte May sich auf die Zehenspitzen und legte die Hand aufs Fensterbrett. »Dort unten.«
    Cassandra beugte sich vor und schnappte nach Luft. Als Erstes nahm sie nichts als Farben wahr - herrliche Farben, Rosa, Rot, Koralle, Pfirsich, Gelb, Orange, Weiß und, ja, sogar Blau. Rosen, Hunderte davon. Wieder sah sie zuerst May an, dann nach unten. Der kleine Garten war von einer niedrigen, halbkreisförmig angelegten Ziegelmauer umgeben, die links und rechts von der Garage endete. Sie konnte nirgendwo ein Gartentor entdecken. »Wie kommt man dort hinein?«
    »Durch die Garage«, antwortete May.
    »Können wir runtergehen?«
    May ging voran die Treppe hinunter und durch die Garage, wo Walton den Rasenmäher, Gartengeräte, Autoreifen und sein Angelzeug aufbewahrte. Es roch nach Gummi, Gras und Motoröl. »Das ist Waltons Reich«, erklärte sie. »Hier kommt er her, wenn er mir nicht auf die Nerven gehen will.«
    Die Tür, die in den Rosengarten führte, bestand aus schwerem Holz mit einem Bogen und war mit schwarzen Eisenriegeln versehen. Sie sah wie die Tür in einem Märchenschloss aus, fand Cassandra, und wirkte völlig deplatziert in der funktionalen Garage. Als May sie öffnete, flutete intensiver Rosenduft herein, der alle anderen Gerüche übertönte. Einen Moment lang standen sie nur da und sogen das Aroma in ihre Lungen, ehe sie den Atem mit einem wohligen Seufzer entweichen ließen.
    Links und rechts von der Tür standen weiße schmiedeeiserne Bänke. May setzte sich auf die eine, Cassandra auf die andere, und ein paar Minuten saßen sie still da und ließen den Anblick auf sich wirken. Cassandra konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so Schönes gesehen zu haben. Es war wie Magie.
    »Woher kommt es, dass ich diesen Garten noch nie gesehen habe?«

    May dachte einen Augenblick lang nach. »Das muss an der Oleanderhecke liegen. Sie verlief über die ganze Seite der Einfahrt und war so dicht und hoch, dass du nicht sehen konntest, was sich auf der anderen Seite befindet. Ich musste Walton vor ein paar Jahren überreden, die Hecke zu entfernen. Sie wurde zu hoch, und ihre Wurzeln fingen an, sich unter meine Rosen zu graben.«
    »Wie lange gibt es diesen Garten hier schon?«
    May kreuzte die Arme vor ihrem Bauch, lehnte den Kopf gegen die Wand und sah nach oben. »Es gab eine Zeit, in der ich selber dort oben gelebt habe.«
    Cassandra fragte sich, was das mit den Rosen zu tun haben sollte. »Ehrlich?«
    May nickte. »Ich konnte niemanden um mich herum ertragen, nicht einmal Walton. Also bin ich dort hinaufgezogen. Und Walton, nun ja, anfangs wusste er nicht, wie er sich verhalten soll. Er dachte, ich wollte mich scheiden lassen. Aber ich sagte zu ihm, dass ich nur eine Weile Ferien bräuchte. Na ja, er dachte, ich spinne, aber er hat mich gewähren lassen. Und dann, eines Tages, habe ich aus dem Fenster gesehen und beobachtet, dass er gräbt. Walton Frost, was um alles in der Welt tust du da?, habe ich gerufen. Und er meinte: Pass auf und sieh genau hin, Miss May, sieh genau hin.« Bei diesen Worten schlich sich ein Lächeln auf Mays Züge, das Cassandra ebenfalls lächeln ließ. »Als er mit den Ziegeln ankam, ich sage dir, bin ich wirklich nervös geworden. Dieser Mann versteht absolut nichts vom Mauern. Aber sein Neffe Stacy ist Maurer drüben in Morehead. Er kam jeden Tag nach der Arbeit und an den Wochenenden vorbei, und gemeinsam haben sie in zwei Wochen diese Mauer gebaut. Aber ich wusste immer noch nicht, was los war. Und auf einmal sah ich Rosen, eine hier, eine dort, alle verschieden. Er war dorthin zurückgefahren, wo sein Elternhaus früher gestanden hatte, drüben in Harkers Island, und hat die Rosen seiner

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