In deinen Armen (German Edition)
Augen wanderten langsam einmal abtastend über ihren ganzen Körper, als hätte der irgendetwas mit seinen Überlegungen zu tun. Dann verschwand er mit dem Baby Richtung Gästezimmer.
Erschöpft rieb sich Emma die Stirn. Worüber zum Teufel dachte Mario nach? Und worüber dann wohl sie? Im Geist ging sie alle Momente mit ihm durch. Dann dämmerte es ihr langsam: Sie hatte ihn als Vater gesehen. Ganz plötzlich. Und die Vorstellung war schockierend gewesen. Sie hatte ihn gesehen … als den Mann ihrer Kinder, ihren Mann, ihren … und er sie ebenso … als seine Frau … großer Gott, was auch immer hier mit ihnen passierte, wenn die Hochzeit vorbei wäre, würde sich ihr Hormonhaushalt hoffentlich wieder normalisieren und alles wäre wie früher. Das, was hier passierte, konnte einfach nicht sein! Emmas Herz mochte noch so sehr darauf bestehen und sich mit jeder Minute mehr in Mario verlieben, ihr Verstand weigerte sich schlichtweg.
12
»Es geht los, Emma!«
Glücklich und ergriffen musterte Emma ihre beste Freundin Diana und tupfte sich verstohlen ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Das bodenlange Hochzeitskleid war mit feiner Spitze überzogen und Perlen verziert. Diana trug ein wunderschönes Collier passend zum Ausschnitt des Kleides und ihre Augen funkelten so aufgeregt, wie nie zuvor. Emma umarmte ein letztes Mal die ungebundene Frau und atmete dann tief durch. »Du siehst wunderschön aus, Diana. Philipp kann sich so glücklich schätzen!« Und mehr brauchte Diana nicht, um breit zu lächeln und sich zu entspannen.
Beide trennten sich und Emma nahm in der Kirche neben dem Traualtar ihre Position ein. Sie beobachtete Philipp, der angespannt mit dem Kiefer knackte und musste lächeln. Sollte es nicht genau so sein? Dort stand der Mann, mit dem Diana den Rest ihres Lebens verbringen würde. Er würde sie lieben und ehren. In guten wie in schlechten Zeiten. Er würde sie beschützen und verteidigen. Er würde sie beraten und auf Händen tragen. Und sie immer wieder lieben, lieben, lieben. Emma bekam eine wohlige Gänsehaut angesichts dieses Versprechens.
Dann erklang Orgelmusik, die schweren Holztüren öffneten sich und Diana erschien am Arm ihres Bruders Mario. Auch er schaute ungewohnt ernst und konzentriert. Außerdem wirkte er stolz, seine Schwester vor den Augen aller durch die Menge zu führen. Dianas Finger krallten sich in seinen Arm. Sie hatten beide viel zusammen erlebt, doch nun würde ein anderer Mann auf sie aufpassen.
Elegant und mit einem wohlwollenden Nicken überreichte Mario die Braut an Philipp. Dann stellte er sich nur wenige Zentimeter von Emma entfernt auf. Die Zeremonie begann und sie hätte nun zum Brautpaar schauen müssen, doch ihr Blick haftete auf Mario. Wie sicher er dort stand! Wie zufrieden er schaute! Der weiße steife Kragen an seinem gebräunten Hals. Dort wo sie ihn geküsst hatte.
»Wer hat die Ringe, bitte?«
Ein Räuspern und Raunen ging durch die Reihen.
»Die Ringe?«
Mario drehte sich plötzlich zu ihr um und lächelte sie an. Nicht dieses spielerische Grinsen, sondern ein warmes, wissendes Lächeln, als hätte er ihren Blick schon die ganze Zeit gespürt und als sei das aus irgendeinem Grund völlig okay. »Die Ringe, Emma!«
Oh! Mist! Endlich kapierte Emma, dass alle auf ihren Einsatz warteten. Sie warf Mario einen letzten Blick zu und spürte, wie ihr die Röte in den Nacken kroch und wie einige Gäste der ersten Bankreihen wissend tuschelten. Schnell huschte sie zum Brautpaar und hielt das Kissen mit den zwei schlichten goldenen Ringen hin. Sie ignorierte Marios Blicke und konzentrierte sich auf die strahlenden Gesichter des Brautpaares, die den Fauxpas gar nicht zu bemerken schienen.
»Somit erkläre ich Sie beide zu Mann und Frau.«
Emma trat einen Schritt zurück und eine Welle glücklicher Erleichterung und Freude breitete sich durch das Kirchenschiff aus.
»Sie dürfen die Braut nun küssen!«
Ergriffen und unendlich neidisch verfolgte Emma diesen Augenblick.
»Hier!« Überrascht sah sie zur Seite. Mario reichte ihr ein Taschentuch und dankbar tupfte sie sich die Augen. Dass ausgerechnet sie so emotional werden würde, hätte sie nie gedacht! Aber Diana war eben nicht irgendeine Freundin sondern fast so etwas wie ihre Schwester.
»Sie sehen wunderschön zusammen aus«, murmelte sie.
»Mmh. Für immer.« Auch Mario war glücklich.
Was war das nur mit Hochzeiten, dass sie einen emotional so mitnahmen? Nicht verärgert, sondern dankbar
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