In deinen Armen (German Edition)
Plötzlich klang Mario distanzierter.
Emma versuchte ruhig zu bleiben. »Ich weiß nicht. Nein, ich denke nicht. Es ist vorbei. Zumindest hatte ich das gedacht.« Sie seufzte. Mario war früher ganz genauso gewesen. »Warum könnt ihr Männer ein Nein nicht einfach mal akzeptieren?«
»Manchmal rechtfertigt der Preis die Mittel.«
Das Gefühlschaos verursachte Emma Kopfschmerzen. Sie wollte kein Preis sein. Sie wollte nicht einmal erobert werden. Sie wollte doch nur jemanden, der so empfand wie sie. Und John gehörte nicht in diese Kategorie. Sie hatten es schon so oft versucht und sie glaubte einfach nicht daran, dass sich etwas ändern würde. Nach einer kurzen Pause fragte sie mehr sich als Mario: »Woher weiß man, ob es ein Fehler ist?«
»Wenn man beginnt, darüber nachzudenken«, antwortete Mario ohne zu Zögern.
Emma lehnte ihre Stirn an die Scheibe. Wenn dieses Kriterium auf alles im Leben zutraf, dann wusste sie eines sicher: Mario war ganz sicher kein Fehler. Denn zu keiner Zeit hatte sie über das Wir, das sie zusammen ergeben würden, einen Gedanken verschwendet. Sie beide waren einfach, was sie waren. Und wie sich seit kurzem zeigte, war das ziemlich gut.
11
Wieder zurück herrschte auf dem Anwesen emsige Geschäftigkeit. Alles war für die bevorstehende Trauung vorbereitet. Zahlreiche Gäste waren in der Zwischenzeit angekommen, hatten sich im Garten versammelt und tauschten Neuigkeiten aus. Kellner liefen immer wieder mit vollen Tabletts beladen mit Sekt hin und eilten mit leeren Tabletts zurück ins Haus.
Emma traf auf der Terrasse auf Ina und Stephano, Freunde der Familie, die sie ewig nicht mehr gesehen hatte und nun umarmte. Ihre Kinder rannten wild zwischen den Stühlen hin und her. Beinahe rissen sie die Tische mit sich mit.
»Sofie, vorsichtig! Du wirst noch hinfallen!« Ina seufzte.
»Sie sind groß geworden«, lachte Emma und setzte sich.
»Das bist du auch«, sagte Stephano. Emma zog fragend eine Augenbraue hoch. »Ich wollte nur sagen, du siehst großartig aus. Wann haben wir uns zuletzt gesehen?«
»Da waren die beiden noch Babys«, erinnerte sich Emma. »Und längst nicht so wild unterwegs. Was kriegen die denn bei euch zu essen?«
Alle Erwachsenen lachten, während die Kinder misstrauisch zu ihnen lugten. »Sie haben Ferien und es gibt nichts Langweiligeres als Pflichtveranstaltungen«, entschuldigte Ina ihre Rabauken.
Emma schaute sich um. Also hier auch nur einen Tag verbringen zu müssen, wäre ihr als Kind wie das Paradies auf Erden vorgekommen. Sie würde durch das Riesengrundstück streunen, den Schuppen untersuchen, den Jungs hinterher spionieren, Schaukeln bauen, Blumen pflücken. Sie lächelte. Moment mal, hatte sie das nicht alles mit Diana getan?
»Du siehst verliebt aus.« Ina nippte an ihrer Coke Zero.
»Ich habe nur an damals gedacht«, wiegelte Emma schnell an und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. »Ich fand es hier immer wahnsinnig spannend. Du weißt ja, ich und Diana, wir waren unzertrennlich …«
Mario tauchte nun ebenfalls in Festtagsgarderobe auf und setzte sich dazu.
Ina nickte: »Ja, zusammen ward ihr richtig wild. Euch konnte nichts und niemand etwas verbieten. Stimmt denn sogar die Story, dass ihr einmal eine ganze Nacht draußen verbracht habt?«
Bei der Erinnerung legte sich ein leises, wissendes Lächeln auf Emmas Lippen, aber sie schwieg dazu. Diese Nacht würde sie ihr Leben lang nicht vergessen. Der Sturm, die gruseligen Geräusche, der Regen und der Moment, als Mario sie im Dunkeln angesehen hatte. Sie hatte die Kraft seines Blickes gespürt, so wie gerade jetzt auch. Damals wusste sie nicht, was zwischen ihnen passierte. Die Gedanken, die ihr durch den Kopf gegangen waren, waren alle neu gewesen. Sie hatte Dinge gefühlt, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Sie war verwirrt gewesen. Heute sah Emma alles klarer: Sie hatte sich in diesem Augenblick in Mario Torriani verliebt. Das musste es gewesen sein. All die erst dann heftig folgenden Streitigkeiten ergaben plötzlich Sinn. Und all die Wut, die sie immer wieder gespürt hatte, wenn er erst mit irgendeinem anderen Mädchen und später mit irgendeiner anderen Frau ausgegangen war.
Emma spürte Marios Blick und hatte das Gefühl, er las ihr jeden einzelnen Gedanken vom Gesicht ab. Doch obwohl sie nun endlich wusste, was sie fühlte, war sie sich in Bezug auf Mario nicht sicher. Er war älter und dachte vielleicht ganz anders über diese Nacht.
Ein lauter Platsch holte Emma
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