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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schon einmal nötig gehabt hättest, aber du wirst dem Mädchen eben den Hof machen müssen.« Sie erhob sich und lächelte spöttisch. »Falls du einen Rat brauchst, frag mich.«
    »Das werde ich bestimmt nicht.«
    »Natürlich, du würdest deine böse alte Mutter nie um Rat fragen.« Sie berührte seine Wange. »Umso mehr bist du ein Narr.«
    MacLean sah ihr nach, wie sie durch die große Halle zu ihrem Schlafzimmer rauschte und die Blicke eines jeden diensttauglichen Mannes auf sich zog, der jetzt noch wach war.
    Verdammtes Weib. Sie trieb ihre Scherze mit ihm, und er reagierte jedes Mal mit instinktivem Trotz. Sie schaffte es noch jedes Mal, dass sich ihm die Haare sträubten und er sich wie der Narr vorkam, den sie ihn schimpfte. Und am Ende hatte sie noch immer über ihn gelacht. Nein, wie ein Narr fühlte er sich nicht, eher wie ein Kind, das von seiner Mutter gescholten wird, weil es die Wahrheit nicht erkennt. Aber die Wahrheit über seine Mutter, die kannte er … oder etwa nicht?
    Er ging zum Kamin und sank in einen der bequemen Sessel. Er war so erschöpft, dass er fast ins Stolpern geraten wäre, doch er erklärte mit einem Blick in die Runde der Engländer: »Meine Erinnerung ist zurückgekehrt.« Als die Herren nach Luft schnappten, grinste er. Doch dann fiel ihm eine offenkundige Lücke auf, und das Grinsen wich einer finsteren Miene. »Aber erst sagen Sie mir, wohin Harry verschwunden ist.«

Kapitel 22
    Enid erwachte in einem großen, luxuriösen Bett in einem riesigen, luxuriösen Schlafzimmer, und zwar in einem entzückenden Spitzennachthemd, das Celeste für sie hergeschickt hatte. Sie schützte die Augen mit der Hand vor der Morgensonne und ächzte.
    Die Nacht gestern war die ultimative Demütigung gewesen. MacLean hatte sie, als sei sie ein Schwächling – oder seine Braut –, über die Schwelle seines Schlosses getragen. Und zum zweiten Mal in jener Nacht hatte sich eine Stille breit gemacht, die aus ihr selbst zu kommen schien und bis ins hinterste Ende der Halle reichte. Und mehr noch, die Anwesenden hatten erst sie angestarrt, dann MacLean und dann wieder sie.
    Dennoch musste sie den MacLeans zugute halten, dass sie freundlich geblieben waren, auch nach der verblüffenden Mitteilung, sie sei Stephens Frau. Sie hatten ihr Wein nachgeschenkt und ihr Geschichten aus Kiernans Jugend erzählt. Geschichten, über die sie ein wenig zu laut gelacht hatte. Wie auch immer. Sie war müde gewesen und der Wein schwer.
    Nachdem MacLean der Familie, den Gästen und Bediensteten unmissverständlich klar gemacht hatte, wie erschöpft Enid sein musste, hatte Lady Bess sie höchstpersönlich nach oben gebracht. Obwohl Enid fast schon im Stehen eingeschlafen war, erinnerte sie sich vage, dass Lady Bess erklärt hatte, hier in diesem Gemach habe einst der schottische König Robert the Bruce genächtigt.
    Enid hoffte fast, die Geschichte sei ihrer weinseligen Fantasie entsprungen, doch als sie sich aufsetzte und sich umsah, fürchtete sie, richtig gehört zu haben. Die Laken raschelten, wie nur allerfeinste Baumwolle es vermochte. Die hohen Bettpfosten, das prächtig geschnitzte Kopfende, die Wandvertäfelungen, die bis auf Kopfhöhe reichten, alles war aus wundervollem, poliertem Kirschbaum. Die Decke, die Bettbehänge, der Betthimmel und die Vorhänge waren aus tiefgrünem Damast. Sogar das hohe Deckengewölbe mit den aufgemalten Wolken und stattlichen Cherubim war eines Königs würdig.
    Oh, wann würde sie diese Hölle verlassen und endlich wieder in ihr normales Leben zurückkehren können?
    Der Türknauf aus Sterlingsilber ratterte wie verrückt, und Enid zog die Decke bis zum Kinn hinauf. »Herein!«, rief sie.
    Wieder ratterte der Türknauf. In der Annahme, es handle sich um ein Dienstmädchen mit einem Frühstückstablett auf den Armen, kletterte Enid über die Holzstufen aus dem Bett und ging auf die Tür zu, die just in jenem Moment aufsprang und MacLean kopfüber ins Zimmer spuckte.
    Enid japste, schnappte sich von einem der Stühle ihren neuen, burgunderroten Morgenmantel und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Sie betrachtete MacLean und kam zu dem Schluss, dass er sich bei dem Sturz nicht verletzt haben konnte. Er war auf einem äußerst dicken Teppich gelandet. Er trug dieselben Kleider, die er schon auf dem ganzen Weg durch Schottland getragen hatte, und hatte letzte Nacht offensichtlich zu viel getrunken. Vermutlich tat ihm der Schädel weh. Und er konnte höchstwahrscheinlich keine

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