In deinen Armen
zurück und erwartete, herzlich willkommen geheißen zu werden.«
MacLean schüttelte den Kopf. »Sie hat mir ihr frisch erworbenes Vermögen zur Verwaltung anvertraut und dachte, ich würde es ihr danken. Nur, dass ich mich nicht so leicht kaufen lasse!«
»Wie schön für dich! Das nenne ich die richtige Einstellung!«, sagte Enid sarkastisch. »Die hast du vermutlich, weil du niemals in Geldnöten warst.«
»Wie üblich liegst du falsch.« Er hatte sich genug Humor bewahrt, ihren Sarkasmus zu erwidern. »Das schwere 54er Jahr hat meine Familie hart getroffen.«
Sie schloss daraus, dass die MacLeans im Jahrhundert zuvor in den gescheiterten Aufstand verwickelt gewesen waren.
»Aber der Clan MacLean erholt sich seither beständig. Als mein Vater starb, hat er mir außer dem Schloss und den Ländereien fast nichts hinterlassen, und wir konnten uns noch glücklich schätzen, wenigstens das zu haben. Geldnöte? Ich war fünfzehn damals und völlig verzweifelt.«
Wie ein Schlag traf Enid die Wahrheit. Eine Wahrheit, die so offenkundig war, dass MacLean sich blind stellen musste, sie nicht zu sehen.
Blind … oder gefangen im Schmerz und der Enttäuschung eines fünfzehn Jahre alten Jungen. »Warte. Warte.« Sie drückte seine Finger, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. »Du sagst, deine Mutter hätte des Geldes wegen einen klapprigen alten Mann geheiratet. Du sagst, sie hätte das getan, um ihren Verpflichtungen auf Castle MacLean zu entfliehen und sich in England ein schönes Leben zu machen, während ihr mit einem Hungerlohn ums Überleben kämpftet. Du sagst, sie sei nach dem Tod dieses Kaufmanns mit dessen Vermögen zurückgekommen. Dann hat sie dir das ganze Geld vor die Füße geworfen, weil sie zu faul war, es selbst zu verwalten, und hat die Isle of Mull seither nicht mehr verlassen.«
Er straffte die Schultern und sah sie mit kühler Offenheit an. »Ja.«
»Und du schreibst all das ihrer Selbstsucht zu?« Wütend entzog sie ihm die Hand. »Du solltest es allmählich begriffen haben, du kalter Fisch. Du selbstsüchtiger Schurke. Deine Mutter hat erreicht, dass du jedenfalls keine widerwärtige Erbin zu heiraten brauchst, um dein Gut zu retten!«
Seine grünen Augen zogen sich zusammen, und er schnarrte: »Das ist nicht wahr!«
»Sei still! Wenn du nicht begreifst, dass du deine Mutter allein schon deshalb lieben solltest, weil sie deine Mutter ist, ganz abgesehen davon, dass sie eine gute Mutter ist … dann bist du nicht nur betrunken, sondern dumm obendrein!«
Er war wieder auf den Beinen und wirkte um einiges nüchterner. »So wie du das siehst, sieht das keiner.«
»Ist es das, worauf es dir ankommt? Was die anderen Leute denken?« Enid baute sich direkt unter seiner Nasenspitze auf und drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Ich versichere dir, sie wissen alle, was deine Mutter für euch getan hat. Frag doch Donaldina, was sie darüber denkt.«
»Donaldina war Mutters Amme.« Er sagte das, als erkläre das alles.
»Schön. Dann frag einen der Männer.« Enid gestikulierte frei herum. »Graeme beschwert sich über sie. Frag Graeme, was er von deiner Mutter hält.«
»Sie flickt ihn zusammen. Er mag sie.« MacLean überlegte hin und her, unfähig, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Emd war es egal. Sie wollte Gerechtigkeit für Bess, und sie war darauf angewiesen, dass MacLean sich die Wahrheit eingestand, zu seinem eigenen Besten – und Enids. »Alle mögen Lady Bess. Sie hat mich höchstpersönlich hier heraufgebracht, hat mir irgendein Märchen erzählt, dass Robert the Bruce hier im Zimmer geschlafen hätte …«
»Hat er.«
»… und ich habe mich in den Schlaf geweint, weil ich nie eine Mutter hatte, und du jammerst, weil deine Mutter sich verkauft hat, um dir eine Geldheirat zu ersparen. Du undankbarer Schuft!« Enid wollte mit dem Fuß aufstampfen, straffte dann aber doch die Schultern und griff nach ihrer rapide schwindenden Würde. »Also vergleiche mich nicht mit deiner Mutter. Sie ist eine wunderbare Frau, während ich … ich so geldgierig bin, wie du es befürchtet hattest.«
»Ich habe jemanden losgeschickt, der das Fischerboot zurückbringt.«
»Was?«
»Das Fischerboot, das wir uns für die Überfahrt ausgeliehen haben.«
»Gut.« Er machte sie noch verrückt mit seiner sprunghaften Konversation, und mittlerweile wusste sie auch, dass er das absichtlich tat. Um sie abzulenken. Aber es würde ihm nicht gelingen. »Alle wissen, dass wir nicht verheiratet sind, wollte ich sagen.
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