In deinen Armen
erschöpft.
Sie hatte sich ein Stück vom Bett entfernt hingestellt, die Revers ihres Morgenmantels festgehalten und schockiert gerufen: »Sir! Das gehört sich nicht!« Als ob er sie hätte hören können. Als ob es ihn gekümmert hätte, falls er sie doch hörte.
Wo hatte MacLean derartige Manöver erlernt? So wie er durchs Leben gewütet war, so hatte er auch im Ehebett gewütet und dabei in seiner Ekstase und seiner Hast meist nicht an seine Frau gedacht.
»Kein Zweifel, Miss, er ist auf dem Weg der Besserung. Er reagierte auf Sie. Auf Ihre Stimme.« Mrs. Brown rückte Enid den Stuhl zurecht und nahm die Haube vom Teller. »Ihre Berührung.«
»Ich glaube, Sie haben Recht.« Die Freude gab ihr Auftrieb. Sie hatte es geschafft. MacLean hatte sie berührt. MacLean würde definitiv leben.
»Essen Sie Ihr Frühstück. Esther hat den ersten Pfirsich der Saison mitgeschickt, extra für Sie.«
Esther, die Köchin, schickte dreimal täglich das beste Obst und die feinsten Gerichte. Und manchmal traf zwischen den Mahlzeiten ein Teller mit warmen Bisquits oder einem kühlen Stück Kuchen ein. Milford, der Gärtner, brachte jede Sorte Kräuter, die Enid für ihre Rezepturen brauchte, und das Krankenzimmer bekam täglich einen frischen Blumenstrauß. Mr. Kinman erschien recht häufig, um sich mit Enid abzusprechen, auch wenn er nie lang genug blieb, um irgendwelchen Krankenpflegeritualen beizuwohnen, und auch die drei anderen Gentlemen, die das Cottage bewachten, waren rücksichtsvoll und freundlich.
Doch Enid konzentrierte sich ganz auf ihren Patienten. Sogar jetzt, als sie Kartoffelpastete mit Schinken verzehrte und mit Cider nachspülte, verweilte ihr Blick auf MacLean. Er kam üblicherweise einmal pro Tag zu Bewusstsein, meist gegen Abend, wenn die Sonne sein Gesicht berührte. Er starrte sie an, sprach aber nicht. Er trank, was immer sie ihm an Wasser und Brühe einflößte, doch nie hob er auch nur einen Finger, um mitzuhelfen. Es war, als reagiere er zwar auf die Bedürfnisse seines Körpers, nur brach sein Verstand sich nie dergestalt Bahn, dass er selbst die notwendigen Handgriffe vorgenommen hätte.
Mr. Throckmorton war offen entmutigt.
Aber MacLean steckte in diesem Körper. Enid wusste es. Sie verspürte einen Lebenswillen, einen starken, entschlossenen Geist. Sie redete jeden Tag auf diesen Geist ein, erzählte ihm die Geschichte ihres Lebens, las aus der Zeitung vor, kommentierte das Wetter und die Politik. Mrs. Brown hatte Enid anfangs für nicht ganz bei Trost gehalten, doch mittlerweile war die stattliche Frau mit dem ergrauenden Haar und dem weichen Gesicht davon überzeugt, dass er zuhörte. Wenn Enid auf ihrem täglichen Spaziergang war, dann erzählte Mrs. Brown von den Geschehnissen auf dem Landsitz und im Dorf. »Aber Ihnen hört er lieber zu, Miss«, sagte sie oft. »Das sehe ich ihm an.«
Mrs. Brown ging zum Bett und legte ihm die Hand auf die Stirn. »Kein Fieber mehr.« Sie blickte stirnrunzelnd auf ihn herab, während sie sich Öl in die Handfläche goss. »Es juckt mich in den Fingern, ihm richtig in einem Becken die Haare zu waschen. Es ist so verdreckt, das ich kaum die Farbe erkenne.«
»Es war von recht hellem Rotblond.«
Mrs. Brown blinzelte auf die Strähnen hinunter. »Unter all dem Öl sieht es mir eher kastanienbraun aus.«
»Ich nehme an, es ist im Lauf der Jahre dunkler geworden.« Eine Erinnerung flog sie an, und Enid kicherte. »Er hat immer gedacht, ihm würde sein Haar ausgehen. Ständig hat er auf die Haare in seiner Bürste gestarrt und sich schrecklich beklagt.«
»Wie es scheint, hat er sich geirrt.«
»Sobald er aufwacht und sich rührt, baden wir ihn in der Wanne.« Enid strich mit den Fingern über die rosige Haut des Pfirsichs und roch an der reifen, süßen Frucht. »Dann wird er sich besser fühlen, denke ich.«
»Männer sind sonderbare Wesen. Ich hatte einen Sohn, der seine Unterwäsche einen Monat lang nicht gewechselt hat, aber als ich sie dann verbrannt habe, hat er sich deswegen ziemlich angestellt.« Mrs. Brown sprach langsam und gesetzt wie eine Fremdenführerin auf einem Rundgang durch die Eigentümlichkeiten der Männer.
Enid kräuselte bei der Vorstellung die Nase. »MacLean ist so geschwächt, er ist gar nicht in der Lage, uns zu attackieren.« Seinen Arm hebend, massierte Mrs. Brown die schlaffen Muskeln. »Wir müssen Sie in Form bringen«, informierte sie ihn. »Ein großer, kräftiger Mann wie Sie und schon fast zwei Monate lang im Bett.
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