In deinen Armen
komfortablere Position zu finden.
»Du warst sehr krank«, sagte sie.
»Das habe ich selber schon herausbekommen, dummes Weibsbild.«
Mit einem kleinen, beleidigten Schniefen richtete die Frau sich hastig auf.
Aber er hatte keinen Sinn für Takt. »Ich liege im Bett. Es ist helllichter Tag. Ich liege nicht nutzlos herum, es sei denn, ich bin krank. Dafür habe ich zu viel zu tun.«
Aber was hatte er zu tun?
Die andere Frau, die Grauhaarige mit dem mütterlichen Gesicht – auch
die kannte er, aber woher? –,
beugte sich dicht über ihn. Sie schaute ihm in die Augen und sagte in einer Stimmlage, die sie im Laufe unzähliger Strafpredigten perfektioniert haben musste: »Sie haben schon, als Sie noch bewusstlos waren, nach Schwierigkeiten ausgesehen. Hören Sie mir zu, junger Mann, ich bin Mrs. Brown, und ich hole jetzt den Hausherrn. Er wird Ihnen alles erklären, aber in der Zwischenzeit wird sich diese junge Lady um Sie kümmern. Machen Sie ja keine Dummheiten! Versuchen Sie nicht aufzustehen, dazu sind Sie noch nicht in der Lage. Hören Sie auf mich, und tun Sie genau das, was diese freundliche Dame Ihnen sagt.«
»Warum sollte ich«, antwortete er wie ein trotziger kleiner Junge.
»Weil sie diejenige ist, die Sie von der Schwelle des Todes zurückgeholt hat, und weil ich diejenige bin, die Ihnen den nackigen Hintern wischt.«
Er starrte sie an.
Sie starrte zurück.
Er wusste, er war ein Krieger. Doch ein Krieger wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Er nickte widerwillig, und die ältere der beiden Frauen marschierte mit schlurfenden Ledersohlen davon.
Die jüngere lachte, eine Hand vor die Augen gelegt.
»Was ist da bitte so lustig?«, geiferte er. Als hätte er es nicht gewusst.
Sie hob den Kopf. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht, dass du niemals mehr aufwachen würdest, und jetzt, wo du wach bist, bist du noch ungehobelter als früher.«
Sie kannte ihn also. Und noch etwas fiel ihm auf. Ihre Augen waren feucht. Sie hatte gelacht, aber geweint hatte sie auch. Sonderbare Sache das, für eine Lady.
Aber heute war alles sonderbar. Sein Körper, der üblicherweise wie geschmiert funktionierte, pochte vor Schmerz. Beim Sprechen tat ihm das Gesicht weh. Und sein Bein … was hatte er mit seinem Bein angestellt, dass es derart schmerzte? Er konnte kaum die Hand heben, und als er es doch tat, konnte er sie nur fassungslos anstarren. Skelettiert und siech. Wie prekär seine körperliche Verfassung war, wurde ihm immer klarer und machte ihn wütend. Erzürnte ihn fast so sehr wie die ausgedehnte Leere in seinem Hirn. Er richtete den Blick auf das Mädchen. Sie betrachtete ihn mit ernstem Blick. »Ich habe keine Lust, auf den Hausherrn zu warten«, sagte er. »Du weißt, wer ich bin, also sag es mir.«
Sie antwortete ihm ohne Zögern. »Stephen MacLean von der Isle of Mull.« Sie hielt inne, damit er den Namen mit eigener Zunge ausprobieren konnte. »Stephen MacLean.« Hörten sich diese Silben vertraut an? Erfasste der Klang dieses Namens sein Wesen? Er schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht«, sagte er mit einem schweren Rollen in der Stimme.
Sie lachte ein vor Gefühlen überbordendes Lachen. »Du musst wirklich
sehr
krank gewesen sein, dass du mit schottischem Akzent sprichst. Du hattest für Schottland immer nur Verachtung übrig.«
»Das schönste Land der Welt«, sagte er stirnrunzelnd. Er konnte sich nicht entsinnen, diese Worte je zuvor gesagt zu haben, doch er hatte sie voller Inbrunst gesprochen. »Wer bist du?«
Sie schaute ihn an, als versuche sie, seine Kraft einzuschätzen.
Wie konnte sie es wagen, sich ein Urteil über seine Befindlichkeit zu bilden? Über ihn, der doch … wer war er? Langsam, jedes Wort einzeln betonend, setzte er zu einer wohldosierten Drohung an: »Du wirst mir jetzt auf der Stelle sagen, wer du bist.«
Den hübschen Kopf in den Nacken werfend, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen, tat sie es kund. »Ich bin deine Ehefrau.«
Ohne den Blick von ihr zu wenden und den schmerzenden Körper ignorierend, hob MacLean sich Stück für Stück auf die Ellenbogen. »Lügnerin!«
Sie zog die Augenbrauen hoch. Ihre Lippen öffneten sich leicht. Sie starrte ihn an, warf wieder den Kopf zurück und brach in Gelächter aus.
Hätte er aufstehen können, er hätte sie erwürgt.
Wenigstens hörte sie fast augenblicklich wieder auf zu lachen. »Ich habe mir diese Szene so oft vorgestellt, aber solch eine Reaktion habe ich mir nie ausgemalt.« Sie kam mit
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