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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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    Ach, wie interessant. MacLean hatte also plötzlich entschieden, dass er sich doch für sie interessierte. Ob er ihre Gedanken wohl mit Überraschung zur Kenntnis genommen hätte?
    Sie griff zur
Sunday News of the World,
die Mr. Throckmorton jede Woche bringen ließ, und ging zum Bett.
    »Möchtest du denn, dass ich dir vorlese?«
    Er nickte wie üblich, denn er trainierte den Kopf genauso wie den Körper. Er hörte zu, forderte Erklärungen und steuerte gelegentlich einen Kommentar bei, der zeigte, dass er sich erinnerte … an irgendetwas. Doch er beharrte weiter darauf, dass seine Erinnerung noch nicht zurückgekehrt war, und sie hatte keinen Grund, das zu bezweifeln. Schließlich würde er sich – sobald er wusste, wer er war und wer er gewesen war – bei ihr entschuldigen.
    Sie rückte den Stuhl an die Seite des Betts, setzte sich, schlug die Zeitung auf und las den Artikel über die
SS Great Britain,
das erste wirklich große schraubengetriebene Dampfschiff mit Eisenrumpf, das am 19. Juli vom Stapel gelaufen war.
    Er grunzte. »Sie wird es nicht über den Atlantik schaffen.«
    Sie las über die Statue Lord Nelsons, die man auf die Säule am neu errichteten Trafalgar Square gehievt hatte.
    »Wurde auch Zeit«, stellte er fest, zog sich hoch und ließ sich wieder zurücksinken, bis Enids Magen allein schon vom Zusehen wehtat.
    Sie war gerade dabei, einen Artikel vorzulesen, in dem Prinz Albert attackiert wurde, weil er Ausländer war, als MacLean sie mit einer Frage unterbrach. »Was hast du für eine Familie?«
    Da war sie. Die neugierige Frage im Gewand des beiläufigen Tonfalls. Sie legte die Zeitung auf den Schoß und sagte: »Die erste persönliche Frage seit drei Wochen, und dann willst du etwas über meine Familie wissen? Kein ›Tut mir leid, dass ich mich so übel benommen habe‹ oder ein ›Ich bin einsam ohne die freundlichen Gespräche mit dir‹, sondern einfach nur: ›Was hast du für eine Familie?‹«
    Unbeeindruckt hob er eine Augenbraue und seine schwerste Hantel. »Also, was für eine?«
    Natürlich musste er mitten ins Herz zielen. Er wollte endlich wissen, weshalb der verhasste Chef seines Clans Enid für nicht standesgemäß befunden hatte.
    Nun, das war leicht erklärt. »Ich habe keine.«
    »Jeder hat eine Familie.«
    »Bastarde nicht.«
    Das ließ ihn aufhorchen. Er hörte mit dem Gewichtheben auf und musterte sie mit kritischem Blick.
    Was machte es schon für einen Unterschied, ob er es wusste oder nicht? Sobald er sein Gedächtnis zurückhatte, würde er sie sowieso mit ihrer illegitimen Abstammung aufziehen. Das hatte er immer getan.
    »Keine Mutter? Keinen Vater?« Seine nackte Brust hob und senkte sich, während er seinen Körper kraftvoll mit Luft versorgte.
    Sie schaute zu, sah die Muskeln sich unter der Haut straffen und das kastanienbraune Haar sich auf seiner Brust kräuseln. Sie stellte sich vor, wie er wohl aussähe, wenn er seine ganze Kraft zurückhätte. »Nicht der Rede wert.« Sie musste sich auf das Gespräch konzentrieren statt auf den Anblick. »Meine Mutter ist im Wochenbett gestorben. Mein Vater hat die Schulgebühren für die Mrs. Palmer's School for Young Ladies bezahlt, bis ich vierzehn war.«
    »Du
hast
also doch einen Vater. Wer ist er?«
    »Wer war er, MacLean. Er war der höchst ehrenwerte Earl of Binghamton.«
    »Dann fließt also adeliges englisches Blut in deinen Adern.« Sein schottischer Akzent verstärkte sich. »Das Blut der dummen, eingebildeten, nutzlosen aristokratischen Invasoren.«
    »Ich bin durch und durch englisch und stolz darauf«, sagte sie wütend. »Und nichts, was du tust, wird je etwas daran ändern, aber es gibt nichts Unaristokratischeres als ein kleines Mädchen, das unter Höhergestellten aufwächst.«
    »Deine Schulkameradinnen waren höher gestellt als du?«
    »Das dachten sie jedenfalls.« Sie sah vor ihrem geistigen Auge die langen Flure der Mrs. Palmer's School, wo sich ein dummes, pickeliges Mädchen mit schlechten Zähnen an das nächste reihte, und alle verachteten sie Miss Enid, die keinen Nachnamen hatte. »Die legitimen Töchter von Grafen und Baronen, die legitimen Töchter von Kirchenmännern und Rittern, die legitimen Töchter von reichen Emporkömmlingen. In den Augen der Gesellschaft sind sie alle etwas Besseres als ich.«
    »Aber wenn diese Mädchen die Mrs. Palmer's School besucht haben, dann muss es sich doch um eine feine, prestigeträchtige Einrichtung gehandelt haben?«
    »Ich

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