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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Nacht darüber schlafen?«
    »Kannst du das nicht hier tun?«, fragte Mom.
    Rachel schüttelte den Kopf. »Nein, weil sie mich sowieso noch nach Hause bringen muss. Howgh, der Schiedsrichter hat gesprochen.«
    Ich stand auf, um die Möglichkeit gar nicht erst zuzulassen. Ich verstand nicht, warum immer noch diese Nervosität in meinem Magen brannte, nachdem das Schlimmste doch überstanden war. »Ich denke nach und dann komme ich zurück, damit wir darüber reden können.«
    Mom stand auch auf, so hastig, dass die Katze sich erschreckte und auf Rachels Arm ein Fauchen ausstieß, ein winziger Laut, mehr wie ein Niesen. Mom kam um den Tisch herum und umarmte mich wieder – eine feste, ungewohnte Berührung, bei der mir klar wurde, dass ich mich gar nicht erinnern konnte, wann sie so etwas das letzte Mal, vor diesem Abend, versucht hatte. Ich wusste nicht, wo ich meine Hände hinlegen sollte, jetzt, da es so weit war. Sie schien nur aus Brüsten und Haaren zu bestehen, also drückte ich sie einfach allgemein ein bisschen an mich.
    »Du kommst doch wirklich wieder?«, flüsterte sie in mein Ohr.
    »Ja«, antwortete ich und meinte es ernst.
    Dad stand auf und drückte mir die Schulter, als ahnte er schon, dass ich auch nur aus Brüsten und Haaren bestehen würde, sobald er es richtig versuchte.
    »Hier, Ihre Katze«, sagte Rachel und gab meiner Mutter das Tier.
    »Danke, dass du sie zurückgebracht hast«, sagte Mom. Ich wusste nicht, ob sie mich oder die Katze meinte.
    Rachel zuckte nur mit den Schultern und hakte sich bei mir unter. »Stets zu Diensten.« Und damit zog sie mich aus dem Haus und zurück zum Auto. Meine Eltern standen in der Tür und sahen uns nach, als wir rückwärts ausparkten und davonfuhren. Sie wirkten seltsam verloren. Mir war schwindelig und übel.
    Eine Minute lang herrschte Schweigen im Auto.
    Dann sagte Rachel: »Ich fass es nicht, dass sie sich als Ersatz für dich eine Katze geholt haben.«
    Ich lachte und bekam gleichzeitig eine Gänsehaut. »Ich weiß. Danke fürs Mitkommen. Danke, im Ernst. Sie waren nur so umgänglich, weil du dabei warst.«
    »Sie waren so umgänglich, weil sie vorher gedacht haben, du wärst tot. Ist – alles in Ordnung, Grace?«
    Ich hatte in den falschen Gang geschaltet und das Auto keuchte auf, während ich nach dem richtigen suchte. Diese Gangschaltung und ich waren generell nicht die besten Freunde und plötzlich konnte ich mich überhaupt nicht mehr darauf konzentrieren. Mein Magen zog sich schon wieder zusammen und ich begriff, dass das, was ich als Nervosität abgetan hatte, in Wirklichkeit etwas viel Schlimmeres war.
    »Oh nein«, presste ich hervor, als die Übelkeit mich ergriff. »Ich muss rechts ranfahren. Tut mir leid, ich –«
    Die nächtliche Straße lag verlassen da. Ich riss das Lenkrad nach rechts, hielt an und stieß die Autotür auf. Hinter dem Wagen übergab ich mich. Rachels Gesicht leuchtete weiß in der Dunkelheit; ich hatte nicht mitbekommen, dass sie auch ausgestiegen war.
    Sie fuchtelte wild mit den Händen. »Was soll ich machen? Ich kann doch nicht mit Gangschaltung fahren!«
    Nun fing ich an zu zittern, heftige, unwillkürliche Zuckungen, die meine Zähne klappern ließen. »Rach, es tut mir so schrecklich leid. Du musst –« Ich hielt inne und rollte mich neben dem Auto zusammen. Gott, wie ich diesen Augenblick hasste. Meine Knochen barsten. Nein, nein, nein.
    »Was muss ich? Grace, du machst mir Angst. Oh nein. Oh nein!« Endlich ging Rachel auf, was gerade geschah.
    »Sam anrufen«, brachte ich heraus. »Sag ihm, dass ich mich verwandelt habe und dass er dich holen soll. Cole kann – ahhh. Cole kann den anderen Wagen nehmen … oh … Rachel … geh … warte im Auto. Nicht –«
    Meine Knie wollten mich nicht mehr tragen. Sie lösten sich auf, bereit, zu etwas anderem zu werden. Plötzlich hatte ich riesige Angst davor, was sie denken würde, wenn sie sah, wie ich mich verwandelte. Sie musste unbedingt im Auto warten. Sie durfte nicht dabei zusehen – es würde alles zwischen uns zerstören. Meine Haut fühlte sich jetzt schon an, als gehörte sie nicht mehr zu mir. Ich musste grauenerregend aussehen.
    Aber Rachel nahm mich in die Arme, eine große Umarmung, die meinen ganzen Körper einschloss und bei der ihre Wange an meiner vor Anspannung verzogenen lag. Ich stank nach Wolf und musste aussehen wie ein Ungeheuer und sie umarmte mich trotzdem so fest, dass ich es noch über die Schmerzen hinweg fühlen konnte. Sie war so mutig,

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