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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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you said
     
    but I was sleeping, too
    I was dreaming
     
    but now I’m waking u
    still waking up
     
    I can see the sun

KAPITEL 30
GRACE
    Ich war hellwach. Im Zimmer war alles still und schwarz und ich war mir sicher, dass ich gerade genau von diesem Moment geträumt hatte, nur dass in dem Traum jemand neben dem Bett gestanden hatte.
    »Sam?«, flüsterte ich. Ich dachte, ich hätte nur wenige Minuten geschlafen, dachte, er hätte mich aufgeweckt, als er ins Bett gekommen war.
    Hinter mir stieß Sam im Schlaf ein leises Schnaufen aus. Jetzt fühlte ich, dass ich nicht in eine Daunendecke gehüllt war, sondern in eine Sam-Decke. Unter normalen Umständen hätte mich dieses kleine Geschenk seiner Gegenwart glücklich gemacht und sofort wieder in den Schlaf gelullt, aber irgendjemand hatte am Bett gestanden, da war ich mir so sicher, dass das Gefühl, ihn tief schlummernd neben mir zu wissen, mich nur noch mehr aus der Ruhe brachte. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich wachsam auf. Als meine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, tauchten Sams Papierkraniche über mir auf, schaukelnd und trudelnd, von einer unsichtbaren Brise in Bewegung gesetzt.
    Dann hörte ich ein Geräusch.
    Es war nicht unbedingt ein Krachen. Eher ein unterbrochenes Krachen, als wäre irgendetwas gefallen und aufgefangen worden. Ich hielt die Luft an, lauschte – es kam von unten – und wurde mit einem weiteren gedämpften Rumpeln belohnt. Im Wohnzimmer? Oder war irgendetwas im Garten?
    »Sam, wach auf«, drängte ich. Ich drehte mich zu ihm um und schrak zusammen, als ich neben mir im Dunkeln seine Augen glitzern sah; er war schon wach und schwieg. Lauschte, wie ich.
    »Hast du das gehört?«, flüsterte ich.
    Er nickte. Ich sah es nicht direkt, aber ich hörte, wie sein Kopf auf dem Kissen raschelte.
    »Garage?«, fragte ich. Wieder nickte er.
    Ein weiteres dumpfes Scharren schien meine Vermutung zu bestätigen. Wie in Zeitlupe rollten Sam und ich uns aus dem Bett; wir waren beide noch angezogen. Sam ging voraus die Treppe runter, aber ich war es, die als Erste sah, wie Cole aus dem Flur kam, der zu den unteren Schlafzimmern führte. Seine Haare standen ihm in wirren Stacheln vom Kopf ab. Ich war nie auf die Idee gekommen, dass er überhaupt Zeit auf sein Styling verwendete – denn coole Rockstars mussten doch sicher nicht groß dran arbeiten, wie coole Rockstars auszusehen –, jetzt aber wurde mir klar, dass diese Stacheln der natürliche Zustand seines Haars waren und er sich erhebliche Mühe geben musste, um das zu ändern. Er trug nur eine Jogginghose und wirkte eher genervt als beunruhigt.
    Mit leiser Stimme, die klang, als wäre sie ein gutes Stück näher am Schlafen als am Wachen, raunte Cole: »Verdammt, was –?«
    Zu dritt standen wir da, eine barfüßige Gang, und lauschten ein paar weitere Minuten. Nichts. Sam fuhr sich mit der Hand durchs Haar, sodass es sich ulkig aufstellte wie ein Fächer. Cole hob den Zeigefinger an die Lippen und deutete durch die Küche auf die Tür zur Garage. Und tatsächlich, als ich die Luft anhielt, konnte ich immer noch ein Scharren aus dieser Richtung hören.
    Cole bewaffnete sich mit dem Besen, der neben dem Kühlschrank stand. Ich entschied mich für ein Messer aus dem Holzblock auf der Arbeitsplatte. Sam guckte uns beide bloß irritiert an und ging mit leeren Händen.
    Vor der Tür blieben wir stehen und warteten auf weitere Geräusche. Einen Augenblick darauf ertönte wieder ein Krachen, lauter diesmal, gefolgt von einem metallischen Scheppern. Cole sah mich mit erhobenen Augenbrauen an und in dem Moment, als er die Garagentür aufriss, schlug ich auf den Lichtschalter.
    Und wir sahen:
    Nichts.
    Verblüfft blickten wir einander an.
    »Ist da jemand?«, rief ich in die Garage.
    Cole sagte empört zu Sam: »Ich fass es nicht, dass hier die ganze Zeit ein zweites Auto rumsteht und du mir nichts davon gesagt hast.«
    Wie die meisten Garagen war auch diese bis oben hin vollgestopft mit seltsamem, müffelndem Zeug, das man nicht im Haus haben wollte. Den größten Teil des Platzes nahm ein schrottreifer roter BMW-Kombi ein, vor Bewegungsmangel eingestaubt, aber da waren auch der unvermeidliche Rasenmäher, eine Werkbank voller kleiner Metallsoldaten und ein Nummernschild aus Wyoming über der Tür, auf dem »BECK 89« stand.
    Mein Blick wanderte zurück zu dem Kombi.
    »Psst, guckt mal, da!«, zischte ich.
    Ein Rasentrimmer lehnte schief an der Stoßstange des Wagens. Ich trat als

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