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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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lehnte er sich zurück, presste ihr die Arme aber weiterhin mit den Knien neben dem Kopf fest. Dann öffnete er sich den Gürtel und zog den Reißverschluss herunter. Sie musste würgen, als sie seinen süßlichen Atem roch.
    Anya schluckte schwer und zermarterte sich den Kopf nach einer Idee, wie sie ihn aufhalten konnte. »Jeden Moment wird mein Exmann mit unserem Sohn hier sein. Er hat einen Schlüssel«, log sie. »Noch können Sie abhauen. Ich werde nichts sagen.«
    Die Worte klangen hohl, selbst in ihren eigenen Ohren.
    Der Mann neigte den Kopf zur Seite. »Schau mich nicht an«, zischte er und schlug ihr die Faust auf die Wange. »Mach kein Geräusch.«
    Das Pochen ihres Herzens war ohrenbetäubend, und sie war sich sicher, er genoss die Mühe, mit der sie die Luft in ihre Lungen sog. War es das, was ihn erregte – Furcht und Todesangst?
    Plötzlich erstarrte er. »Da unten ist jemand«, sagte er und zog sich mit der Linken den Reißverschluss wieder hoch. Das Messer verharrte an ihrer Kehle.
    Anya hatte zu große Furcht, um zu schreien.
    »Los«, sagte er und riss sie an den Haaren hoch. Im Stehen nahm er ihr den Kopf brutal in den Schwitzkasten wie ein Footballspieler, der den Ball hält. Schlitternd versuchte sie, auf dem Boden Halt zu finden. Die Ugg-Boots waren ihr auf dem Bett von den Füßen gerutscht. Sie hatte keine Kontrolle über ihre Beine. Der Schlafzimmerboden blitzte unter ihr auf. In dem Kampf rutschte der Bettvorleger auf das Fenster zu. Unter dem Bett stand ein Paar flacher Schuhe. Sie bekam nichts zu fassen. Sie versuchte, die Finger zwischen seinen Arm und ihre Kehle zu bekommen. Sie brauchte Luft. Sie wollte schreien, brachte aber nur ein Husten hervor. Wenn dort unten ein Komplize auf ihn wartete, hätte sie keine Chance zu entkommen. Vielleicht vergewaltigte der eine, und der andere mordete.
    Das kalte Metall presste sich fester an ihr Gesicht. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um die vom Gestank seiner Körpergerüche vergiftete Luft einzuatmen.
    Langsam glitten ihre Füße die Treppe hinunter. Schwärze war alles, was sie sah. Wie viele Stufen waren es? Sie versuchte, sich zu erinnern. Dann würde sie wissen, wann sie unten waren. Bei der ersten Gelegenheit würde sie zur Tür rennen.
    Licht blitzte auf, als sie um die Ecke bogen. Der stummgedrehte Fernseher lief noch.
    Sie versuchte zu überlegen. Sie musste hier raus, musste die Situation irgendwie unter Kontrolle bekommen. Wenn die Polizei Lerner festgenommen hatte, wer überfiel sie dann, und warum? Vielleicht ermordete Lerner die Frauen, vergewaltigte sie aber nicht.
    »Wer ist da?«, rief ihr Peiniger.
    Er erwartete niemanden! Anya betete, dass jemand hier sein möge, dass jemand sie rette.
    Schweigend standen sie minutenlang da, Anya vorn übergebeugt, das Messer am Gesicht. Dann löste er den Griff, gerade so weit, um ihr das Atmen zu erleichtern.
    »Dann sind wir wohl doch allein«, sagte er. »Also, wo waren wir?«
    Anya musste Zeit schinden. Nur Zeit. Sie dachte an den Geruch seines Atems. Ketone, das hieß, er hatte nichts gegessen.
    Sie stieß hervor: »Sie müssen hungrig sein. Wollen Sie nicht vorher lieber etwas essen?«
    Er schien einen Moment lang innezuhalten, dann löste er den Griff, hielt sie aber nach wie vor am feuchten Haar fest.
    Wenigstens konnte sie die Hände benutzen, überlegte sie.
    »Was gibt’s denn zum Abendessen?«, fragte er so beiläufig, als verbrachte er einen gemütlichen Abend mit seiner Freundin.
    Anya fiel das Täterprofil wieder ein. Will den liebevollen Partner spielen. Fantasievergewaltiger. Gentleman. Sie musste mitspielen.
    »Ich hab eine Flasche Wein, die kannst du aufmachen, außerdem ist noch Lasagne da. Zwar kalt, aber ich kann sie aufwärmen.«
    »Tu das.« Er packte sie fester an den Haaren. »Aber mach keinen Blödsinn. Ich hab immer noch das Messer. Und schau mich nicht an.«
    Mit zitternden Händen nahm sie den Rest Lasagne heraus, zog die Frischhaltefolie ab und spürte bei jeder Bewegung das Zerren an ihrer Kopfhaut. »Könntest du bitte Licht machen, damit ich den Herd anschalten kann?« Sie bemühte sich, beiläufig zu klingen.
    »Kein Licht«, sagte er. »Tu’s in die Mikrowelle. Hast du Bier?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich dachte, Wein wäre romantischer.«
    Er lockerte den Griff um ihr Haar. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, es könnte ihr vielleicht gelingen, ihn dazu zu überreden, sie in Ruhe zu lassen. Sie musste sich sein Vertrauen erwerben, musste ihn dazu

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