In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
untreu.«
Anya brauchte Gewissheit. »Wie hat sie glauben können, Luke hätte eine Beziehung mit diesen Frauen? Leidet sie immer noch unter Wahnvorstellungen?«
»Der Psycho-Trickser sagt, im eigentlichen Sinne nicht. Andererseits, was soll man von einem Psychiater halten, der Desiree für normal erklärt. Er meint, es sei durchaus vernünftig gewesen, Luke Affären zu unterstellen. Die Geheimniskrämerei, das Fortschleichen, die Lügen, genau wie bei jedem x-beliebigen Ehebrecher. Außerdem hat er seine Opfer ausspioniert und ist immer wieder zum selben Haus gegangen. In einem Zustand der Verleugnung musste sie also davon ausgehen, dass er eine Affäre hat. Und bei den paar Gelegenheiten, als sie ihm folgte, hat sie die Handschuhe nicht gesehen. Die hat er in der Tasche behalten, bis er hinter dem Haus verschwunden war. Sie hat nicht gesehen, dass er durch Liz Dormans Fenster eingestiegen ist, behauptet sie wenigstens. Aber wie dem auch sei, als sie auf die Opfer einstach, wusste sie sehr wohl, was Recht und Unrecht ist.«
»Ein Glück, dass nicht viel mehr Ehefrauen so handeln.« Anya schenkte zwei Tassen Kaffee ein. »Was ist mit dem Blut auf dem Messer?«
»Ah«, sagte er. »Das stammte von Desiree selbst. Sie muss sich bei einem der drei Morde geschnitten haben.«
»Drei? Elizabeth Dorman und Leonie Turnbull, nehme ich an. Aber wer war die Dritte?« Sie reichte Hayden eine Tasse mit schwarzem Kaffee.
»Danke. Eileen Randall. Sie hat alles gestanden.« Er grinste und massierte sich die Oberlippe. »Na gut, vielleicht ist sie doch verrückt. Hat uns sogar erzählt, dass sie die Mordwaffe in Lerners Garage versteckte, nachdem du bei ihr warst. Sie wusste, dass wir herumschnüffeln, und da hat sie sich für ihn entschieden, weil seine Neigung zu häuslicher Gewalt allgemein bekannt war.«
»Desiree war überaus berechnend. Es erleichtert mich, dass Willard es nicht getan hat.« Sie setzte sich neben den Ermittler und war durchaus stolz darauf, zur Entlastung eines Unschuldigen beigetragen zu haben.
»Ja, mag sein. Sie ist mit Nick Hudson zusammen gewesen, als er’s mit der Randall getrieben hat. Sie leidet also schon verdammt lange unter dieser krankhaften Eifersucht.«
Anya konnte nicht glauben, dass die vierzehnjährige Desiree Eileen Randall wegen eines Jungen umgebracht hatte. Desiree mochte als zurechnungsfähig gelten, aber sie war definitiv äußerst gestört, selbst wenn Wahnvorstellungen ihr nicht nachzuweisen waren. Sie war eine Psychopathin und empfand nicht die Spur von Reue für das, was sie getan hatte. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dass Geoff Willard die Schuld auf sich nahm und zwanzig Jahre im Gefängnis saß.
»Was ist mit der Verbindung zwischen Melanie Havelock und Willard?«
»Ebenfalls Desiree. Sie hat ihn reinlegen wollen. Luke Platt hatte das Foto von einem Brieffreund – Gideon Lee, der Kerl, der die Mutter vergewaltigt und ihr die Brieftasche gestohlen hat. Vergewaltiger haben heutzutage ein Netzwerk, über das sie ihre Trophäen austauschen. Irgendwann hat Desiree das Foto mit Name und Adresse darauf gefunden, sie nahm an, das sei eine von Lukes Geliebten, und hat beschlossen, es Willard zuzustecken. Ein Glück für die anderen Frauen, dass sie nicht noch mehr von Lukes Andenken gefunden hat. Die hat er größtenteils in einer Dose in seiner fahrbaren Kühltruhe verwahrt. Das ist vielleicht ein Gruselkabinett!«
Anya wollte auf Willard zurückkommen. »Wie hat sie ihn reingeritten?«
»Sie hat Melanies Foto gefunden – bevor Luke über sie hergefallen ist -, und dann hat sie diesen kranken Brief geschrieben, in der Hoffnung, dass Geoff sich daran aufgeilt und der Kleinen was antut, sobald er rauskommt, oder dass er sie wenigstens hart rannimmt. Auch eine Art, um Schluss zu machen. Wenigstens hat sie Melanie nicht umbringen wollen. Oder wenn, dann konnte sie sie nicht finden, weil wir ihr inzwischen eine neue Wohnung besorgt hatten. Auf den Fernsehbildern von der Freilassung sieht man sie vor dem Gefängnis, wie sie Willard etwas in die Tasche steckt. Gestochen scharf. Luke hat sich sicher gefragt, wo das Foto abgeblieben war, aber er wusste die Adresse noch, also hat ihn das nicht davon abgehalten, sie zu einem seiner Opfer zu machen. Und vielleicht hatte Desiree diesmal Angst, dass ihrem Baby was geschieht, also hat sie Willard darauf angesetzt. Sie kannte ihn besser als wir.«
Also war Willard völlig unschuldig gewesen. Anya überlegte, welche Ungerechtigkeiten er
Weitere Kostenlose Bücher