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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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ausweiten und konnte es sich nicht leisten, sich via Veronica von Dan zu entfremden.
    Elaine verdrehte die Augen zur Decke und ging aus dem Zimmer.
    »Im Rahmen meiner gemeinnützigen Tätigkeit vertrete ich einen gewissen Geoffrey Willard.«
    Damit war für Anya klar, dass die staatliche Rechtsbeihilfe die Kosten der Verteidigung trug und also nur etwa ein Drittel ihrer üblichen Gebühren übernehmen würde. Sie seufzte auf, und Veronica fuhr fort.
    »Er ist angeklagt, Elizabeth Dorman vergewaltigt und ermordet zu haben, und es sieht so aus, als interessiere sich die Polizei wegen einer ganzen Serie von Vergewaltigungen, die alle ein ähnliches Muster aufweisen, für ihn. Er hat sich der Polizei gestellt, nachdem er angeblich bei einer Frau eingebrochen sein soll. Haben Sie davon gelesen?«
    »Ich glaube nicht so sehr an das, was in der Zeitung steht.«
    »Ach ja«, erwiderte sie. »Diese Enthüllungsgeschichte letztes Jahr über Sie war schon ein starkes Stück.«
    Anya hörte eine Spur Sarkasmus heraus und wünschte sich das Ende der Besprechung herbei, um nicht etwas Unbedachtes zu sagen, was ihr später womöglich leidtäte. »Und in welcher Form soll ich tätig werden?«
    »Nun, ich wollte gerne einige der Indizien mit Ihnen durchgehen. Wenn die Polizei behauptet, die Verbrechen stünden aufgrund der wiederkehrenden Beweismuster in einem Zusammenhang, dann interessiert mich natürlich, ob das stimmt oder nicht.«
    »Sämtliche Informationen über die Sexualstraftaten müssen von der Polizei stammen. Das ist für mich unabdingbare Voraussetzung.«
    »Und das, obwohl Sie die Opfer selbst untersucht haben und, soweit ich weiß, auch in die polizeiliche Ermittlung eingebunden sind? Ich würde natürlich niemals etwas Unethisches von Ihnen verlangen.« Veronica grinste. »Ich möchte Sie bitten, sich den Autopsiebericht zur Ermordung von Eileen Randall von vor zwanzig Jahren anzusehen. Das ist die Vierzehnjährige, für deren Vergewaltigung und Ermordung man Willard verurteilt hat. Au ßerdem wollte ich Sie fragen, was Sie mir über das Asperger-Syndrom sagen können.«
    Anya erinnerte sich an das Gespräch, das sie kürzlich mit Ben über den Jungen in der Vorschule gehabt hatte, mit dem er nicht spielen wollte. »Es gilt allgemein als Form des Autismus.«
    »Hervorragend. Es kam nämlich die Frage auf, ob Willard womöglich an diesem Syndrom leidet und es bislang nur noch nicht diagnostiziert wurde. Das könnte sich unter Umständen als stichhaltige Verteidigung erweisen. Womöglich war er gar nicht zurechnungsfähig genug, um überhaupt ein Verbrechen zu begehen, von vorsätzlicher Vergewaltigung und Mord ganz zu schweigen.« Ihr Handy klingelte, und sie entschuldigte sich, um kurz mit jemandem am anderen Apparat zu streiten.
    Anya beobachtete sie. Sie hielt Veronica für eine jener Frauen, die keine Freundinnen haben. Wahrscheinlich redete sie sich damit heraus, andere Frauen fühlten sich durch ihren Erfolg eingeschüchtert und bedroht. In Wahrheit aber war sie schlicht eine dieser ehrgeizzerfressenen Landplagen, die andere immer nur ausnutzten, um ihr eigenes Ziel zu erreichen. Aber Frauen durchschauten diese Tour, weil sie sich nicht von der Verpackung ablenken lie ßen. Auch in der Medizin gab es hinreichend viele dieser »Veronicas«. Das Traurige war, dass sie allesamt intelligent genug waren, um, auch ohne die Zimtzicke und Intrigantenschlampe zu spielen, Erfolg zu haben.
    Die machthungrigen und gewissenlosen Soziopathen, die alle nur ihr eigenes Ding durchzogen, traf man eben nicht nur im Gefängnis, dachte sie, während Veronica sie immer noch warten ließ.
    Schließlich setzte Veronica sich wieder und sah auf die Uhr. »Wo waren wir?«
    »Eine Asperger-Erkrankung schließt die Zurechnungsfähigkeit keineswegs aus und ist auch keine Geisteskrankheit. Jeder zweite Universitätsprofessor soll davon betroffen sein. Sie geht mit einem hohen IQ einher, oft auch mit einem gewissen Fachidiotentum, wo jemand über großes Wissen in einem bestimmten Bereich verfügt, dabei aber nur über geringe emotionale Intelligenz.«
    »Emotionale Intelligenz klingt mir doch sehr nach einem Oxymoron«, witzelte sie.
    »Sie hatten doch sicher auch schon mit brillanten Juristen mit nur sehr begrenzten sozialen Fähigkeiten zu tun.« Anya fragte sich, ob Veronica nicht womöglich selbst darunter litt. Ein beinahe tröstlicher Gedanke. »Die Betroffenen sind sehr wohl in der Lage, richtig und falsch zu unterscheiden. Als

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