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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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Wasser ein. Sie meinte, ihre Halsschlagader pochen zu hören. Wäre Morgan Tully nicht gewesen, Anya säße jetzt nicht hier. Überall sonst würde sie sein, nur nicht in diesem Besprechungszimmer.
    Morgan direkt gegenüber saß Dr. Seth Myer, Präsident des Colleges für Pathologie, mit verschränkten Armen und starrte immer wieder auf die Uhr an der Wand. Der Platz am Kopfende des Tisches war für Alf Carney freigehalten. Niemand schien sich diesen Tag herbeigesehnt zu haben. Ein Mitglied der Medizinischen Beschwerdekommission, ein Anwalt, sollte als Protokollführer und Zeuge für das, was nun ans Licht kommen würde, fungieren.
    »Mir stellt sich die Situation so dar«, erklärte Dr. Seth Myer, »dass er sich auf zwanzig Jahre alte Studien beruft, um seine Befunde zu untermauern. Entweder hat er völlig den Anschluss verloren, oder aber er begeht mit jedem einzelnen seiner Berichte einen Meineid. Er sucht sich gezielt Studien aus, die seine Schlussfolgerungen stützen, und weigert sich, andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.«
    »In einigen von mir überprüften Fällen«, ergänzte Anya, »beruft er sich gar nicht erst auf Veröffentlichungen, sondern zitiert zur Erhärtung gleich seine eigenen, früheren Autopsien.«
    Es wurde still im Zimmer.
    »Peter, haben Sie noch etwas beizutragen?«, fragte Morgan Tully.
    Peter Latham stieß seinen Stuhl zurück, als wolle er gehen. »Da gibt es nicht mehr viel zu sagen.«
    »Dann sind wir uns offenbar alle einig«, resümierte Morgan. »Wenn er nicht in den Ruhestand geht, könnte es ziemlich ungemütlich für ihn werden. Fakt ist, uns drohen zahllose Wiederaufnahmen von Fällen und Revisionen von Gerichtsverhandlungen.« Sie richtete sich das Halstuch, so dass der Knoten rechts von der Mitte hing.
    Peter Latham hatte sich nicht gerührt. Anya hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie es war, die den Auftrag bekommen hatte, Alfs Entscheidungen zu überprüfen, und sie fragte sich, wer von den im Raum Versammelten sie wohl sonst noch als den Judas Iskariot der Pathologen ansah.
    Als könne sie ihre Gedanken lesen, warf Morgan einen Seitenblick auf Anya. »Was Dr. Carney begreifen muss, ist, dass dies keine Hexenjagd war, sondern die systematische Überprüfung zahlloser Fälle, für die er verantwortlich zeichnet. Ich habe Pathologen in anderen Bundesstaaten ein weiteres Dutzend willkürlich ausgesuchter Fälle überprüfen lassen, und die Ergebnisse sind dieselben.«
    Ein Klopfen an der Tür löste die Anspannung. Alf Carney trat ein, eine lederne Aktentasche unter dem Arm. Trotz des dunkel anthrazitfarbenen Anzugs und der College-Krawatte machte er einen unsicheren Eindruck.
    Morgan erhob sich und sah auf die Uhr.
    »Wir haben Sie erst in einer halben Stunde erwartet«, sagte sie.
    »Ich will das nach meinen Regeln durchziehen, nicht nach Ihren.«
    Die Coronerin deutete ihm an, wo er Platz nehmen solle. Er schwitzte bereits und würdigte die Anwesenden kaum eines Blickes.
    Anya hatte eigentlich gehen wollen, bevor er dazukam, nun aber war sie im Zimmer gefangen. Sie betrachtete sein Gesicht. Es wirkte aufgedunsen, und er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Es war das erste Mal, dass sie ihn in Lackschuhen statt in Wilderlederlatschen sah. Er nahm diese Sitzung sehr ernst. Bedächtig nahm er Platz und knöpfte sich das Jackett auf.
    »Bevor Sie anfangen«, krächzte er und räusperte sich dann, »möchte ich ein paar Worte sagen.«
    »Ich bitte darum«, erwiderte Morgan.
    Er entnahm der Aktentasche etliche Blätter und zog eine Halbbrille aus der Tasche.
    »Es hat in den letzten Monaten offenbar eine Vielzahl von Nachforschungen bezüglich meiner Arbeit der vergangenen fünfunddreißig Jahre gegeben. Ich bin enttäuscht, dass ich dies nicht von meinen treuesten und am meisten geschätzten Kollegen, sondern vielmehr aus der medizinischen Gerüchteküche erfahren musste.«
    Peter Latham rührte sich nicht.
    »Angesichts von Kriminellen, die ihre Rechtsmittel bis zum Äußersten ausreizen, einer regelrechten Anwaltsschwemme und einer Presse, die bereit ist, jeden auch schon beim geringsten Anzeichen einer Verfehlung zu lynchen, leuchtet mir ein, dass jemand, der mit den am meisten diskutierten Fällen dieses Landes zu tun hatte, sich einer besonderen Kontrolle zu unterziehen hat. Das geschieht nicht zum ersten Mal.« Er holte tief Luft. »Allerdings habe ich den Eindruck, dass es hier um etwas Persönliches geht, um etwas anderes als nur Verteidiger, die

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