In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
Sekretärin gemeldet.
Sie atmete durch und meldete sich. »Hi, Elaine.«
Effizient wie immer ratterte Elaine die üblichen Infos herunter, um dann mit Nachdruck auf die vorrangigen Nachrichten hinzuweisen. Dan Brody bat um ein neuerliches Treffen. Der sollte ruhig warten, fand Anya. Für den stand sie nun wirklich nicht Gewehr bei Fuß, und außerdem hatte ihm Veronica Slater garantiert irgendeine wüste Geschichte über ihre Auseinandersetzung im Gefängnis aufgetischt.
Sie hörte nur mit halbem Ohr zu und ließ ihre Gedanken schweifen. Nick Hudson erwartete sehnsüchtig seinen ausgestopften Hund. Die Fahrt zu ihm nach Hause würde knappe dreißig Minuten dauern, im Stoßverkehr vielleicht auch länger, aber das ganze Auto stank schon nach Braunauge, von ihrem Büro ganz zu schweigen.
»Das wär’s dann erst mal«, schloss Elaine.
Erleichtert, dass alles warten konnte, wünschte Anya ihr einen schönen Abend und machte sich auf den Weg zu den Willards.
»Braunauge, alte Töle.« Überschwänglich begrüßte Nick den toten Hund.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber ich konnte einfach nicht früher weg.«
»Meine Tante ist in der Küche, und wir sitzen sowieso nur vor der Glotze.«
Alles war entspannt und gemütlich. Anya stellte sich vor, so müsse es in Millionen von Wohnzimmern überall im ganzen Land aussehen.
Dem Qualm nach stand wieder einmal Fleisch auf dem Speisezettel, während Nick sich der Sendung Der Preis ist heiß widmete. Auf dem Sofa saß eine füllige Frau und sortierte die Wäsche. Ihr Bauchumfang konnte vom Fett oder von einer Schwangerschaft herrühren, bei dieser Körperhaltung war das schwer zu entscheiden. Jedenfalls wollte Anya keinesfalls das Risiko eingehen und fragen: »Wann ist es denn so weit?«
»Das ist Desiree Platt, auch eine alte Bekannte aus der Bai. Sie übernachtet ab und zu hier«, erläuterte Nick, »wenn ihr Mann auf Arbeit unterwegs ist.«
Desiree legte sich eine Hand unter ihren Bauch, die zweite stützte sie hinter sich auf, dann drückte sie den Rücken durch, um sich von der Couch hochzuwuchten. Sie war eindeutig schwanger.
»Tag«, grüßte Anya.
»Sie müssen die Ärztin sein, von der Nick mir so viel erzählt hat.«
Wie ein Schuljunge trat Nick von einem Fuß auf den anderen. »Musst du nicht irgendwo hin?«
»Doch, aufs Klo. Das Baby benutzt meine Blase schon den ganzen Nachmittag als Trampolin.«
Mrs. Willard kam aus der Küche und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Abendessen ist gleich fertig. Möchten Sie uns diesmal Gesellschaft leisten, meine Liebe? Wir haben ein Tischchen übrig.«
Anya ahnte, dass sie mit Nick verkuppelt werden sollte, der womöglich ein Vergewaltiger und/oder Mörder war. »Vielen Dank, aber ich kann leider nicht bleiben. Ich habe heute noch eine Besprechung.«
Mrs. Willard packte Anya bei der linken Hand. »Kein Ring. Das, was wirklich wichtig ist, das verpasst ihr Karrierefrauen doch alle.«
»Kommen Sie runter!«, brüllte der Gameshow-Moderator.
»Wie geht die Ermittlung voran?«, erkundigte sich Mrs. Willard und ließ die Hand der Besucherin los.
Anya wollte keinesfalls unüberlegt Informationen über den Fall weitergeben, doch ihr Gegenüber blickte sie so flehentlich an, dass sie der Mutter einfach etwas in die Hand geben musste, einen Schimmer der Hoffnung, ohne dabei allzu viel zu verraten.
»Wir sind auf einen weiteren Mord gestoßen, einen, den Geoff nicht begangen haben kann, der denen an Eileen Randall und Elizabeth Dorman aber sehr ähnelt. Er hat sich ereignet, als er im Gefängnis saß.«
Mrs. Willard bekam feuchte Augen. »Danke, dass Sie es mir gesagt haben. Ich will versuchen, Geoff morgen zu besuchen und ihm die gute Nachricht zu überbringen.«
Anya überlegte kurz. »Dieses T-Shirt, das die Polizei mitgenommen hat, von dem Sie sagten, Geoff hätte es nie getragen. War das eigentlich neu?«
»Liebe Güte, nein. Er hat doch kein Geld für neue Klamotten, außerdem bekommt er im Wohltätigkeitsladen einwandfreie Sachen.«
»Dann war es also von dort?«
Mrs. Willard nickte. »Wir müssen an allen Ecken und Enden sparen. Als er aus dem Gefängnis kam, hatte er nichts als eine gespendete Hose und ein T-Shirt. Und die haben noch nicht einmal richtig gepasst.«
Desiree kam von der Toilette zurück und trocknete sich die Hände an dem Black-Sabbath-T-Shirt ab, das sie zu den schwarzen Leggins trug. »Was für eine gute Nachricht?«
»Die Polizei kann beweisen, dass Geoff Eileen
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