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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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nicht den Bodyguard und Pseudofreund spielen. Mir missfiel das Ganze. Ich fühlte mich alles andere als wohl dabei. Noch mieser drauf, als ich es sowieso schon war, hüpfte ich aus dem Bus, schulterte meinen Rucksack und schlürfte über den Zebrastreifen auf die
Washington High
zu. Allein beim Anblick des kotzgrünen, klobigen Gebäudes bekam ich schon Depressionen. Nur wenige Schüler tummelten sich auf der breiten Treppe vorm Gebäude, noch weniger innerhalb. Verständlich! Wen zog es um diese Zeit schon freiwillig dort hinein? Mich natürlich! Aus einem undefinierbaren Grund schritt ich die steinernen Stufen zum Haupteingang empor, stieß mürrisch grunzend die Flügeltüren auf und hätte am liebsten wieder kehrt gemacht. Stattdessen durchmaß ich den schmalen Flur mit zielstrebigen Schritten, flitzte in den zweiten Stock und postierte mich, für meine Wenigkeit völlig untypisch, direkt vor dem Klassenzimmer. Normalerweise trollte ich mich bis zum nachdrücklichen Stundenklingeln irgendwo auf dem Schulhof herum, doch heute fühlte es sich komisch an. Warum ich die Türklinke herunter drückte, wobei ich doch wusste, dass Gadget erst in Zehn Minuten und der Rest der Klasse in knapp einer Viertelstunde anwesend sein würde, wusste ich nicht genau. Umso überraschter war ich, dass sich die Tür öffnen ließ. Durch den kleinen Spalt drangen merkwürdige Schnaufgeräusche und das leise Seufzen einer Frau. Nicht dass mich groß interessierte, wer da drinnen gerade sein Unwesen trieb! Trotzdem spähte ich ins Klassenzimmer. Es war wie ein Schlag ins Gesicht und ich verstand nicht, wieso ich den Blick nicht von dem herummachenden Pärchen lösen konnte. Wie gebannt stand ich da und sah mit an, wie Gadget seine Hand der Direktorin unter den Rock schob, die auf seinem Schreibtisch saß und ihre Beine um seine Hüften geschlungen hatte. Sein Hut lag neben ihr auf der Tischplatte und sie hatte den Trenchcoat über seine Schultern nach hinten geschoben. Stöhnend knabberte sie an seinem Hals, was er machte, konnte ich nicht genau sagen.
„Seid ihr dann bald fertig?“, hörte ich mich mit ungewöhnlich fester Stimme sagen und marschierte zu meinem Sitzplatz. Rex war vom Tisch gesprungen und richtete ununterbrochen räuspernd ihre Kleidung. Gadget sagte gar nichts, setzte sich den Hut auf und nahm auf der anderen Seite seines Pults Platz.
„Eh … wir hatten noch etwas … zu besprechen!“ Rex befingerte mit blutrotem Gesicht ihre Hochsteckfrisur.
„Japp. Sah ganz danach aus, als wärt ihr ziemlich vertieft in eure Besprechung gewesen“, erwiderte ich spitz, plumpste auf meinen Stuhl und legte die Beine auf den Tisch. „Was wohl die anderen dazu sagen würden?“
Rex sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. „Du … du wirst doch nicht …“ Sie lachte nervös und sah sich zu Gadget um. „Das war doch nur … eine …“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte ich ihr erhitztes Gesicht und hätte ihr nur zu gern den Schädel von den Schultern geschlagen. Ich seufzte gedehnt, streckte die Arme in die Luft und gähnte ausgiebig. Innerlich kochte ich vor unterdrückter Wut, äußerlich gab ich mich so cool wie möglich. Es fiel mir erstaunlich schwer, diese Fassade aufrecht zu erhalten. Mich sollte wirklich nicht wurmen, was diese Idioten hier trieben! Und doch … „Was willst du?“, knurrte Rex angepisst. Mit einem breiten Lächeln nahm ich die Beine vom Tisch und beugte mich grinsend vor.
„Ich werde nicht zu einem Psychiater gehen!“, erklärte ich gelassen und freute mich tierisch, über diese großzügige Fügung des Schicksals.
„Oh nein … junge Dame … auf keinen Fall!“
„Okay!“ Mit gebleckten Zähnen grinste ich so boshaft, dass ich mir auf die Schulter hätte klopfen können, so stolz war ich darauf, dass Rex Gesichtszüge entglitten.
„Verfluchtes Blag!“, zischte sie. „In Ordnung! Aber ich schwöre dir, dass ich darauf zurück kommen werde, solltest du noch ein einziges Mal die Hand gegen einen meiner Schüler erheben!“
„Solange sich das nur auf SCHÜLER bezieht … lässt sich das machen, denke ich!“ Dabei warf ich Gadget einen Blick zu, der ihn eigentlich aus den hässlichen Tretern hätte hauen müssen. Aber er bedachte mich nur mit einem unergründlichen Augenaufschlag, mit dem ich nichts anzufangen wusste. „KEIN Wo…“ Rex wurde von hereinströmenden Schülern unterbrochen, die wie ich feststellten, dass die Tür nicht abgeschlossen war. „Mr Farmer!“, sie nickte ihm kurz

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