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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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hinterließ dunkelrote Flecken auf der empfindlichen Haut.
„Ich werde nie vergessen, wie er gelächelt hat als wir im Wagen vor seiner neuen Schule vorfuhren. Er hat mich sogar gedrückt und mir gesagt, wie froh er sei, dass es mich gäbe.“
Rinnsale dicker Krokodilstränen strömten über ihre Wangen. Schluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht. „Onyx, Brian und ich waren an seinem ersten Tag dabei. Brian war sein zuständiger Wächter, sein Freund! Es konnte gar nicht schiefgehen! Keiner von uns zog diese Möglichkeit auch nur in Betracht! Wir blieben im Wagen sitzen. Alle drei angespannt und genauso aufgeregt wie Erik, der gerade hocherhobenen Hauptes über die Rasenfläche marschierte. Mit jedem Schritt wurde er kleiner und ich verstand nicht, was plötzlich mit ihm los war. Ein paar Jungen rempelten ihn an, rissen ihm den Rucksack aus den Händen. Wir hörten das Gelächter und Brian entschied, auszusteigen. Doch es war schon zu spät. Sie schubsten Erik hin und her. Er stürzte die Treppe runter … und dann …“
Mein Herz schlug mir bis zum Hals als Linda verstummte.
„Und dann?“, hauchte ich. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
„Brian war nicht schnell genug! Ein anderer Lehrer, der zu spät zu einer Besprechung gekommen war, wollte sich dazwischen drängen. Erik hielt es für einen Angriff und drehte durch.“ Ich schluckte schwer. „Er wollte sich nur verteidigen!“, flüsterte Linda. „Aber er bekam seine Kräfte einfach nicht mehr unter Kontrolle. Als Brian endlich bei ihm war, war es bereits zu spät! Drei andere Wächter kamen uns zu Hilfe. Wir mussten Erik ruhigstellen. Dann fuhren wir zurück in Jenks Klinik.“ Sie nestelte am Saum ihres Rockes und tippte dann stumm gegen ihren Oberschenkel. „Erik wurde nie wieder der fröhliche Junge, der er damals gewesen war. Er hat mehrmals versucht sich das Leben zu nehmen. Zu seinem Bedauern ohne Erfolg.“ Sie lachte humorlos. „Sogar Brian, der standhafteste Vampir, den ich bis dato kannte, hatte diesen Tag nie ganz verwunden. Auch wenn er sich das nie anmerken lässt … ich glaube er leidet noch immer sehr darunter. Beide machen sich schreckliche Vorwürfe deswegen.“
„Und trotzdem ist er wieder hier“, stellte ich leise fest und ließ meinen Rucksack fallen.
„Ja.“
„Was ist damals passiert? Was hat man den Behörden erzählt? Den Eltern? Der Ehefrau des Lehrers? Wie konntet ihr das vertuschen? Erik müsste eigentlich in einem Gefängnis seiner Todesstrafe entgegen sehen!“
„Es waren genug Wächter anwesend! Jenks sandte eine ganze Armada Psychologen aus, die sich die Augenzeugen schnappten ehe die Presse sie in die Finger bekam. Zu unserem Glück war es noch kein weit verbreitetes Hobby, alles vom Handy aus zu filmen und gleich auf irgendeiner Plattform hochzuladen. Trotzdem setzten sich Spezialisten sofort daran und sperrten jedes Video, das sie lokalisieren konnten. Allein der technische Aufwand war so immens, dass Erik in tausend Jahren noch auf seinen Schulden sitzen wird. Den übernatürlichen Fähigkeiten, der Schnelligkeit der Vampire haben wir es zu verdanken, dass alles, was auch nur annähernd in den Zusammenhang mit einer fremden Spezies gebracht werden konnte, aus den Köpfen der Betroffenen verschwand.“
„Was habt ihr denen stattdessen erzählt? Die Toten waren ja da! Die konntet ihr nicht einfach verschwinden lassen!“ „Wir ließen alles wie einen schulexternen Amoklauf aussehen. Ein Junkie, der sich natürlich sofort danach das Leben genommen hatte, war mit einem Messer in die Schülermenge gestürzt.“
„Und wer war der Junkie?“
Mir wurde ganz schlecht bei der Vorstellung, dass man einen Unschuldigen von der Straße geholt und getötet hatte, damit der Welt die Existenz einer weiteren Art vorbehalten wurde.
„Jemand der die Lust an seinem langen Leben verloren hatte“, hauchte Linda und schluchzte heftiger als zuvor. Ihr ganzer Körper wurde durchgeschüttelt. Sie sank vor mir zu Boden und klammerte sich an das schwarze Tischbein. „Er hat sich freiwillig gemeldet, froh, endlich gehen zu dürfen.“
Es war mir unangenehm, sie so zusammengekauert dort unten sitzen zu sehen. Trotzdem konnte ich mich nicht zu ein paar tröstenden Worten durchringen. Zudem beschäftigte mich der scheinbar sehr hohe Drang der Vampire, Suizid zu begehen. Wieso wollten sie sich nur dauernd das Leben nehmen? Das war meiner Meinung nach einfach nur feige Flucht vor sich selber und Erschaffung neuer Probleme, für jene, die

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