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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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fünf Minuten beginnt der Unterricht!“
„Komm!“ Erik nahm ganz vorsichtig meine Hand und zog mich sacht auf die Beine. Immer noch hing mein Blick an Brian, der mir die Erklärung für sein bescheuertes Verhalten schuldig blieb. Wie um seine plötzliche Antipathie mir gegenüber zu unterstreichen, drehte er mir demonstrativ den Rücken zu und schüttelte erneut den Kopf. Erik setzte sich wortlos in Bewegung. Ich stolperte ihm nach und versuchte den bohrenden Schmerz in meinem Brustkorb zu ignorieren.

Ich wusste nicht mehr, wie ich den Rest des Schultages hinter mich brachte. Alles lief wie in einem alten Film an mir vorbei. Schwarzweiß und stumm. Schüler gestikulierten, Brian reagierte. Linda ließ sich kurz blicken, würdigte mich aber genauso wenig eines Blickes wie mein Lehrer, der stur an mir vorbei sah. Irgendetwas lief hier völlig falsch. Schuldgefühle plagten mich, doch woher sie rührten, wusste ich nicht. Brian hatte mich angeschrien, mich beleidigt, warum also suchte ich fortwährend nach einem Grund? Ich sollte sauer sein!
Das Einzige, was ich an diesem Tag noch bewusst wahrnahm, war das Läuten der Schulglocke, die das Ende des Unterrichts ankündigte. Stumm stopfte ich meine Unterlagen und den Kugelschreiber in meinen Rucksack, schulterte ihn und verließ das Klassenzimmer. Ich würde keine müde Sekunde mehr damit verschwenden, mir wegen Brian den Kopf zu zerbrechen. Ich war es leid, mir ständig Gedanken um diesen Idioten machen zu müssen, weil er sich ständig in mein Bewusstsein drängte. Von meinem lädierten Verstand beherrscht zu werden, war etwas, dass ich mit größter Mühe verhindern würde. Ab heute war Brian nur noch Geschichte! Ein Choleriker, mit Tränensäcken, der mich mal kreuzweise am Arsch lecken konnte und den ich einmal in der Woche mit Hausaufgaben füttern würde.
Ein Lehrer … weiter nichts!
Die Hinterköpfe meiner Mitschüler musternd, marschierte ich, mehr geschoben als selbstständig gehend, durch den Flur im zweiten Stock, passierte die Treppe, dann noch eine und fand mich schließlich vor dem Haupteingang wieder. Kurz verweilte ich, sah mich langsam um. Lachend spazierte eine Horde Mädchen an mir vorbei, aufgehübscht wie zur Wahl der
Miss Universe
. Unwillkürlich stellte ich mir Eriks vor Blutdurst entstelltes Gesicht vor, wie er durch die Menge preschte und Kehlen aufschlitzte. Er war ein Widerspruch in sich. Ein netter Kerl, der hinterrücks Schüler abschlachtete. Sie ahnten nicht, in welcher Gefahr sie schwebten. 
Mit sich plötzlich aufbäumender Erkenntnis stöckelte die Lösung für meine Probleme gerade auf rosafarbenen Pumps in ihr Sekretariat. Linda! Ich wusste ganz genau was ich zu tun hatte.
Ich werde die Schule verlassen
!
Ich wollte nicht hier sein, wenn das große Festessen begann und sich die Blutsauger auf die Schüler stürzen würden. Es war mir zuwider auch nur annähernd damit in Kontakt gekommen zu sein. Am Ende zerrte man mich noch gegen meinen Willen in das blutige Chaos. Nein! Nicht mit mir! Für mich endete dieser Weg jetzt ein für alle Mal. Ich würde schon allein mit Malik fertig werden!
Ganz von allein trugen meine Beine mich zum Sekretariat. Ehe ich bewusst wahrnahm, was ich tat, stand ich schon vor Lindas Schreibtisch, die meinem Blick erneut auswich.
„Ich beantrage einen Schulwechsel!“, verkündete ich ohne groß zu überlegen. Linda ließ den Kugelschreiber fallen und schnappte nach Luft.
„Du willst WAS?“ Ich stemmte beide Hände flach auf die beigefarbene Schreibplatte und beugte mich weit zu ihr runter. „Was ihr hier macht, ist verrückt! Ich möchte nicht dabei sein, wenn wieder einer ausrastet!“
„Erik hat es dir also erzählt." Linda rieb sich mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln über die Schläfen. „Und nur deshalb willst du einen Schulwechsel?“
„Ich finde der Grund ist ein verdammt guter!“
„Verry“, flüsterte sie und berührte meine Hand mit ihrer. „Wovor willst du wirklich davon laufen?“ Ruckartig zog ich meine Arme zurück und schnaufte.
„Ich laufe nicht davon! Vor niemandem! Ich habe nur keine Lust mich irgendwelchen waghalsigen Versuchsobjekten auf Gedeih und Verderb auszuliefern!“
„Sie sind keine Versuchsobjekte!“ Jetzt drückte sie den Rücken durch und funkelte mich wütend an. „Diese Menschen haben das gleiche Recht! Sie verdienen, nach allem was sie durchgemacht haben, ein Leben! Kannst du das nicht verstehen?“
„Das Einzige, was ich verstanden habe, sind
fünf

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