In deiner Hand
bleiben!“, flüsterte die Kleine und schob die Unterlippe vor. Dann stahl sich Trotz in ihre Stimme. „Aber wenn niemand etwas macht, dann … dann wird er …“ Sie schluchzte!
„Ich weiß, ich weiß“, flüsterte der Blondschopf beruhigend und griff sich in einer sehr menschlichen Geste an den Hals, um die rote Krawatte zu lockern. Unsere Blicke trafen sich.
„Er wird sterben!“, schluchzte Henriette noch heftiger und griff nach seiner Hand. „Das könnt ihr doch nicht zulassen!“ „Nein, das können wir nicht.“
Er legte den Kopf langsam auf die Seite. Seine Augen wanderten an der Veranda entlang, er musterte den Gartenzaun und schließlich die hohen Bäume hinter sich. Anschließend warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte gedehnt. Er schien auf irgendetwas zu warten. Das irgendetwas trat dann auch wenige Augenblicke später aus den Schatten. Ich hatte die Vampire nicht kommen hören. Mein Herz setzte einen langen Schlag aus und pumpte das Blut dann so schnell durch meinen Körper, dass winzige schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen begannen. Mir durchaus darüber bewusst, dass ich keine Chance gegen sie alle haben würde, ja nicht einmal gegen einen von ihnen, wich ich zurück zur zerbrechlichen Holztür mit dem Fliegengitter darin.
„Was wollt ihr?“, wollte ich sagen, aber ich bekam den Mund nicht auf. Sie standen einfach nur da, alle in schwarzen Anzügen, als kämen sie zu meiner Beerdigung, und starrten mich reglos an. Henriette rührte sich als erste und im selben Augenblick sprang mein Lebenserhaltungstrieb an. Blitzschnell wirbelte ich herum, riss die Verandatür auf und stürzte stumm schreiend ins Haus. Ich hörte ein lautes Krachen und Knacken und das wütende Fauchen tödlicher Raubtiere. Dank meiner unmenschlichen Kräfte gelang es mir zwei von ihnen auszuweichen, die stattdessen gegen den großen Fernseher im Wohnzimmer sprangen und ihn vom Tisch rissen. Auf der Jagd nach mir verwüsteten sie das ganze Haus. Ich wollte in den Keller rennen und mir die Axt zu eigen machen, die unten an der Wand hing, stand dann aber vor dem verdammten Sideboard, dass ich selbst dorthin geschoben hatte, damit niemand von unten heraufkam. Es wurde still. Unheimlich still. Ich hörte ihren Atem. Spürte ihn eiskalt auf meiner Haut. Gänsehaut rieselte über meinen Rücken. Speichel sammelte sich in meinem Mund. Ich stand kurz davor einfach los zu kotzen.
„Du weißt, dass du keine Wahl hast!“, flüsterte es dicht an meinem Ohr. Jetzt war es vorbei! Maliks Lakaien würden mich aufspießen. Langsam drehte ich mich um und sah dem Blondschopf direkt in die Augen.
„Er ist eine feige Drecksau!“, zischte ich.
„Ist er das?“, knurrte er und entblößte erschreckend lange Reißzähne. „Eines schönen Tages wird ihm jemand seinen verdammten Schädel von den Schultern reißen!“, sagte ich tapfer, straffte die Schultern und reckte das Kinn.
„Na mach schon, Wichser, bringen wir´s hinter uns!“
„Du hast Mumm …“ meinte er nur. Im selben Augenblick explodierte ein heftiger Schmerz direkt in meinem Kopf und die Welt um mich herum wurde schwarz und still.
Das Erste, das ich bewusst wahrnahm, war dieser ekelhafte, chemische Gestank. Das Zweite, die Tatsache, dass ich mich nicht bewegen konnte. Am Anfang hörte ich auch nichts. Es fühlte sich an wie Wattepfropfen, die in meinen Ohren steckten. Mir schossen Tausend skurrile Gedanken durch den Kopf, die alle irgendwie mit einer Leichenhalle und einem Geisteskranken Killer zu tun hatten. Meine Augen waren verbunden. Allmählich drangen Geräusche an meine Ohren, zu Beginn sehr leise. Ich hörte etwas weiter entfernt leises Gemurmel und schlurfende Schritte. Ein Vorhang oder ähnliches wurde beiseite gezogen und wieder zurück. Unterdrücktes Zischen. Ein leiser, gequälter Aufschrei. Beruhigendes Gemurmel. Wieder ein Schreien, dem ein leises unzufriedenes Knurren folgte. Das konnte nur eines bedeuten! Ein Versuchslabor oder eine Klinik!
Gott bewahre.
Malik hatte mich nicht töten lassen, damit er in Ruhe an mir herumschnippeln und andere schreckliche Dinge mit mir anstellen konnte.
Die schlurfenden Schritte kamen jetzt in meine Richtung. Ich hörte denjenigen laut und schnell Atmen und irgendetwas undeutliches Murmeln.
„Bringt ihn dort rüber!“, schallte von irgendwoher eine keuchende Stimme, begleitet von einem unmenschlichen Schreien.
„Beruhigt ihn doch!“, maulte der Typ neben mir, den ich sofort als Dr. Jenks erkannte.
Was
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