In deiner Hand
eingeflößt?“, überlegte ich laut und richtete mich wieder auf.
„Steig ein!“, befahl Gadget prompt und sprang über die Tür ins Wageninnere. An seiner Schläfe pochte eine erstaunlich dicke Ader. „Jetzt mach schon!“
„Was?“ Entgeistert sah ich ihn an. „Wozu?“
„Beweg dich!“
„Is ja gut!“ Ich hob beschwichtigend die Hände und stieg ein. Gadget wendete den Wagen mitten auf der Fahrbahn und erntete unhöfliche Rufe und lautes Hupen. Wie ein geölter Blitz schoss der Porsche über die Straßen und schnurrte wie eine Katze. Eigentlich ließ ich mir ungern anmerken, wenn ich beeindruckt war, aber dieses Mal fiel es mir schwer. Gadget hatte einen interessanten Fahrstil. Wie ein Tiger auf der Jagd glitt der Wagen durch den dichten Verkehr und fand jede noch so kleine Lücke, in die er sich drängen konnte. Schnell schlossen wir zu der Limousine auf. Gadget knirschte mit den Zähnen und blickte äußerst verärgert drein. Wahrscheinlich stand gleich einer seiner cholerischen Ausbrüche an.
Der Wagen vor uns hielt vor einem sauteuren Nobelrestaurant, das ich mal in einem von Mums Modemagazinen gesehen hatte. Wenn ich mich richtig erinnerte, funkelte und glitzerte es dort drinnen an allen Ecken und Enden. Genau das richtige für Mum. Gadget parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ein Typ in rotem Anzug öffnete die Hintertür der Limo und half Mum aus dem Wagen. Gadget gab einen Laut von sich, der wie das Fauchen einer Katze klang. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an.
„Irgendein Problem?“ Ihm schwoll wohl gerade der Kamm, denn er plusterte sich in seinem Sitz auf und malträtierte das Lenkrad.
„Alles bestens“, presste er hervor und ließ Mum dabei kein einziges Mal aus den Augen. „So kommen wir da nicht rein“, murmelte er und schob eine Hand unter seinen Hintern. Dann zückte er eine fette Geldbörse und zählte einen dicken Batzen Scheine heraus. Er warf einen Blick über die Schulter, dann wieder nach vorn zum Restaurant. Seine Finger tippten ununterbrochen auf seinen rechten Oberschenkel, sein Fuß wippte ungeduldig. Dann stieg er einfach aus und knallte die Tür zu. „Komm!“ Ohne ein weiteres Wort maß er den Bürgersteig mit langen, erstaunlich eleganten Schritten ab. „Verry!“, rief er und hob den Arm wie zum Gruß. Was hatte er vor? Sobald ich die Wagentür zugeschlagen hatte, klickte die Generalverriegelung und die Scheinwerfer blitzten kurz auf. Eigentlich hatte ich besseres zu tun, als meinem Lehrer hinterher zu rennen! Mum beobachten zum Beispiel! Mir gefiel weder ihr Outfit, noch ihr blödes Gekicher, geschweige denn der gierige Blick ihres Chefs. Gadget marschierte in einen Laden, dessen gläserne Flügeltüren wie Kristall schimmerten. Der fette Kronleuchter über dem Eingang übertrumpfte den Effekt meilenweit.
„Leck mich am Arsch“, platzte ich heraus und erntete herablassende Blicke. „Sie gehört zu mir“, ertönte es irgendwo aus den Innereien dieser todschicken Modeboutique. Die Verkäuferinnen standen in Reih und Glied neben dem Verkaufsthresen und starrten Gadget auf den Arsch, der, bereits mit Klamotten beladen in eine Umkleide marschierte. „Such dir was aus! Aber beeil dich!“
„Ich soll … AUF KEINEN FALL! Diesen hässlichen Fummel zieh ich garantiert NICHT an!“ Der ganze Laden war vollgestopft mit Edelsteinbestückten Hosen, Hemden, Jäckchen und glitzernden Pumps. Überall funkelte es und indirektes, violettes Licht verströmte einen abartigen Hauch von Luxus. Ich hatte mir nie etwas aus glitzernden Klamotten und Goldschmuck gemacht. Mum wäre hier drinnen vermutlich kreischend im Kreis gelaufen und hätte den marmorierten Boden zu meinen Füßen abgeleckt. „Oooor. Gadget! Das ist nicht dein Ernst!“ Mit gerümpfter Nase schob ich mich an einem Ständer mit roséfarbenen Rüschenblusen aus reiner Seide vorbei. „Da gehe ich lieber nackt!“ Eine der Verkäuferinnen murmelte etwas von Geschmacksverkalkung und schüttelte missbilligend den Kopf. Eine andere ließ sich dazu herab, mir einen kleinen Stapel Kleidung in die Hand zu drücken und mich auf die Kabinen zuzuschieben.
„Ich besorge Ihnen noch die Schuhe und passende Accessoires.“ Hilflos stand ich mit dem Wäschestapel da.
„Vergiss es! Echt!“, murrte ich. Gadget bäumte sich hünenhaft vor mir auf und kniff die Augen zusammen. Er steckte in einem mitternachtsblauen Anzug mit dazu passenden Lackschuhen. Wie zum Geier hatte er so schnell ein Outfit zusammensammeln
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