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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Vasen verströmten einen betörenden Duft und sahen wirklich hinreißend aus.
„Hinreißend?“, murmelte ich und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Da hinten“, raunte Gadget mir ins Ohr. Ich hatte keinen blassen Schimmer wo er die beiden entdeckt hatte, denn meine Sicht wurde entweder von breiten, weißen Marmorsäulen oder herum wuselnden Kellnern mit beladenen Tabletts verdeckt. Wir schlängelten uns an zig besetzten Tischen vorbei und nahmen schließlich in einem Séparée Platz, dessen Trennwände auf Hochglanz poliertem Rotholz bestanden, in das man halbnackte Frauen mit hängenden Brüsten geschnitzt hatte.
„Ich dachte wir wollten an die Bar?“, zischte ich leise. Der Kellner bot an, den seidenen Vorhang zu schließen um uns ein wenig Ruhe zu gönnen. Zu meiner Überraschung stimmte Gadget zu. Bevor man uns allein ließ, zündete der Mann vier Kerzen an, die für meinen Geschmack eine viel zu romantische Stimmung verbreiteten.
„Du fühlst dich in diesen Sachen unwohl“, meinte er schlicht.
„Ach? Auf einmal interessiert dich, wie ich mich fühle?“
„Bonny sitzt zwei Tische weiter vorn“, erstattete er Bericht und ging nicht weiter auf meine Äußerung ein. Seine Stirn legte sich in erstaunlich tiefe Falten. „Deine Mutter … sie …“ Wie auf Kommando ertönte ihr mädchenhaftes Gelächter. Gadget verkrampfte sich. „Wie ist der Typ so?“ Ich nestelte an der vermutlich schweinteuren Gabel herum. Ihre Zinken waren so lang, dass man einem damit das Gehirn aus der Nase ziehen konnte.
„Er ist fett!“ Gadget lachte leise.
„Wäre mir gar nicht aufgefallen!“
„Ich weiß nicht was sie mit dem hier will! Ehrlich! Er ist ein ekeliger, alter Sack!“
„Er hat Geld, nehme ich an.“
„Mum ist nicht so eine!“, protestierte ich. „Sie hat sich noch nie etwas aus Geld gemacht. Sie war immer glücklich mit dem was wir hatten.“
Wieder kicherte sie, diesmal leiser. „Ach Charles! Du machst es mir wirklich nicht leicht!“
„Charles?“ Ich verzog angewidert das Gesicht. Gadget behielt seine Meinung für sich, schloss die Augen und lauschte angespannt dem Gespräch. Der gewaltige Bass ihres Chefs dröhnte unverkennbar durch das Restaurant.
„Ich kann dir so viel bieten. Dir und deiner Tochter!“ Und dann: „Wie alt ist sie doch gleich?“ Mums Antwort verstand ich nicht, brauchte ich auch nicht. Charles lachte laut. Geschirr klirrte. Mum stimmte kichernd mit ein.
„Sie klingt doch nicht verliebt, oder?“, flüsterte ich schrill. „Oh Gott, bitte nicht dieser Fettsack!“ Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Bitte, bitte nicht dieser Speckberg!“
„Charles! Also wirklich. Doch nicht hier!“
„Wieso nicht? Du … du riechst wie die kostbarste Rose der Welt.“
„Ich kotze gleich!“, konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Gadget schwieg. Ungeduldig schnippte ich mit den Fingern vor seinen Augen herum. „Hey du Prinz!“
Er blinzelte. „Prinz?“
„Ja. Du musst mit deinem blöden weißen Schimmel rüber reiten und meine Mum retten!“
Gadget verschränkte die Arme auf der weißen Tischdecke. „Sie ist nicht in Gefahr, Verry!“
„Ich will nicht dass der seine Wurstfinger nach meiner Mum ausstreckt!“ Er seufzte gedehnt und fuhr sich durch das dichte, dunkle Haar. „Das ist nicht meine Aufgabe!“
„Aber sie …“
„Verry!“ Jetzt lächelte er aufrichtig. „Deine Mutter ist fast dreißig. Sie ist alt genug um selber entscheiden zu können, wen sie will. Wenn sie diesen Fettsack will“, er spie das Wort mit ganzer Verachtung aus. „Dann ist das eben so! Sie ist erwachsen!“
„Ich kauf dir kein Wort ab!“, schnauzte ich. „Ich bin doch nicht blöd!“ Wütend starrte ich ihn an. „Du stehst auf sie!“ „Wer steht nicht auf deine Mutter? Sieh sie dir doch an!“
„Du bist so ein Lappen! Ziehst den Schwanz ein sobald ein anderer auf der Schwelle auftaucht, anstatt ihr dein Herz zu Füßen zu legen und ihr zu sagen, was du für sie empfindest!“
„Du bist ja eine richtige Romantikerin!“ Er nickte anerkennend.
„Du machst mich WAHNSINNIG!“, knurrte ich und stand auf. „Du bist perfekt für meine Mum! BASTA!“ Ich umfasste sein Handgelenk mit ganzer Kraft und zerrte ihn aus der Sitzecke. Er stolperte mir nach, was ziemlich bescheuert aussah. Wütend stampfte ich auf das Séparée zu, hinter deren Vorhänge, sich Mum und ihr Chef gerade aus mir unverständlichen Gründen amüsierten. Ich hörte Mum kichern und seufzen. Charles gab einen erstickten

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