In deiner Hand
auf Haiss. „Er kann dich dazu bringen Menschen zu töten, Verry. Dass Erik zu dem Zeitpunkt vor Ort war, war purer Zufall!“ Der Doktor rieb sich das spitze Kinn. „Oder der Vampir in der Fabrik! Erinnerst du dich? Du hast ihn mit einem Messer erstochen, Verry!“
„Ich wollte es!“, stieß ich hervor und presste die Hände flach gegen die Schläfen. Ich sah diesen Faith noch genau vor mir, spürte das Messer in meiner Hand.
„Nein!“, fuhr der Doktor mich an. „Malik hat dich in dem Glauben gelassen, dass diese Handlung von dir allein ausging. Er hat dich gesteuert! Er täuscht dich, Verry, ohne dass dir das bewusst wird! Malik ist ein ausgezeichneter Blender und er hat dich in der Hand!“ Er schob mich am ausgestreckten Arm vor sich her. „Brian berichtete mir, dass du versuchtest ihn anzugreifen.“ Hinter mir schnappte Haiss nach Luft.
„Wieso erfahr ich das erst jetzt?“, zischte er leise.
Verdammt! Diese Situation hatte ich total verdrängt. Nur das Loch im Teppich meines Zimmers würde mich immer daran erinnern, dass ich es für einen Augenblick lang erstaunlich normal fand, die Vampire dezimieren zu wollen und Gadget den Bauch aufzuschlitzen. Ich presste die Kiefer fest auf einander, denn dafür hatte ich ganz klar keine Erklärung. Beschämt senkte ich den Kopf. Doc tippte mir sanft gegen die Stirn.
„Damian Malik steckt in deinem Kopf und ob du es wahrhaben willst oder nicht, Sex ist die simpelste Lösung für dein Problem!“
„Das ist doch alles Bullshit“, rief ich wütend aus. Hatten alle den Verstand verloren? Eher würde ich von einem Hochhaus springen, als mich einem Kerl hinzugeben, um einen anderen loszuwerden. Allein die Vorstellung, mich freiwillig von einem anfassen zu lassen, verursachte mir brennende Magenschmerzen. Malik hatte mein Bedürfnis nach echter körperlicher Zuneigung ausgerottet! Und ausgerechnet Sex sollte gegen ihn helfen? Pah! Das war so lächerlich! Warum drehte sich auf einmal alles um meine Jungfräulichkeit? Gott, das war alles so zum Kotzen!
„Wie gesagt, niemand wird dich zu dieser Entscheidung zwingen, Verry! Die liegt ganz allein bei dir! Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet?“ Er machte auf dem Absatz kehrt. „Ich muss mich um meine Wachposten kümmern!“ Jenks verschwand nach draußen. Keiner sonst rührte sich.
Irgendwann klammerte sich der kleine Zwerg an mein Bein und schaute mit großen Kulleraugen zu mir hoch.
„Was machst du jetzt?“, wollte er wissen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich tonlos und strich ihm abwesend die dünnen Haare aus der Stirn.
„Ich habe versucht deine Mutter zu erreichen.“ Linda stellte sich neben mich und richtete Olivers Matrosenanzug. „Aber sie nimmt nicht ab.“ Mein Blick glitt von Lindas blondem Schopf zu Haiss, der reglos hinter dem Tisch stand. Er wirkte ziemlich verloren und ich hatte das dringende Bedürfnis irgendetwas Nettes zu sagen.
„Das hat nichts mit dir zu tun!“, versuchte ich zu erklären. „Ich kann es nur einfach nicht leiden, dass ich ständig an irgendwen gebunden werde. Kein Schwein fragt mich, ob ich das überhaupt möchte!“ Erik schüttelte müde den Kopf. „Du bist nicht an mich gebunden! Ich habe mir das genauso wenig ausgesucht wie du! Im Gegensatz zu dir, habe ich keine Wahl!“
„Aber ich … ich dachte das bedeutet …“
„Dass ICH an dich gebunden bin! Dein Blut ist das einzige was mich jetzt noch am Leben hält! Alles andere ist pures Gift für mich!“ Erik klang so verzweifelt, dass sich mein Herz zu einem Klumpen zusammen zog. Er stemmte die Fäuste auf die Tischplatte und senkte den verärgerten Blick. „Wie Linda schon sagte, für einen Vampir ist es ein Fluch!“ Als er den Kopf wieder hob, lächelte er traurig. „Ich bin abhängig von dir, Verry! Nicht anders herum! Ich habe keinen Einfluss auf dich! Auch wenn ich fühle, was du fühlst. Ich kann dich nicht manipulieren. Ganz davon abgesehen, dass ich das nie tun würde!“
Mit offenem Mund sah ich ihn an. Eine Hand auf den Kopf des kleinen Jungen gelegt.
„Für mich hat das überhaupt keine Konsequenzen?“
„Es hat für dich eigentlich nur Vorteile“, kam es leise von Linda. „Jetzt, wo die Bindung besteht, steht auch dir ein gewisses Maß an Heilkräften zu. Du wirst schneller sein als gewöhnlich. All das dient dem Zweck so lange wie möglich kräftig zu bleiben und den Vampir, der an dich gebunden wurde, mit frischem Blut zu versorgen. Auch wenn das etwas makaber klingen
Weitere Kostenlose Bücher