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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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ein Wolf in einem Zementblock. Ich wünschte, ich hätte das alles durch seine Augen sehen können. Ich wünschte, ich hätte mit absoluter Gewissheit die Wahrheit in den Herzen derer um mich herum erkennen können.
    »Ich glaube, du hast in dieser Angelegenheit nur wenig Entscheidungsfreiheit«, erwiderte er schließlich grimmig und warf Jack einen harten Seitenblick zu. »Ich bin der Meinung, du hast deinen Kampf selbst gewählt.«
    Wir mussten jede Sekunde bemerkt werden. Die hämmernde Musik und das Jaulen von synthetischen Gitarren machte mich schwindlig. Ich sah deformierte Rückgrate, aus denen Knochen herausragten, spitze Ohren, die mit Fell besetzt waren. In der Nähe setzte sich langsam eine junge Frau mit einem entzückenden Gesicht auf. Von ihren Schulterblättern hingen kleine, schillernde Flügel herunter: wie die von Libellen. Sie sahen aus, als wären sie nutzlos, reine Kosmetik.
    Magie, hatte Mr. Koenig gesagt. Weniger gewöhnliche Leben. Es würde Sie verblüffen, wenn Sie wüssten, wie viele sich nach solch einfachen Dingen sehnen.
    Ich vermisste meine Auseinandersetzung mit den Dämonen wirklich.
    Dann bückte ich mich zu Vater Lawrence herunter und ergriff seine Handgelenke. Dann hielt ich Jack meine rechte
Hand hin. Grant trat näher heran und packte fest meine Schulter.
    »Du weißt besser als ich, wie man dieses Ding benutzt«, sagte ich zu dem alten Mann, als sich seine Hand um meine schloss. Mit dem Daumen strich er nun ganz kurz über die silberne Sehne der Rüstung, die von meinem Ringfinger zu dem Armreif führte.
    »Aber dich mag es lieber«, erwiderte er.
    Einen Augenblick später waren wir verschwunden.
     
    Wir kehrten nicht in Jacks Wohnung zurück. Als wir aus dem Abgrund auftauchten, befanden wir uns in einem dunklen Treppenhaus mit rissigem Zement und abblätterndem Putz. Die Luft stank nach Abgasen. Neben mir klaffte eine offene Tür. Auf der anderen Seite sah ich ein Parkhaus, davor stand Grants Jeep.
    »Wir waren schon fleißig«, erklärte Grant und versuchte mir zu helfen, als ich Vater Lawrence unter den Armen packte und bis zum Jeep schleppte. Jack ging vor und beobachtete das Parkhaus.
    Ich warf Grant ein kurzes, ironisches Lächeln zu. »Aha. So viel also dazu, mir sofort zu Hilfe zu eilen.«
    Grant biss die Zähne zusammen. »Jack konnte dich nicht finden, jedenfalls am Anfang nicht. Und die Wohnung war nicht sicher.«
    »Wir können überall aufgespürt werden.«
    »Stimmt, aber das kostet Zeit«, warf Jack über die Schulter zurück. »Zeit, die wir brauchen, und sei es auch nur, um auszuruhen und zu planen.«
    Ich ersparte es mir, ihn zu fragen, warum wir zuerst hierhergereist waren, und warum die Männer an einen anderen Ort
gefahren waren, bevor sie sich auf die Suche nach mir gemacht hatten. Der Mechanismus, mit dem man die Abkürzung durch den Raum nahm, war ein Mysterium für mich. Es war weniger Wissenschaft als Magie. Aber ich nahm an, dass etwas an diesem Akt die Aufmerksamkeit von jenen weckte, die danach suchten. Wie zum Beispiel Mr. Koenig.
    Grant fuhr den Wagen. Sein Gehstock stand neben Jack, der auf dem Beifahrersitz saß. Ich leistete Vater Lawrence im Fond Gesellschaft. Seine braune Haut wirkte aschfahl, und er hatte Falten um die Augen, die vorher noch nicht da gewesen waren. Ich hätte ihm gern die Lippen zurückgezogen, um seine Zähne zu sehen, hatte jedoch zu viel Angst vor dem, was ich finden könnte.
    Wir verließen die Interstate-5 an der Port of Tacoma Road und bogen rechts auf die 509 ein, der wir folgten, bis sie in den Marine View Drive mündete. Grant fuhr in Richtung Ozean. Ich roch den Duft von frischem Holz. Überall am Strand befanden sich Holzhandlungen und Sägewerke neben Stahlfabriken und Chemiefirmen. Je weiter wir kamen, desto spärlicher wurden die Gebäude. Bis wir schließlich das Watt erreichten.
    Ich sah den Ozean und einen kleinen Yachthafen.
    Grant parkte den Jeep an der Chinook Landing. Jenseits der Meereszunge hinter den teuren Segelbooten und kleinen Yachten fielen mir die großen Frachtterminals und riesigen Schiffe ins Auge, die Stahlcontainern ähnelten, die sich langsam durch das Meer pflügten. Es gab eine ganze Menge von ihnen. Ich persönlich war kein Fan davon. Ich hatte genug mit meiner Angst vor dem Ertrinken zu tun.
    Keiner von uns stieg aus. Ich spähte durch die Scheiben und suchte nach Zeugen. Hier schien niemand herumzulaufen, aber einen bewusstlosen Mann am helllichten Tag zu einem Boot zu
zerren, das

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