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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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musste einfach Ärger hervorrufen. Und es war noch früher Nachmittag. Erst in einigen Stunden würde es dunkel werden. Wir konnten doch nicht ewig hier herumhocken.
    »Er ist betrunken, verstanden?«, fragte ich, während Jack die Augen schloss. »Das ist die Geschichte, falls jemand uns fragt, warum wir einen Priester herumschleppen.«
    »Ich würde es glauben«, erwiderte Grant trocken.
    Jack rieb sich die Schläfen und schlug die Augen auf. »Niemand ist hier. Wir sollten uns beeilen.«
    Ich reagierte - und während ich Vater Lawrence’ schlaffen, schweren Körper über den Kies des Parkplatzes zum Dock zerrte, ignorierte ich den Eindruck, man habe mir eine Zielscheibe auf den Rücken gemalt. Es regnete nicht, aber die Luft fühlte sich in meinen Lungen kalt an. Dafür war ich dankbar. Der Priester war sehr schwer. Ich bezweifelte, dass Grant ihn hätte schleppen können, selbst wenn er zwei gesunde Beine gehabt hätte.
    Jack führte uns zu einer Yacht. Es war ein weißes Boot aus Fiberglas, mehr als zwanzig Meter lang und mit einer vollständig geschlossenen Brücke. Ich konnte hinter den getönten Scheiben nichts erkennen, spürte jedoch, dass uns jemand beobachtete. Natürlich. Byron öffnete die Tür und trat heraus. Der Wind wehte ihm sein dunkles Haar über die Augen. Er starrte zuerst mich und dann den bewusstlosen Priester zu meinen Füßen an.
    »Hey«, begrüßte ich ihn verlegen. Ich hatte keine Ahnung, was er denken mochte. Tu das nicht, wenn du erwachsen bist, hätte ich ihm gerne gesagt. Sei nicht so wie ich.
    Hinter dem Jungen tauchte Killy auf. Erneut war ich überrascht, sie zu sehen. Ihr schwarzes Haar war zerzaust, ihre Kleidung zerknittert. Eine tiefe Falte hatte sich zwischen ihren Augen
gebildet, und ihr Blick wirkte noch immer schmerzerfüllt. Als sie Vater Lawrence sah, hellte sich ihre Miene auch nicht gerade auf.
    »Mist!«, stieß sie hervor und lief zur Leiter.
    Wir mussten alle zusammenarbeiten, um den Priester an Bord zu hieven. Er wurde wach, als wir ihn an Deck zogen, und Killy, die einen Arm unter seine Achsel gehakt hatte, erblasste. Ich stand neben ihr, und außer mir bemerkte es niemand, nicht einmal Byron. Er stand auf der Mole und schob die Beine des Priesters hoch.
    »Was ist?«, fragte ich sie leise.
    Sie warf mir einen unbehaglichen Blick zu. »Schnell!«
    Ich biss die Zähne zusammen, stemmte meine Füße auf das Schiffsdeck und zog mit aller Kraft. Vater Lawrence glitt wie ein fetter Seehund an Bord, aber ich hörte nicht auf zu ziehen. Ich zerrte den Mann zur Brücke und dann zur Kabine des Bootes. Killy lief voraus, und als ich mit dem Priester die Tür erreichte, tauchte sie wieder auf. Sie hielt ein Tau in der Hand, ein dickes, grünes Tau, wie man es für Krabbennetze verwendet.
    Ich drehte Vater Lawrence auf den Bauch, und ohne ein Wort zu sagen kniete sich Killy hin und band ihm seine Handgelenke auf dem Rücken zusammen. Er stieß einen leisen Laut aus, während sie ihn fesselte, dann warf sie mir das Ende des Taus zu. Ich fesselte seine Knöchel und wickelte das restliche Seil um ihn herum. Vater Lawrence würde sich höchstens noch herumrollen können, mehr aber sicher nicht.
    Byron erschien in der Tür, gefolgt von Jack. Grant war nur einige Schritte hinter ihnen und keuchte schwer. Vermutlich, weil er die Leiter hatte hochklettern müssen, so sagte ich mir, ahnte jedoch, dass mehr dahintersteckte. Er war viel zu blass. Ob er in der vergangenen Stunde wieder Blut gespuckt hatte?

    Killy stieß einen erstickten Laut aus. Ich drehte mich herum. Vater Lawrence’ Augen waren geöffnet. Seine Pupillen wirkten schwarz, seine Iris jedoch blutrot und von Gold gesäumt. Er wand sich in den Fesseln, starrte uns wild an, bis sich sein Blick schließlich auf Killy konzentrierte. Unter diesem Blick stand sie wie angewurzelt da.
    Dann stürzte er sich auf sie. Er benahm sich nicht wie Vater Ross oder die Männer in der Bar von Shanghai, die sich wie Haie bewegt hatten, pfeilgerade und unglaublich schnell. Etwas Gröberes katapultierte Vater Lawrence vorwärts, es hockte in ihm. Ich sah, wie sich die Haut auf seinen Handrücken bewegte und aufriss. Braunes Fell quoll daraus hervor.
    Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Ich zuckte vor und packte ihn am Kragen. Aber er war einfach zu stark, und so riss der Stoff. Er schoss über die Brücke, während Killy rückwärtskrabbelte. Sie schrie seinen Namen, ein einziges Mal. All diese Taue und Knoten nützten überhaupt

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