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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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jemals erlebt hatte. Es setzte mir genauso zu wie der Mord an meiner Mutter, nur auf eine andere Art, eine, die nichts mit Liebe oder Trauer zu tun hatte.
    Ich war einmal lebendig begraben worden. Eingeschlossen in einer Art von Sarg, unfähig zu sprechen, unfähig auch zu atmen. Ich bekam nur die Luft, die mir die Jungs gaben. So hatte ich eine lange Zeit verbracht, Monate vielleicht oder Jahre. Im Labyrinth verstrich die Zeit anders. Hätte ich mich nicht selbst befreit, ich wäre dort mit Gewissheit für immer vergraben geblieben.
    »Ich hatte irgendwann das Bewusstsein verloren.« Grant beugte sich vor und blickte suchend in mein Gesicht. »Ich bin nicht weit entfernt von hier aufgewacht. Hätte ich seine Aura nicht gesehen, dann hätte ich niemals … darin nach ihm gesucht.«
    »Du wünschst dir, du hättest ihn niemals gefunden«, flüsterte ich. Ich begegnete Cribaris Blick, der mich so schmerzhaft traf wie ein Messerstich in den Magen. Ich hatte Angst, den Priester anzusehen, Angst vor meinen eigenen Erinnerungen und auch vor den Empfindungen, die er mir eingeflößt hatte.
    »Ich wünsche mir viele Dinge«, antwortete Grant barsch. »Ich bin hiergeblieben, bis Jack aufgetaucht ist. Ich glaube, ich war kurz davor, Antonys Leben für immer ein Ende zu bereiten.«

    »Warum hast du es dann nicht getan?«
    Er sah mich ruhig an. »Jack zufolge gibt es da ein Versprechen.«
    Ich atmete langsam aus. Zee und die anderen hockten vor dem Felsen und starrten Cribari an. Meine kleinen Wölfe. Sie zogen mit ihren Klauen Furchen durch die Erde, die Stacheln auf ihrem Rücken waren aufgerichtet und zitterten, dabei knurrten sie tief. Der Priester starrte sie an, und das Gewicht seiner wütenden Hilflosigkeit war entsetzlich.
    »Scharfer Mann«, schnarrte Zee. »Eine Blutschuld muss bezahlt werden. Deine Art … Daran ist unsere alte Mutter gestorben.«
    Ich packte Zees Schulter und zwang ihn, mich anzusehen. »Kannst du ihn befreien? Den Stein von seinem Körper wegreißen?«
    Rohw und Aaz schlugen mit ihren Fäusten auf den Fels neben Cribaris Gesicht. Brocken flogen herum, und der gefangene Priester kniff kurz die Augen zusammen. Die Zwillinge kicherten.
    »Stopp!«, fuhr ich sie an. »Das ist nicht komisch.«
    »Jetzt oder später, tot ist tot.« Zee warf Cribari einen Blick über die Schulter zu. »Stein wird brechen. Wenn der Stein bricht, bricht er auch. Ist immer noch tot. Du hast es versprochen.«
    »Dann lasst Antony langsam sterben«, sagte Grant, »oder tötet ihn schnell und schmerzlos.«
    Ich sah Grant erschreckt an. Cribari schnaubte, Schleim blubberte aus seinem Nasenflügel. Seine blutunterlaufenen Augen wirkten hasserfüllt. Mary kniete ein Stück abseits und hämmerte ihr Steinmesser in den Boden. Sie betrachtete Cribari ohne Emotion, obwohl ihre Augen glitzerten und sie plötzlich in aller Zufriedenheit den Mund verzog.

    »Gebrauchter Mann«, flüsterte sie. »Gabriels Hunde sind gekommen.«
    Grant näherte sich langsam dem Felsen und blieb kaum dreißig Zentimeter davor stehen. Er bückte sich und starrte Cribari in die Augen. Der Priester beobachtete ihn, wobei seine Lider zuckten, was irgendwie dieselbe Wirkung hatte wie ein Schrei.
    »Da sind wir also«, sagte Grant ruhig. »Du musst dich für eine Menge Dinge rechtfertigen, Antony.«
    Cribari blinzelte nicht, ob aus Trotz oder Furcht, das wusste ich nicht. Schweiß lief seine Stirn herab und sammelte sich um die Augen. Grant beugte sich noch nicht vor. »Es ist einfacher für mich, wenn du tot bist. Bist du tot, dann kann ich dir nichts tun. Und ich will dir etwas tun, Antony. Ich bin nur ein Mensch, ich bin schwach. Wie du auch schon gesagt hast, vor all den Jahren. Dem Teufel geweiht. Das glaubst du immer noch. Du hast Angst vor all deinen Geheimnissen, die ich doch sehen kann.«
    Grant lächelte. Es war ein furchteinflößendes Lächeln, weil es ehrlich gemeint war; sein Lächeln war eine Waffe, wie das Zwinkern eines Henkers, kurz bevor er die Axt herabsausen lässt. »Ich würde gerne auch beenden, was ich begonnen habe. Weißt du noch, wie es sich angefühlt hat, Antony, als ich mich in deiner Seele befand?«
    Cribari blinzelte schnell. Zee lachte - es war ein hartes, kaltes Lachen, das wie zerbrechendes Glas klang. Rohw und Aaz lungerten im Gras und grinsten Cribari an, während sie sich beiläufig mit Stacheln piekten, die sie sich aus ihrem Rücken gezogen hatten. Dek und Mal hingen von meinem Hals herab und sangen Gladys Knight’s

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